ZIP TANG - Das Reboot
Mehr über Zip Tang
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 28.06.2013
- Grain Of Sand
- Atmosphaerae
- Butterfly Tatoos
- Massive Hole
- Stop Feeling
- 10,000 Nachos
- Thorazine Dip
- Little Tiny Fishes
- Three More Days
- Stop Feeling (Reprise)
- Animal
- I'm Still Here
- Outro
Ein originelles Progalbum, das viele verschiedene Blickwinkel bietet. <br />
Wenn man mal Rezensionen zum Namen ZIP TANG gelesen hat und weiß, dass er irgendetwas mit progressiver Musik zu tun hat, stellt man sich vielleicht abgedrehte Sounds, freakige Musik mit Jazz-Einflüssen und/oder Mucke á la Frank Zappa vor. Hinter einem Albumtitel wie "Das Reboot" könnte man dann sogar Krautrock vermuten. Nun ist "Das Reboot", das vierte Album von ZIP TANG, mein Erstkontakt und ich bin einigermaßen verwundert, dass das Gehörte gar nicht so sehr den oben formulierten Erwartungen entspricht. Es ist sogar besser!
Ein laszives Saxophon eröffnet die Scheibe, doch keine Angst, jegliche Softporn-Assoziationen werden nach zehn Sekunden durch einen prägnanten Bass, groovig-proggiges Schlagzeug und verspielte, effektbeladene Gitarrenarbeit weggeblasen. 'Grain Of Sand' erinnert mich ein wenig an neuere SPOCK'S BEARD, nur besser. Allein das überragende Saxophonsolo ist mir schon eine Kaufempfehlung wert. Beim relaxten und obercool wirkenden Bassriff von 'Atmosphaerae', über das psychedelische Synthies und warme Leadgitarrenlicks gelegt werden, wähnen wir uns dann auf einmal bei PORCUPINE TREE zu "Signify"/"Stupid Dream"-Zeiten. 'Butterfly Tattoos" baut sich nach einem wiederum bassbetonten Beginn zu einem Soundungetüm mit vielen Improvisationen im Stile von MARS VOLTA auf, wobei die Stimme immer wieder aggressiv ausbricht. Das ist alles sehr toll, auch klanglich! 'Stop Feeling' beginnt dann mit schönen Akustikgitarren und entwickelt sich zu einem fetten, oktopisch-schwergewichtigen Rockbolzen im Stile von AMPLIFIER. Bis jetzt bin ich begeistert, werden doch all meine Lieblingsbands auf eine ureigene Weise zitiert. Danach klingt ZIP TANG dann aber doch ein bisschen so, wie ganz oben erwartet.
Mit dem freakigen und mit verzerrtem Gesang unterlegten '10000 Nachos' beginnt leider ein Bruch, der das Album aus dem Schwung bringt. Denn danach wird es wirr, das bis dahin wohlig angenehme Saxophon klingt beim TOOLigen 'Thorazine Drip' jetzt aggressiv und schräg wie manchmal bei DIABLO SWING ORCHESTRA und die folgenden Kurztracks sind entweder recht rauh und sperrig-zappaesk, kauzig-funny à la PRIMUS oder sind abgedrehte Klangcollagen. Irgendwie schon cool, aber so richtig zünden will das leider nicht. Erst das abschliessende, epische 'I'm Still Here' mit seinen hörenswerten Satzgesängen knüpft wieder an die ersten ersten vier Song-Granden an.
Zusammengefasst bietet "Das Reboot" also zwei recht unterschiedliche Albumhälften und wäre wie geschaffen für eine Vinylausgabe. In der ersten Hälfte und ganz am Ende bekommt man 'ernsthaften' crème de la crème-Prog, den jeder, der etwas mit den genannten Referenzbands anfangen kann, hören MUSS (10 P). Die zweite Hälfte ist dann eher für Spezialisten, Käuze, Freaks und sonstiges Getier, das abgefahrene Experimente mit einem Schuss augenzwinkerndem Humor mag (7 P). Insgesamt also ein kunterbunter Ausflug in alles, was in den letzten Jahrzehnten irgendwie als 'progressive' galt und deshalb cool!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker