Außenseiter, Der
- Regie:
- Jacques Deray
- Jahr:
- 1983
- Genre:
- Action
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Le Marginal
1 Review(s)
09.07.2004 | 09:211983... Das Jahr 2 nach dem Belmondo-Kassenschlager "Der Profi". Der Fangemeinde wurde in der Zwischenzeit ein Film namens "Das As der Asse" vorgesetzt, der zwar durch einen eigenen Humor und insbesondere durch die geniale Hitler-Parodie punkte konnte, den Tiefgang und die Nachdenklichkeit früherer Belmondo-Werke jedoch missen liess. Höchste Zeit also, wieder zur alten Klasse zurückzufinden und ganz im Stil von "Der Profi" Action mit Stil und Melancholie mit einer mitreissenden Geschichte zu verbinden. "Der Aussenseiter" ("Le Marginal") hatte dank eines in deutlich flacheren Gewässern angelegten Drehbuch leider nicht im Ansatz das Zeug dazu, in greifbare Nähe des Quasi-Vorgängers zu kommen. Nichtsdestotrotz feierte der Film mit knapp fünf Millionen Besuchern in Frankreich einen großen Erfolg.
Story:
Kommissar Philippe Jordan ist seinen Vorgesetzten ein Dorn im Auge. Der gewalttätige Polizist handelt nach eigenem Ermessen, hält sich an keine Regeln und sorgt so für eine Menge Ärger. Als er nach der erfolgreichen Jagd auf zwei Handlanger des Drogenbosses Meccacci mehrere Kilo beschlagnahmtes Kokain ins Meer schüttet, wird eben jener Drogenboss aufmerksam auf Philippe und sorgte mittels seiner weitreichenden Beziehungen dafür, dass der unbequeme Polizist nach Paris versetzt wird. In einer Feld-Wald-Wiesen-Polizeistation, die sich hauptsächlich mit Kleinverbrechern und Prostituierten beschäftigt, angekommen, stolpert Philippe immer wieder über die Machenschaften Meccaccis, dessen Kartell er nun im Alleingang zu zerschlagen beginnt. Seine Ermittlungen führen ihn durch Bordelle, Schwulenclubs und die dunkelsten Gassen Paris'....
Beurteilung:
Die Story ist, wie man sie auch betrachtet, flach wie ein Blatt Papier. Polizisten, die im Alleingang versuchen, ein Kartell zu zerschlagen, gibt's in der Filmlandschaft wie Sand am Meer, politische Verschwörungen kommen immer gratis mit und auch die gelegentlichen coolen Sprüche passen perfekt in die "Lass mal 'n Drehbuch für 'n Actionfilm schreiben, ne?"-Schablone. Vom Grund des Sumpfes der Mittelmäßigkeit wird dieser Film nur dank der wieder einmal großartigen schauspielerischen Leistung Belmondos und der perfekt inszenierten Action-Szenen bis immerhin knapp unter die Wasseroberfläche gehoben. Das hinzugewonnene Maß an Brutalität hingegen wirkt einfach nur deplaziert und macht den Film in Kombination mit den leicht rassistischen und schwulenfeindlichen Ansätzen zu Belmondos bislang fragwürdigstem Erguss.
Im Gegensatz zum Charakter des Joss Beaumont aus "Der Profi" wirkt die Rolle des Polizisten Philipp Jordan zudem lieblos kreiert und vollkommen eindimensional. Sicher vermag es der Film, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen und insbesondere die Verfolgungsjagden mit Hubschrauber und Auto, bei denen Belmondo auf Stuntmen verzichtete, sind mehr als sehenswert, die dürftige Story, die teils unschlüssigen Handlungen, die übertriebene Brutalität und vor allem die viel zu stumpfsinnigen Dialoge drücken dem Film jedoch dick und fett den Stempel "Überflüssig!" auf.
Und als wäre das französische Original von "Le Marginal" nicht schon schlecht genug, entschied sich das für die deutsche Synchronisation des Filmes zuständige Team offenbar dafür, die Auswirkungen des im Kollektiv zum Frühstück verspeisten Clowns den Kinogängern vorzuführen. Ja, es gibt Sätze, bei denen die Übersetzung in eine fremde Sprache nicht gerade einfach ist. Ja, es kann passieren, dass Sätze fehlerhaft übersetzt werden und ja, es kann passieren, dass dadurch die Handlung kurzfristig ins Stolpern gerät. Was im Fall von "Der Aussenseiter" jedoch geschehen ist, ist, und das kann man ohne Übertreibung sagen, die wahrscheinlich stümperhafteste Synchronisation der Filmgeschichte. Nicht nur, dass einzelne Passagen falsch übersetzt wurden und Belmondo in der deutschen Fassung auf einmal unzusammenhängenden Quark redet, an unzähligen Stellen wurden pseudowitzige Sätze eingebaut, kurze Aussagen werden auf hirnlose Monologe erweitert. Die frei hinzu erfundenen "lustigen" Sätze, die an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten sind, zerstören natürlich das letzte bisschen Flair, das dieser Film überhaupt noch hat.
Fazit: Nur für eingefleischte Belmondo-Fans und auch nur im französischen Original empfehlenswert.
Die DVD von e-m-s enthält den Film in deutscher und französischer Sprachausgabe, letztere zwangsweise leider nur mit schlecht übersetzten und orthographisch missgebildeten Untertiteln. Als Extras werden lediglich der Originaltrailer sowie eine Bildergalerie geboten.
- Redakteur:
- Christian Debes