XBOMB FACTORY - No
Mehr über xBomb Factory
- Genre:
- Punk/ New Wave/ Noise Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Noisolution
- Release:
- 28.04.2014
- My Name Is Gulliver
- Tapes
- Interference
- We Spend The Money We Make
- Reflected
- God Loves Us And He Hates You
- Bought Or Sold
- Plastic Bag Flag
- Faces
- Small Things Matter
- Idiot Box
- Same Surrender
Nein, Nein, Nein.
So, Freunde der untergehenden Sonne, nun wage ich mich doch mal an diesen sperrigen Stoff heran. XBOMB FACTORY sind Durch-und-Durch-Briten, was allein schon am schnalzenden Cockney-Akzent zu hören ist. Des Weiteren fließen auf "No" sehr ungehemmt viele urbritische musikalische Stränge zusammen, der Arbeiterkellernoise mit dem Pisspunk der frühen Achtziger mit den Postpunkwavedepressionen bis hin zum matt leuchtenden Rock der Ära wilderer POLICE.
Und zack – ohne es so richtig mitzubekommen, ist das alles gar nicht mehr so sperrig. Es schälen sich Harmonien und Motive heraus, die zwar kaum melodiös sind, aber sich mit ihrem gesungenen Appellen bald als äußerst hörbar und fesselnd herausstellen. Die Typen hier, die leben in einem Provinzkaff namens Warboys. Und das ist kein Witz, das ist zum Inhalt geworden. Die Antihaltung zur Kultur der Verschwendung.
Was haben junge Zornzapfen aus dem englischen Niemandsland uns schon zu sagen? Sonnige Aussichten sind anders: Jugendarbeitslosigkeit, kein Kredit, jeden Tag die selbe verdreckte Straße mit den selben speckigen desillusionierten Nachbarn. Dann eben drei Blöcke weiter schlendern, den Garagenkomplex betreten. Die anderen sind auch schon da. "Wer spielt heute Schlagzeug, wer den Bass?" - "Kannst Du wenigstens heute singen?" - "Nein, schreien, kann ich." - "Hast Du Texte mit?" - "Nein, ich schreie, darüber, was ich gestern gesehen habe."
Und so wandern die Tapes der CRASS und GANG OF FOUR in die Geräte und es wird sich Lust geholt. Keine bloße Kopie, dafür sind die XBOMBS' viel zu stolz. Spätestens mit 'We Spend The Money We Make' habe ich meinen Frieden mit den Jungs gemacht, nun ist es ein Erlebnis, sich Song für Song hervorzutasten. 'God Loves Us And He Hates You' ist bitterböse und macht aus dem Geistwesen, dem Allmächtigen, einen zynischen Hasser alles Unschönen. Die Warpigs der Working Class sehen das ganz genau, weil sie es jeden Tag zu spüren bekommen.
Weil die Pop-Industrie den frischen schuldigen Punk in den Siebzigern wenige Jahre zappeln ließ, um ihn Anfang der Achtziger dann immer mehr zu verwässern, auszufransen und es irgendwann schaffte, ihn sogar in "Disco" zu integrieren, findet auch "No" den Bezug zu diesem Skandal. Die Songs sind nämlich ziemlich tanzbar, vor allem 'Plastic Blag Flag', 'Faces' oder 'Bought Or Sold'. Mit 'Small Things Matter' tritt die Verweigerungshaltung offen zu Tage. Und MC CLUSKY sind auf einmal auch wieder da. Was bleibt von "No"? Die schroffe Schönheit von Warboys hat sich nun ihren Platz in meinem Atlas verdient.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben