Citizen Kane
- Regie:
- Orson Welles
- Jahr:
- 1941
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Citizen Kane
1 Review(s)
30.11.2007 | 13:28Ich bin mir sicher, viele Filmfans auf der ganzen Welt werden von diesem legendären Klassiker gehört haben. In der Ofdb liegt der Film auf dem 140. Platz und in der IMDb gar auf dem 17. Rang der besten Filme aller Zeiten. Auf vielen Seiten wird der Film sogar als „Bester Film aller Zeiten“ bezeichnet: "Citizen Kane" von und mit Orson Welles ("Der dritte Mann".
Zur Handlung:
Der Medienmogul Charles Foster Kane stirbt in seinem Traumschloß Xanadu mit einem letzten Wort "Rosebud" auf seinen Lippen. Niemand weiß, was er mit diesem letzten, aber ihm wohl sehr wichtigen Wort sagen wollte. Kane war ein sehr berühmter Mann, über dessen Privatleben jedoch so gut wie nichts bekannt ist. Die Zeitung „News of the March“ hat deshalb Mühe, einen passenden Nachruf über den Medienmogul zu erstellen - zu wenig ist über diese mysteriöse Gestalt bekannt, um einen Artikel zu schreiben.
Ein Journalist, der Licht ins Dunkel über die Person Kane bringen soll, macht sich deshalb auf die Suche nach der Bedeutung des ungewöhnlichen Wortes "Rosebud" - vielleicht kann dieses eine Wort, mehr über Kane verraten, als nur die bisher bekannten Daten und Fakten seiner beispiellosen Karriere.
Um das Rätsel zu lösen, sucht der Journalist alle Menschen auf, die mit Kane privat und geschäftlich zu tun hatten. Aus diesen Puzzlestücken ergibt sich das traurige Bild eines außergewöhnlichen Mannes, dessen Leben von seiner Mutter schon sehr früh bestimmt wurde, als sie durch ihre Goldmine zu sagenhaften Reichtum kam. Als vielfacher Millionär herrschte er dann Jahrzehnte lang über unzählige Zeitungen und Radiostationen mit wechselndem Erfolg. Ein wahrer Medienmogul.
Durch den Reichtum kann Kane aber nicht zu sich selbst finden und hat dadurch auch keine wirklichen Freunde. Er schottet sich in seiner Traumwelt ab. Kein Außenstehender kennt sein Privatleben. Er wird zunehmend exzentrischer und stirbt letztendlich völlig vereinsamt in seinem Traumschloss ...
Besetzung:
- Orson Welles (Charles Foster Kane)
- Paul Stewart (Raymond)
- Ray Collins (Big Jim - Gettys)
- Everett Sloane (Mr. Bernstein)
- Dorothy Comingore (Susan Alexander)
- George Coulouris (Thatcher)
- Joseph Cotten (Jed Leland)
- Agnes Moorehead (Mutter von Kane, Mary)
- Harry Shannon (Vater von Kane)
- Alan Ladd (Reporter)
- Gus Schilling (Oberkellner)
Zum Film:
Es ist immer schwer, bei einem solchen Filmkaliber ein passendes Review zu schreiben, da es schon so viele treffende Bewertungen gibt. Daher versuche ich objektiv, meine eigene Meinung ohne Beeinflussung der vorher gelesenen Kritiken wiederzugeben.
Was mir als erstes positiv auffiel, war die visionäre Kameraführung von Gregg Toland mit ihren spektakulären Kamerafahrten (ähnlich wie viel später Dario Argento), extremen Weitwinkelaufnahmen, sowie den nah-fern Überblendungen (Vordergrund scharf; dann plötzlich Hintergrund scharf und Vordergrund unscharf). Eine weitere Innovation (Jahr 1941) war die spezielle Verwendung des Lichts zur Darstellung von Stimmungen (kann man nicht beschreiben, muss man gesehen haben). Dies alles in Verbindung mit den hervorragend gelungenen Matte-Zeichnungen (Hintergründe, wie das Phantasieschloss Xanadu) ergeben einen in technischer Hinsicht wegweisenden Film, der seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Aber nicht nur die technische Ausarbeitung des Films war seiner Zeit voraus, sondern auch die in den verschiedenen Zeitebenen stattfindende Handlung war für die damalige Zeit eher ungewöhnlich.
Das Resultat: ein Film, der für Cineasten in jeder Hinsicht brilliert und auch nach heutigen Maßstäben noch äußerst sehenswert ist. Orson Welles war ein früher Wegbereiter des modernen Kinos und seine Einflüsse auf neue Filme lassen sich gar nicht alle aufzählen. So kann man "Citizen Kane" in einem Zug mit anderen filmhistorisch wertvollen Meilensteinen nennen, wie "Metropolis", "Star Wars", "King Kong" etc.
Daher kann ich jedem Cineasten diesen Film ans Herz legen, denn wer die heutigen Filme verstehen will, muss die Wurzeln der Technik und der Erzählstruktur kennen. Bei "Citizen Kane" findet man viele dieser wegweisenden Elemente wie in nahezu keinem anderen Film der Filmgeschichte.
Die DVD:
Die DVD von Arthaus wurde schon im Jahr 1999 veröffentlicht, und zeigt den Film in guter Qualität. Schärfe und besonders der ausgewogene Kontrast sind für einen Film aus dem Jahr 1941 ausgezeichnet. Leider sind auf dem Master sehr viele Verschmutzungen, Kratzer und auch Filmrisse vorhanden, die nicht beseitigt worden sind. Es wäre wünschenswert, wenn eine Neuveröffentlichung die genannten Fehler durch eine aufwendige Restauration beheben würde.
Der Ton in Englisch und Deutsch ist seinem Alter entsprechend gut. Er klingt ein wenig dumpf, aber ich habe auch keinen 5.1 Sound erwartet. Extras sind außer einem Trailer und verschiedenen Texttafeln mit Biografien und Infos zur Filmtechnik keine enthalten. Ebenfalls sehr schade. Bitte eine bessere, der Wichtigkeit des Films entsprechende Neuveröffentlichung.
Fazit:
Ein „must see“-Titel für jeden Filmfreund – in diesem Fall unbedingt auch für Mainstreamgucker interessant. Viele Elemente aus diesem Klassiker der technisch innovativen Hollywoodfilme kann man in den heutigen Produktionen wieder finden.
Leider wurde dem Film 1941 durch seine offensichtlichen Parallelen zum damaligen Medienmogul Randolph Hearst der Erfolg verwehrt, da die damaligen Zeitungen den Film in ihren Kritiken deshalb ungerechterweise regelrecht verrissen.
Mich hat der Film jedenfalls wieder ein bisschen schlauer gemacht und ich habe mich sehr gut unterhalten.
- Redakteur:
- Detlev Ross