American History X
- Regie:
- Tony Kaye
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
1 Review(s)
22.07.2004 | 13:20Derek Vinyard ist ein überdurchschnittlicher Schüler und toller Sportler. Er ist weltoffen, klug - und verunsichert. Als sein Vater, ein Feuerwehrmann, bei der Löschung einer Drogenküche im Los-Angeles-Problemviertel Compton stirbt, wird Derek zur leichten Beute für den Neonazi Cameron Alexander, der Dereks Potential und Charisma für seine eigenen Ziele nutzt. Er lässt ihn aus den frustrierten und wütenden weißen Jugendlichen eine Gang von Neonazis formen, die gewalttätig und bereit sind, sich "ihr" Viertel in Venice Beach von den Schwarzen, Asiaten und Südamerikanern zurückzuholen.
Eines Abends versuchen ein paar Schwarze, Dereks Wagen zu stehlen. Dieser erwischt sie und tötet zwei von ihnen. Daraufhin wird er - wegen Körperverletzung - zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Als er geläutert aus dem Gefängnis zurückkommt, muss er feststellen, dass sein Bruder Danny ihn zu seinem Vorbild (und Gott) erkoren hat und dabei ist, so zu werden, wie Derek selbst es war. Derek versucht, Danny die Fehler in seinem Denken aufzuzeigen und ihn an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Als der Kampf um seinen kleinen Bruder bereits gewonnen scheint, wird dieser von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt.
Dieser Film beeindruckt mich auch nach x Durchläufen noch jedesmal aufs Neue. "American History X" ist der beeindruckende Beweis, dass der Hinweis auf soziale Mißstände auch ohne den erhobenen moralischen Zeigefinger geht. Die Inszenierung des Films ist schockierend, aufwühlend und packend. Einige der Szenen entbehren nicht einer gewissen Grausamkeit und Brutalität, wobei dies niemals zum Selbstzweck verkommt.
Der Spaßfaktor steht in diesem Film ganz klar nicht im Vordergrund. Stattdessen wird beeindruckend aufgezeigt, wie viel den "Eingefleischten" und "Aufrechten" ihre eigene Ideologie und Worte wie "Treue", "Loyalität" usw. wirklich bedeuten. Dereks Weg vom Neonazi-Führer zum aufgeklärten und durchaus selbstsicheren Individuum wird anhand von Rückblenden anschaulich, bedrückend und nachvollziehbar aufgezeigt.
Die Auswahl der Schauspieler ist überaus gelungen. Edward Norton (u.a. "Fight Club") verkörpert den charismatischen, intelligenten und orientierungslosen jungen Mann überaus glaubhaft. Dank seiner Darstellung kann der Zuschauer mitfühlen, welchen Prozessen Derek im Laufe der Geschehnisse unterworfen wird. Auch Edward Furlong als "kleiner Bruder" Danny ist gelungen besetzt. Der schmale Grat zwischen indoktriniertem Parolengröhlen, der Bewunderung für seinen Bruder und der durchaus vorhandenen Fähigkeit zum selbstständigen Denken - all das verkörpert Furlong glaubhaft und anschaulich. Auch der sozialarbeitende Schuldirektor Bob Sweeney ist mit Avery Brooks gelungen besetzt. Stacy Keach passt in die Rolle des verbitterten, hasserfüllten und ideologisch verblendeten alten Mannes Cameron Alexander wie die Faust aufs Auge und auch die kleineren Rollen, etwa Beverly D'Angelo als Dereks Mutter oder Fairuza Balk als dessen Freundin sind sehenswert.
Fazit: Ganz klarer Kauftipp für jeden Fan intelligenter, sozialkritischer Unterhaltung und auch sonst auf jeden Fall einen Blick wert.
An Bonusmaterial finden sich ca. neun Minuten geschnittene Szenen im englischen Original, sowie der Originaltrailer auf der DVD. Der Film selbst liegt in englischer und deutscher DD-5.1-Tonspur mit optionalen englischen oder deutschen Untertiteln vor.
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann