... AND OCEANS - Cosmic World Mother
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2020
Mehr über ... And Oceans
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 08.05.2020
- The Dissolution Of Mind And Matter
- Vigilance And Atrophy
- Five Of Swords
- As The After Becomes The Before
- Cosmic World Mother
- Helmintheasis
- Oscillator Epitaph
- In Abhorrence Upon Meadows
- Apokatastasis
- One of Light, One of Soil
- The Flickering of Lights
Wer den symphonischen Black Metal der späten Neunziger vermisst, wird hier perfekt bedient.
Anno 1995 in Finnland als Black-Metal-Band gegründet, durchlebte ... AND OCEANS eine durchaus wechselhafte und turbulente Geschichte, welche die Truppe zunächst weit vom Ausgangsstil weg in zunehmend elektronisch und industriell geprägte Dimensionen entführte, was sich dann auch zunächst am Wechsel zunächst des Bandlogos und schließlich gar in der Umbenennung in HAVOC UNIT bemerkbar machte. Als der Erfolg überschaubar blieb und man sich wohl auch ein wenig in der kreativen Sackgasse wiederfand, wurde schließlich nach Veröffentlichung des Debütalbums der HAVOC UNIT der Stecker gezogen, und wenig wurde seither aus dem Camp der Finnen gehört.
So mag es durchaus als Überraschung durchgehen, dass sich die beiden Gründungsmitglieder Teemu Saari und Timo Kontio vor Kurzem wieder fanden und beschlossen, es über zehn Jahre nach dem vorübergehenden Schwanengesang nochmals mit ... AND OCEANS zu versuchen. Zunächst gab es vergangenes Jahr einen kleinen Vorgeschmack in Form einer Single mit zwei Neueinspielungen vom 1998er-Debütalbum "The Dynamic Gallery Of Thoughts", die durchaus als Statement zu verstehen waren. Denn der Neuanfang der Band setzt tatsächlich dort an, wo die Irrfahrt nach 1998 begann und klingt mehr nach dem Debütalbum und mit Abstrichen auch nach dem Zweitling "The Symmetry Of I", als das meiste von dem, was die Band in den Folgejahren so an Experimenten auf die Welt losgelassen hat.
Die Rückbesinnung auf den alten Bandnamen und das alte Bandlogo ist also konsequent, obgleich die Band auf drei Positionen gänzlich neu besetzt ist. An der prominentester Stelle dabei mit Front-FINNTROLL Mathias "Vreth" Lillmåns. Das fällt jedoch kaum ins Gewicht, denn "Cosmic World Mother" klingt so frisch wie gleichermaßen anachronistisch, serviert wird uns nämlich meist rasender und klirrender, urnordischer Black Metal, der allerdings differenziert und kristallklar produziert ist, ganz gleich wie stark am Anschlag die Verzerrung der Stromgitarren kratzt. Die elektronischen Spielerein von Keyboard, Gitarrensynths und Drumsamples entfalten eine mächtige Wirkung.
Wenngleich hier ein Trommler aus Fleisch und Blut zur Band gehört, kommt man nicht ganz umhin, eine Band wie MYSTICUM kurz als Referenz heranzuziehen, doch ist die Verarbeitung gewisser Industrial-Elemente nicht Gemeinsamkeit genug, um beide Bands in die selbe Kiste zu packen. Wo bei MYSTICUM ein gnadenloser, militaristisch-totalitärer Duktus herrscht, der die Welt in die Apokalypse stürzt, da wandeln wir mit ... AND OCEANS weit eher durch filigran gestaltete Kathedralen aus Eis. Durch symphonische Orchestrierungen der Keyboards streifen wir auch ansatzweise das mittlere Schaffen von DIMMU BORGIR und LIMBONIC ART oder die "Nexus Polaris" von THE KOVENANT.
... AND OCEANS' Comeback ist auf ganzer Linie gelungen und sollte jedem eine große Freude machen, der den symphonischen Black Metal Ende der Neunziger mit Klassikern wie "Spiritual Black Dimensions" lieben gelernt hat und seit geraumer Zeit ein wenig auf Entzug ist.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle