REGARDE LES HOMMES TOMBER - Regarde Les Hommes Tomber
Mehr über regarde les hommes tomber
- Genre:
- Post Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Les Acteurs De L'Ombre Productions/ Plastic Head
- Release:
- 30.03.2013
- Prelude (Intro)
- Wanderer Of Eternity
- Ov Flames, Flesh And Sins
- Seet Thoughts And Visions
- Regarde Les Hommes Tomber (Instrumental)
- A Thousand Years Of Servitude
- The Fall
Düstere Vision vom Anbeginn der Menschheit
Mit REGARDE LES HOMMES TOMBER – "sieh die Menschheit fallen" – und ihrem gleichnamigen Debüt-Album veröffentlicht das französische Exzentriker-Label LADLO-Productions im Vergleich zu ihren aktuellen Outputs von PENSÉES NOCTURNES bzw. WAY TO END ein etwas aus dem Rahmen fallendes Werk, welches gleichzeitig ähnliches vor hat: Die Grenzen des Black Metal sprengen – diesmal aber nicht über verquere, neo-klassische Harmonien und Arrangements sondern durch die Fusion von Black Metal, Sludge und Post-Hardcore zu einem nihilistischen, schwarzen Loch.
Nach 'Prelude' – einem, wie es der Titel schon andeutet, rein instrumentalem Vorspiel mit monoton-repetitiven Soundwällen, die von Gitarre, Bass und Schlagzeug aufgetürmt werden – beginnt der 'Wanderer Of Eternity' seinen alles zermalmenden Marsch in gemessenem Tempo, unter einem Himmel aus flirrend-dissonanten Gitarren, die mal tremolieren, mal offen angeschlagene Akkorde oder nur Töne in ein Ganzes verlaufen lassen. Der Sound ist dreckig, lässt aber Raum für die Gitarren, Schlagzeug und vor allem den Bass, welcher eine tragende Rolle durch das komplette Album übernimmt und gerne, besonders einleitenderweise, auch mal die Führung übernimmt. So zum Beispiel auch im folgenden 'Ov Flames, Flesh And Sins', bevor mächtige Riffs auf ein neues jede Hoffnung auf eine Abwendung des unvermeidlichen Falls in den Staub treten. Aus dem Sludge und Post-Hardcore übernimmt man die alles erdrückenden, walzend-brachialen Riffs, Rhythmen, eher schwerfällige Tempi und den Groove, aus dem Black Metal die Brutalität, die Artikulationsweise der Instrumente, alles in mal mehr mal weniger verschachtelte Kompositionen gepackt. Ist z.B 'Wanderer Of Eternity' noch recht einsichtig, erweist sich 'Ov Flames, Flesh And Sins' als ein vielschichtiger, schwarzer Bastard, der knapp an der zehn-Minuten-Grenze kratzt.
Auch Sänger U.W verdeutlicht mit seiner Stimme die beiden Pole, zwischen denen die Band steht: Meistens bedient er sich eines extremen Schreiens, was aber immernoch an etwas Core erinnern, hinzu kommt heiseres Rufen, gesprochene Passagen, die aber genausogut in fieses Black-Metal-Keifen umschlagen können. 'Sweet Thoughts And Visions' beinhaltet dezente Melancholie, etwas mehr Melodik, sodass man sich vielleicht sogar etwas an Atmospheric--Black-Metal-Bands erinnert fühlen könnte, würde diese Stimmung nicht auf der Hälfte wieder in nihilistische Tiefen gestürzt, um in den Titeltrack überzuleiten. 'Regarde Les Hommes Tomber': Der Fall des Menschen zu Anbeginn der Zeit, der konzeptionelle Rahmen des Albums, wird rein instrumental bestritten, wiedermal eingeleitet von einzelnen Basstönen, hinzu kommen sich vermischende, klare aber dissonante Gitarrentönen im Hintergrund, sowie das Schlagzeug, welches etwas Struktur gibt. Knapp drei Minuten Elegie und Ausharren, bevor es weitergeht mit 'A Thousand Years Of Servitude'. Erneut gibt es ein ruhiges Intro, welches umschlägt in bewegtere Ausdrucksweisen. Alles ist negativ, es gibt keine Hoffnung. Nach einem etwas „ruhigeren“ Zwischenspiel eine der wenigen Blast-Passagen die schlussendlich wieder in jenen mörderischen Groove mündet. Am Ende steht 'The Fall' - das Unglück (?) war unvermeidlich, der Mensch ist Mensch und gefallen und dementsprechend finden wir hier den typischsten, reinrassigsten Black-Metal-Moment des ganzen Albums: ein kurzer Ausbruch in rasendem Blastbeat, um dann wieder in diesen stoisch-gepressten Rhythmus zurückzufallen, wobei man das Strophenriff von 'Wanderer Of Eternity' zitiert und anders weiterentwickelt. Der Turmbau zu Babel und ein stolzes Statement: "We`re not afraid / Of the hands of Lord anymore..."
Bisweilen erinnert die Musik der Franzosen an ihre Landsmänner CELESTE, nur dass man nicht ganz so brutal und bestialisch wie diese vorgeht und tendenziell noch etwas weniger dem Black Metal verpflichtet ist als jene auf ihrem letzten Album. Wer dies aber als groben Anhaltspunkt nehmen mag und sich angesprochen fühlt, sollte REGARDE LES HOMMES TOMBER wenigstens einmal die knapp 40 Minuten Zeit schenken. Wie es im etwas kargen Booklet (welches immerhin alle Texte beinhaltet) steht: "Headphones and darkness highly recommended".
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer