ØLTEN - Ambience
Mehr über Ølten
- Genre:
- Post Sludge / Instrumental
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Hummus Records / Membran
- Release:
- 02.11.2018
- Igelkott
- Raus
- Klark
- Lied
- Gover
- Sludge
- Popoutro
- Pope
Instrumentaler Sludge, so gut es geht.
Ihre Debüt-EP zierte noch das Szenenbild einer Bergsteigergruppe vor einem kargen Gebirgsmassiv - einen kurioseren Kontrast hätten die Eidgenossen ØLTEN für ihr neues Werk daher kaum wählen können: ein Wartezimmer mit Plastiksesseln und pastellfarbenen Wänden. Die Musik ist indes dieselbe geblieben: Erneut zelebriert die Truppe aus dem Alpenstaat ihre bedrohlich malmenden Sludge-Instrumentals mit markantem Bassdröhnen und treibendem Schlagzeugspiel, erneut versehen mit bizarr anmutenden Songtiteln, erneut in bester Genretradition fern jeglicher Besinnlichkeit und Lebensfreude. Das Cover steht der bösartigen Atmosphäre der acht Stücke diametral gegenüber (wobei so ein Wartezimmer ja durchaus auch als Vorhof zur Hölle empfunden werden kann...), dafür wurde die Spieldauer der Songs im Schnitt auf fünf Minuten eingedampft, was für Sludge-/Post-Metal-Vertreter ungewöhnlich ist, am recht monotonen Gleichklang von "Ambience" jedoch nichts ändert.
Insgesamt scheint mir der Sound der Schweizer heuer etwas wärmer, organischer als auf dem eiskalt dröhnenden Vorgänger, und neben dem Coverartwork spricht auch der eine oder andere Songtitel für eine verstärkt ironische Gangart (eine Sludge-Nummer mit dem Titel 'Sludge', ein Lied, das 'Lied' heißt!!). Also doch ein klein wenig mehr Emotionen diesmal? Mitnichten. Auch wenn die Songs auf "Ambience" kompakter, das Artwork bunter, das Klanggewand erdiger gestaltet wurde, verkommt das Album bei mir schnell zur Hintergrundbeschallung. Einmal mehr vermisse ich bei einer – soundtechnisch übrigens hervorragend produzierten – Instrumentalveröffentlichung wie dieser den Gesang. Hätte CULT OF LUNA-Gitarrist Johannes Persson neben seiner Beteiligung an der ersten Single auch einfach ein paar harsche Vocals mit eingebracht, ginge "Ambience" locker als nächstes Album der schwedischen Genre-Urväter durch. Klar bleibt ØLTEN ein Fall für NEUROSIS- oder CULT OF LUNA-Fans, aber eben nur, wenn diese auf die emotionale Tiefe verzichten können, die das menschliche Stimmorgan in seinen abartigsten Ausprägungen mit sich bringt.
Vermutlich sollte ich in Zukunft die Finger von rein instrumentalen Veröffentlichungen lassen, denn letzten Endes überwiegt fast immer mein Frust über das ungenutzte Potential, dass die jeweilige Produktion bei Einbeziehung eines Sängers oder einer Sängerin hätte entfalten können. Das soll alle, die mit instrumentalem Sludge/Post Metal etwas anfangen können, aber nicht davon abhalten, sich mit "Ambience" auseinanderzusetzen. Präziser, stilsicherer lässt sich das instrumentale Gerüst von Sludge sicherlich nicht umsetzen. Was selbiges Gerüst allerdings zu transportieren imstande ist, sobald der Gesang ins Spiel kommt, wurde neben den Genrevorreitern auch von Bands wie DIRGE (IN) oder ELEANORA bereits eindrücklich unter Beweis gestellt. Da geht für mich einfach mehr!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause