Eye, The
- Regie:
- Danny und Oxide Pang
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Horror
- Land:
- Hongkong / Thailand / Singapur
- Originaltitel:
- Jian Gui
1 Review(s)
29.05.2004 | 13:33Huang Jiawen (Lee Sing-Je) hat Pech im Glück im Pech. Eigentlich ist die 20-Jährige seit ihrem zweiten Lebensjahr blind. Doch dann bekommt sie eine Hornhaut-Transplantation, ihre Augen scheinen geheilt. Da ist es erst gar nicht so schlimm, dass die Violinenspielerin aus dem Blinden-Orchester rausfliegt. Aber was sie mit ihren gesunden Augen nun so alles sieht, will sie eigentlich ganz schnell wieder vergessen: Sie erblickt dauernd tote Menschen. Davon gibt es in ihrer Heimat Hongkong wie überall auf der Welt ganz schön viele. Sie wuseln und flirren durch Kneipen, wandeln in Hochhäusern und watscheln natürlich auch durch Kliniken. Eigentlich sind diese Toten ungefährlich, doch auf Dauer schon recht verstörend. Schließlich lassen sie die hübsche Huang selbst nachts nicht in Ruhe, sagen Sachen wie "Mir ist kalt" oder "Du sitzt auf meinem Platz!". Außerdem können sie durch Huang hindurch rennen – bald zweifelt sie an ihrem Verstand. Ihr Psychotherapeut Lu Hua (Lawrence Chou) tut das am Anfang auch. Doch dann kommt es, wie es kommen muss: Doktor verliebt sich in Patientin und beide machen sich auf, das Geheimnis der transplantierten Augenhornhaut von Huang zu erforschen. Hätten sie's lieber gelassen...
"The Eye" ist ein gnadenlos-guter Horror-Thriller in der Tradition von Filmen wie "The Sixth Sense" oder "The Others". Ähnlich wie in den beiden Hollywood-Hits setzen die beiden Regisseursbrüder Danny und Oxide Pang aus Thailand auf die suggestive Kraft von schrägen Kameraperspektiven und markanten Bildern statt auf Blut und Gedärme. Wenn Huang kurz nach ihrer Operation aufwacht, sieht sie noch alles verschwommen, auch die Toten sind nur verwaschene Flecke im Licht. Erst bei näherem Herantasten erkennt sie die seltsame Leichenstarre, spürt sie die von den Gestorbenen ausgehende Kälte. Die einsetzende Angst ist überzeugend gespielt und wird durch den dezenten Sound blendend unterstützt. "The Eye" ist nämlich kein Film der monumentalen Soundwände, hier knarren einzelne Türen, Wind bläst, ein paar Trommeln heizen die Stimmung an. Doch sonst nichts. Die geisterhafte Atmosphäre darf sich ungehindert ausbreiten. Zwischendurch lassen sich die Macher des Streifens aber auch einmal Zeit, zeigen die einfachen Freuden, die Huang durch ihr neu gewonnenes Augenlicht genießt. Diese Behutsamkeit des Filmens wird jedoch immer wieder durch neue Gruselstellen unterbrochen, gemeinsam gibt das "The Eye" einen sehr schönen Rhythmus zwischen nagender Angst und strahlender Hoffnung. Nur im zweiten Drittel driftet die Handlung etwas zu stark in fernöstliche Esoterik-Gefilde ab, um in einem fulminanten Schluss wieder zu erblühen – "The Sixth Sense"-Fans werden begeistert sein, ebenso alle anderen Fans von Geister- und Gruselgeschichten. Schließlich bekommen wir hier nebenbei noch eine Aufgabe fürs restliche Leben: "Die Toten wandeln nur dann umher, wenn sie vor ihrem Tod Kummer hatten. Wenn du die Ursache für ihren Schmerz findest und du ihr Seelenheil wieder herstellst, dann können sie schlafen gehen..." Ein langwieriger Job, viel Vergnügen!
- Redakteur:
- Henri Kramer