ZOMBI - Spirit Animal
Mehr über Zombi
- Genre:
- Ambient / Elektro / Progressive Rock
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 06.02.2009
- Spirit Animal
- Spirit Warrior
- Earthly Powers
- Cosmic Powers
- Through Time
Immer so viel malträtierendes Geknüppel! Da braucht man doch mal eine gepflegt-snobistische Verschnaufpause. Oder nicht?
Ist das da etwa der neue Soundtrack einer romantisierten Version von Stanley Kubrick’s "Clockwork Orange"? "Spirit Animal" nennt sich das mir hier vorliegende Werk der amerikanischen Dark-Ambient-Progressler von ZOMBI. Der Name scheint ebenso phantastisch frei gewählt wie insgesamt die Konzeptualisierung der auf dem Silberling enthaltenen Musik. Nicht nur das Design des Covers – ein im Vordergrund befindlicher, reitender, sich von keiner Naturgewalt stoppender Elefant, sowie im Hintergrund ihn nach vorne peitschende elektrische Entladungen und staubiger Boden –, sondern insgleichen die Kernmaterie der kunstvoll miteinander verflochtenen Töne haben etwas Besonderes. Eine Beiläufigkeit, die vielleicht noch erwähnenswert wäre, ist die Tatsache, dass jene zwei Zombi-Musiker neben Bands wie ORIGIN, CEPHALIC CARNAGE oder PIG DESTROYER zusammen in einem Backkatalog einer eher „krachfusionistischen“ Plattenfirma verwaltet werden, nämlich RELAPSE. Es ist echt schon verrückt, wie Labelextremisten solch ausgesucht und auch durchaus für Nonkrachfetischisten ansprechende Musik in ihr Programm aufnehmen (aber im Grunde genommen: wen wundert’s denn „gerade jetzt“? So sind doch schon beispielsweise DYSRHYTHMIA bei ihnen untergebracht)… Der Hintergedanke erschließt sich mir spekulativ nicht ganz, doch insgeheim freut’s mich, denn ZOMBIs "Spirit Animal" ist einfach die perfekte, nahezu makellose Verschnaufphasenplatte nach einem exzessiven, durch das ganze Zimmer gemoshten Hörerlebnisses einschlägig bekannter Knüppelhaudegen.
Der ohne Scheuklappen versehene Metalhead wird definitiv seine Freude an dieser tonaleloquenten und meditativen Soundkollage der Ausnahmekunst finden. Man male sich diesen Hörgenuss allegorisch in etwa so aus: Die Anlage ist voll aufgedreht, man ist wie ein 70iger-Hippie voll gedröhnt mit bewusstseinserweiternden Rauschmitteln, zerschlägt nahezu die gesamte Wohnungseinrichtung, schreit wie ein unzivilisierter Urmensch aus tiefster Seele, schwebt bangend mit konvulsivischen Zuckungen kunstvoll-choreographisch über jeden einzelnen Zentimeter… die Dampfwalzengrille hat den Zenit ihrer Spielzeit überschritten und man liegt einfach nur noch tot in der Ecke. Aber irgendwie muss man ja schließlich auch zurück ins Leben. Also begibt man sich abgehärmten Leibs zur eigenen Plattensammlung, zieht den reitenden Elefanten namens ZOMBI raus, schmeißt ihn in die Anlage und versucht wieder ein bisschen runterzukommen. Man lauscht ganz aufmerksam und mit dem Verklingen des letzten Tons schläft man ein…
Okay, jetzt mal ganz undichterisch auf den Punkt: Wer sich unter elektronisiert-industrialisierten Progressive-Rock mit gekonnt aufgeschichteten Ambient-Elementen etwas vorstellen kann und es sich so gut wie möglich realisiert vorstellt, wird mit dem Animus "Spirit Animal" eine entbürdende und die Hektik des Alltags versüßende Reise in ein Reich außergewöhnlichen Sounds erleben. Und obzwar das Album in fünf Tracks aufgespaltet ist, stelle man sich das Ganze bitte mehr im Sinne oben beschrieben Elefantentrips vor. Der rast auch entgegen aller Naturgewalt und macht erst halt, nach dem Erreichen seines Zieles!
- Redakteur:
- Markus Sievers