ZMERNA - Polydirectional Lines
Mehr über Zmerna
- Genre:
- Neo Progressive / Post Metal / Djent / Instrumental
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Spreading Dysphoria Industries
- Release:
- 10.05.2014
- Adrenaline
- Crystalline
- Bloodline
- Underline
- Borderline
- Redline
- Deadline
- Offline
Technischer, kalter Mitzähl-Metal.
ZMERNA ist das Einmannprojekt von Manthos Stergiou, seines Zeichens Gitarrist bei den griechischen Experimental-Metallern von LUNATIC MEDLAR. Auf seiner privaten Spielwiese tobt sich Herr Stergiou im, wie er es selbst nennt, instrumentalen Neo-Progressive Post Metal aus. Mit harten Djent-Riffs à MESHUGGAH und komplexen Klanggebilden wie jenen von TESSERACT oder ANIMALS AS LEADERS lässt der Südeuropäer auf seinem Solo-Debüt "Polydirectional Lines" abstrakte musikalische Welten entstehen, die allerdings keine nennenswerten Gefühlsregungen aufkommen lassen.
Die atmosphärische Weltraumhatz 'Adrenaline', mit der das Album eröffnet wird, vermag mit vertrackten Rhythmen, harten Gitarrenschüben und polyphonen Klanggebilden zunächst zu faszinieren. Intelligent ist das auf alle Fälle, was Manthos Stergiou hier im Alleingang auf die Beine gestellt hat. Allerdings krankt bereits der Opener an der hohen Hürde sämtlicher Instrumental-Projekte: Wo auf Gesang verzichtet wird, lastet die Bürde, Emotionen zu erzeugen, allein bei den Instrumentalisten. In vielen Fällen gelingt dies nur bedingt – so auch im Falle von "Polydirectional Lines". Und selbst wenn wir 'Adrenaline' nur als Hinführung an das Thema verstehen mögen, wird schon beim folgenden 'Crystalline' noch eine weitere Problematik offenkundig: Mathematische Strukturen, zerbrochen von hämmernden Stahlsaitern und umschmeichelt von sphärischen Synthesizer-Klängen, das lässt sich vortrefflich analysieren und zerlegen, doch begeistert vom Hocker springt da wahrscheinlich niemand. Trotz anerkanntermaßen anspruchsvollem Songwriting: Die Emotionen kochen auf Sparflamme, für größere Gefühlswallungen ist ZMERNA einfach zu kalt im Sound. Stergious Landsmänner von SLAVEATGOD haben auf ihrer jüngsten Veröffentlichung gezeigt, wie Tech Metal mit atmosphärischem Touch klingen und wirken kann. Dagegen fällt "Polydirectional Lines" einfach zu klinisch-steril aus. Musik wie aus dem Labor. Und wie bei Djent häufig der Fall, fehlen auf diesem Album neben dem Gesang auch instrumental die großen, gefühlsbetonten Melodien.
Eine herausragende Gesangsleistung hätte aus "Polydirectional Lines" möglicherweise ein starkes Album gemacht. Stergiou versteht sein Handwerk; in der Theorie ist sein Soloprojekt auf alle Fälle konkurrenzfähig. Doch trotz objektiv ordentlicher Einzelnoten mutet das konzeptartige Album (alle acht Tracks enden gewitzterweise auf "-line") wie eine mathematisch-musikalische Studie an, sperrig, gewalttätig und kalt wie Algebra. Wer also beim Musikhören gerne mitzählt, wer auf Gesang verzichten kann, wem 4/4-Takte ein Graus sind und komplexe Djent-Rhythmen Freude bereiten, der ist mit "Polydirectional Lines" gut bedient. Die Allgemeinheit dürfte mit den schwedischen Genre-Urvätern von MESHUGGAH, den spannenden ANIMALS AS LEADERS oder leichter konsumierbarer Kost wie SLAVEATGOD besser bedient sein.
Anspieltipps: Adrenaline, Bloodline
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause