DEFDUMP - This Is Forevermore
Mehr über dEFDUMp
- Genre:
- Hardcore/Prog
- Label:
- Winged Skull/Radar
- Release:
- 18.05.2007
- Baya California
- You Make Me Say Things I Don't Want To Say
- a) La Beauté Du Geste b) Ce Don De Se Sentir Seul
- a) Entre Las Estrellas b) Every Street You Walk
- a) Stealing Kisses b) To Part Ways c) The Tempest
- Walk On Water
- Reflection On Iris
- The Perfect Moment
- Lament Manifest
- Once You've Learned How To Let Go
- There Is Nothing Left To Lose
- Esse
- Mythen sollten Mythen bleiben
- The Things I Love The Most
- How Lonely I Really Am
DEFDUMP kommen aus dem beschaulichen Großherzogtum Luxemburg und haben einen prominenten Fürsprecher. SOULFLYs Max Cavalera hat sich als Fan des Quartetts geoutet und es auch gleich mehrfach eingeladen, mit seiner Mannschaft auf Tour zu gehen. Dass diese Slots den Jungs wirklich was gebracht haben, darf allerdings entschieden angezweifelt werden. Die Zahl der SOULFLY-Anhänger, die den Geschmacksnerven ihres Dreadlock-Vorbilds nach den Gigs Unfehlbarkeit attestiert hat, lag Städte übergreifend vermutlich auf Höhe des Durchschnittsalters bei ungefähr sechzehn bis zwanzig. Mit ihrem zum Teil in THE DILLINGER ESCAPE PLAN-Sphären verschwindenden Sound haben die Kerle quer durch die Hallen garantiert schockierte bis ratlose Gesichtsausdrücke geerntet. Was machen die da? Wie soll man dazu bloß hüpfen? Und Alter, warum hat der Gitarrist eigentlich keinen Rucksack?
"This Is Forevermore" ist aufgrund der vorherrschenden Hektik ein konsequentes Anti-Tanz-Scheibchen, allerdings kann man es nicht auf Abgepfiffenheits-Core nebst entsprechendem Geschrei reduzieren. Zerbrechliche Momente (wie in dem leisen 'Mythen sollten Mythen bleiben') lassen sich ebenso ausmachen wie rockiger, straighter New School Hardcore, ein paar Metal-Riffs und Intellektuellen-Rock-Spurenelemente. Dass die Scheibe dadurch in irgendeiner Form eingängiger wird, ist aber ein ganz übles Gerücht aus Mainstream-Land. Und spätestens am Ende des Openers 'Baya California' weiß man, warum Pascal Useldinger zu Beginn "So for what I've heard there's a party going on and I'm not invited" singt: Die Burschen sind unberechenbar und können jederzeit giftig werden. Dissonanzen, Geprügel, leicht angeschrägter Clean-Gesang, Ruhe, die nicht ruhig ist, Synth-Spielereien, Gekläffe und allerlei Taktwechsel sind nicht der Stoff aus dem Partyträume sind – außer man hat im Sinn, alles niederzubrennen.
Nach ausgedehnter Eingewöhnung, die hier unbedingt vonnöten ist, verankert sich die Platte schließlich doch irgendwie im Unterbewusstsein und man wird einige Melodien und Parts aufspüren können, die einen lange verfolgen und somit trotz allem wohl als einprägsam zu bezeichnen sind. Oftmals ist dieser Wiedererkennungseffekt eng an die entsprechenden Textstellen geknüpft. Und müsste ich Punkte verteilen, gäbe es für die Lyrics einen halben Extrazähler. Die existentialistische Konzeptstory um die beiden Hauptfiguren Appolleon und June, die bereits auf der 2005er "Makeshift Polaris"-EP ihren Anfang nahm (zwei der Tracks der eigenproduzierten Scheibe sind auch auf "This Is Forevermore" zu finden), hat Tiefe, ist nicht zu abgehoben und nimmt im Booklet abgedruckt nicht einfach Platz weg wie bei vielen anderen Klappspaten, die nur nicht die Coolness haben, "Lallala" und "Nanana" zu singen, obwohl's mit ihren Ergüssen inhaltlich deckungsgleich wäre.
Experimentierfreudige Hardcoreler, die extra für REFUSED- und THE DILLINGER ESCAPE PLAN-Dreher 'ne Vitrine in der Bude stehen haben und auf Zuck-Strategen wie THE FALL OF TROY können, sollten sich dieses phasenweise stressige, aber vielschichtige und hörenswerte Album an Land ziehen – am besten in der limitierten Doppel-CD-Version. Da ist die Musik zwar etwas unpraktisch verteilt (der Audioteil des ersten Rundlings umfasst nur 19 Minuten), aber im Gegenzug findet man in der Multimedia-Sektion neben einer Band-Biographie, drei Videos und einem kurzen Tourfilm auch noch eine um zusätzliche Essays ergänzte Version der Story im PDF-Format. Lohnt sich, das Package!
Anspieltipps: Hört euch 'The Things I Love The Most' und 'You Make Me Say Things I Don't Want To Say' auf der DEFDUMP-Homepage (mehrmals!) an. Danach ist klar, was zu tun ist – so oder so.
- Redakteur:
- Oliver Schneider