ZODIAC (D) - Sonic Child
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2014
Mehr über Zodiac (D)
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records (Universal)
- Release:
- 19.09.2014
- Intro: Who I Am
- Swinging On The Run
- Sonic Child
- Holding On
- Sad Song
- Out Of The City
- A Penny And A Dead Horse
- Good Times
- Rock Bottom Blues
- Just Music
Münster's Finest.
Wenn es eine Band gibt, die mich im Classic/Blues-Rock-Bereich in den letzten Jahren wirklich vollends begeistern und sich dabei von der Masse an Retro-Gruppen abheben konnte, dann ZODIAC aus dem Herzen Westfalens. Sowohl das Debüt "A Bit Of Devil" als auch das Zweitwerk "A Hiding Place" konnten mit jeweils leicht unterschiedlichen Akzenten durch eine angenehme Unaufgeregtheit und Souveränität überzeugen. Nun folgt mit "Sonic Child" das dritte Album binnen drei Jahren. Bemerkenswerter Arbeisturnus.
Dass die Qualität darunter keineswegs leidet, davon kann sich jeder auf dem vermeintlich richtungsweisenden dritten Album selbst überzeugen. Schaut euch das Artwork an, schmeißt die CD in den Player und lasst euch ab dem Intro davon tragen. Denn was im Prinzip eh klar ist, wird auf dieser Platte mehrfach ganz deutlich angesprochen: Musik ist das allergrößte. Was im ersten richtigen Song, 'Swinging On The Run', in der zweiten Hälfte abgezogen wird, unterstreicht diese These beeindruckend. Da wird nach dem wunderbar rockig-eingängigen Beginn so gefühlvoll soliert, dass jeder Ton fast schon wieder ein Solo für sich ist. Dynamik, Melodie, instrumentaler Unterbau – hier stimmt alles. Das ist Musik wie eine kuschelige Decke: Ist man für einen kurzen Moment in den Genuss gekommen, möchte man die Wärme eigentlich nie wieder loslassen.
Der Titeltrack und 'Holding On' sind im Anschluss daran vergleichsweise unspektakulär und eingängig, gehen jedoch insbesondere dank der warmen und zugleich kraftvollen Stimme von Nick van Delft ebenfalls sehr gut ins Ohr – und auch weiter den Körper hinunter. Mit 'Sad Song' wird das Repertoire dann um eine – man mag es kaum glauben – melancholische Akustikgitarren-Ballade erweitert. Der spartanische Piano-Einsatz in 'Out Of The City' verleiht diesen Track zum ersten Mal eine leicht bluesige Note, ohne dass er wirklich in diese Kategorie passt. Ebenfalls ein richtig guter Rock-Song.
"Oh woman, where have you gone with that pile of gold": Diese Zeile im bluesigen Country-Stil vorgetragen ist schonmal einen dicken Grinser wert. Mit laufender Zeit nimmt 'A Penny And A Dead Horse' (insbesondere auf den Trommeln) jedoch noch richtig Fahrt auf und entwickelt sich zu einem weiteren Anker auf "Sonic Child". Und selbst ein eher durchschnittlicher Song wie 'Good Times' hat ein Solo parat, dass einen diesen niemals skippen lassen wird.
Das ambitionierteste Lied ist dann sicher der Neunminüter 'Rock Bottom Blues', der jedoch nicht so einschlägt, wie er vielleicht könnte. Über weite Teile haben wir es hier mit der kleinen Schwester vom Übersong 'Coming Home' (vom Debüt) zu tun, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen. Das ist alles mit Gefühl gespielt, bluesig (ach was?!), aber leider nicht vollständig mitreißend. Ein kleines Bisschen gilt dies auch für 'Just Music', dem man jedoch seine Unbekümmertheit zugute halten muss. Mit 'Not Fragile' und 'Shine' beschließen zwei ordentliche bis gute ZODIAC-Songs "Sonic Child".
Unterm Strich bleibt also ein starkes Album, das extrem abwechlungsreich durch die Pendeltür des Saloons kommt und sich stilistisch irgendwo zwischen den beiden Vorgängern verorten lässt. Die erste Hälfte ist für mich quasi makellos, die zweite gut. Hätte ZODIAC zwei erste Hälften komponiert, würden wir uns hier vermutlich über eine noch ganz andere Note unterhalten müssen. Dass ich dennoch achteinhalb Zähler vergebe, sagt vor allem eines aus: Die Münsteraner haben ihr drittes fabelhaftes Album binnen drei Jahren veröffentlicht. Und das sage ich als jemand, der in diesem Stil nun alles andere als zuhause ist. Chapeau, meine Herren!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang