Familie Benthin
- Regie:
- Slatan Dudow/Kurt Maetzig
- Jahr:
- 1950
- Genre:
- Drama
- Land:
- DDR
1 Review(s)
19.06.2004 | 11:50"Familie Benthin" spielt in einer politisch sehr brisanten Zeit für die Bundesrepublik Deutschland, nämlich im Jahre 1947 kurz vor der Trennung des Staates in West und Ost. Auch wenn die endgültige Teilung noch nicht komplett vollzogen ist, zeichnet sie sich bereits zu diesem Zeitpunkt unaufhaltbar ab, was diesem Film aus rein historischer Sicht natürlich einen besondern Reiz gibt, speziell weil er in der Deutschen Demokratischen Republik eben nach jener Trennung in die beiden Staaten abgedreht wurde.
Story:
Die Familie Benthin leitet das Industrieunternehmen "Merkur", welches sowohl im Westen als auch Osten aktiv ist und von den beiden Brüdern Gustav und Theo geleitet wird. Dabei arbeitet die Firma nicht nur mit legalen Mitteln und hat neben den üblichen Geschäften auch einige Schmuggeleien und dergleichen am Laufen, für die in erster Linie der im Westen agierende Theo verantwortlich ist, der dort mit Hehlerware aus dem Osten handelt und sich dabei als kompromissloser Geschäftemacher herausstellt.
Doch ist seine Familie nicht frei von Problemen, übernimmt sogar in vielen Bereichen die kriminellen Eigenschaften und ist aktiv daran beteiligt, wenn neben den üblichen Waren auch Menschen gegen Bezahlung über die Grenze geschmuggelt werden.
"Familie Benthin" ist ganz klar ein kritischer Film aus der damaligen DDR, der den westlichen Teil der Republik ganz subjektiv betrachtet und die dort lebenden Leute als skrupellose Menschen darstellt, die nur über ihren eigenen Profit nachdenken und sich über ihre eigentlichen Landsmänner keine Gedanken machen. Um dies zu verdeutlichen wurden hier verschiedene kriminelle Machenschaften von ein und derselben Familie verkörpert, nur um noch einmal klarzustellen, in welche Sachen der aus DDR-Sicht beäugte "Durchschnitts-Wessi" involviert wird. Ärzte Ingenieure und generell Gutbetuchte (also all diejenigen, die illegal aus dem Osten fliehen) kommen hier am schlechtesten weg und stehen als Symbol für die Denkweise der westdeutschen Bürger.
Natürlich kommen die Menschen aus dem ostdeutschen Gebiet in diesem Film mit einer weißen Weste davon und werden als Opfer einer macht- und geldgierigen Westrepublik dargestellt. Doch auch der Hass auf die ehemaligen Landsmänner spiegelt sich wieder, indem diese nach der Flucht nur noch vom Pech verfolgt werden und so die `gerechte´ Strafe für ihren Ausbruch erfahren müssen.
Manchmal wirkt der Film dabei durchaus amüsant, lässt aber zu keiner Sekunde den ernsten Hintergrund und die offensichtliche Propaganda außen vor. Das macht den Film zum einen historisch wertvoll, zu anderen aber auch recht spannend und unterhaltsam. Besonders gelungen ist dabei das Spielen mit dem Schwarz-Weiß-Bild, welches in manchen wichtigen Szenen sehr symbolischen Charakter übernimmt. Auch die schauspielerische Leistung ist der Geschichte entsprechend sehr gelungen, ist aber aus heutiger Sicht betrachtet an manchen Szenen schon mit einem Schmunzeln zu betrachten, was aber nicht als generelle Kritik zu verstehen ist, da dies eine Eigenart der Filme aus dieser Zeit ist.
Alles in allem ist "Famile Benthin" also eine recht sehenswerte Angelegenheit für alle politisch und historisch Interessierten. Die DVD-Version von Icestorm Entertainment bietet neben den diversen handelsüblichen Extras ein überraschend scharfes Bild, dessen Farbrauschen im Gegensatz zu ähnlichen Filmen aus dieser Epoche nur partiell negativ auffällt.
Zuletzt möchte ich dem Interessenten dann noch empfehlen, sich auch auf das Hintergrundszenario zu konzentrieren, da es hier Szenen gibt, in denen sich einiges mehr abspielt als man auf den ersten Blick wahrnimmt, was aus geschichtlicher Sicht eine wichtige Stellung einnimmt.
- Redakteur:
- Björn Backes