Journalistin, Die
- Regie:
- Joel Schumacher
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Thriller
- Land:
- U.S.A.
- Originaltitel:
- Veronica Guerin
1 Review(s)
18.07.2004 | 11:40Eine Frau kämpft alleine gegen eine Bande von Drogendealern. Selbst nach mehreren Einschüchterungsversuchen und flehentlichen Bitten ihrer jungen Familie lässt sie sich nicht davon abbringen, mit feinster Recherche und hartnäckigen Nachfragen der Ränke der Unterwelt nachzustellen. Bis sie schließlich von einem Killer auf offener Straße erschossen wird.
Man sollte meinen, dass der Stoff doch genug Potential für einen tollen Actionthriller hätte. Da diese Geschichte aber die Realität schrieb, sind der filmemacherischen Phantasie dann natürlich sofort wieder ein paar Grenzen gesetzt.
Die Frau war Veronica Guerin, eine Journalistin des "Sunday Independent", der irischen Sonntagszeitung überhaupt. Durch die Aufdeckung von Kirchenkorruption und Raubüberfällen bekannt geworden, verbiss sie sich in ihr neues Thema: die Drogenprobleme der Stadt Dublin. Mit journalistischer Hartnäckigkeit klebte sich die Frau an die Fersen von Verdächtigen, der Unterweltprominenz und der Polizei. Als sie schließlich auf die Spur des brutalen John Gilligan kam, besiegelte dies ihr Schicksal. (Natürlich wurden erst NACH ihrem Tod die Mittel eingeleitet, die nötig waren, um den Drogenbossen etwas anhaben zu können.)
Mit einer Starbesetzung (Cate Blanchett als engagierte Journalistin und "8MM"-Macher Joel Schumacher als Regisseur) versuchte der normalerweise für kurzweilige Blockbuster bekannte Produzent Jerry Bruckheimer, den Amerikanern das Schicksal der Journalistin, die für ihr Engagement mit dem Leben bezahlte, nahezubringen. Und scheiterte auf halber Länge.
Man merkt dem Film wirklich an, dass sich da einige schlaue Köpfe dran zerbrochen haben. Die Story wird zu stakkatohaft erzählt. Die zwei Jahre zwischen Beginn der Recherche und ihrem tödlichen Ende werden sehr seltsam zusammengeschnitten. Eins ist klar: man versucht hier, Guerin als das darzustellen was sie in Wirklichkeit wohl auch war: eine liebende Familienmutter, die gleichzeitig ihren Job als Journalistin nicht vergessen konnte. Aber die sonst so brillante Blanchett stört sich an der Rolle und wirkt zu oft, als hätte sie eben diese nicht ganz verstanden. Die anderen Schauspieler spielen ihre Rollen als das, was sie sind: Nebenrollen, merkliche Nebenrollen. Zwar ist die Geschichte in sich schlüssig, jedoch fehlt es an der richtigen Portion Authentizität. So bleibt bei jeder Szene immer der fade Beigeschmack des Gespielten, und das ist normalerweise etwas, was ein guter Film mit fähigen Darstellern zu verhindern weiss.
Eine mehr als mittelmäßige schauspielerische Leistung, was aber wohl auf das Skript des Films zurückzuführen ist, welches von Carol Doyle zusammengeschrieben wurde, die vorher und nachher nie wieder in Erscheinung getreten ist. Eine Anhäufung also von tatsächlich geschehenen Szenen, ohne Rücksicht auf die richtige Dramaturgie und den flüssigen Ablauf der Geschichte.
Zwischendurch wirkt der Film immer wieder extrem überzeichnet, was alleine schon in den ersten Szenen zu erkennen ist. Als Guerin durch eine Straße voll mit liegengelassenen Heroinspritzen läuft, verzieht man noch ein Gesicht, da schimmert der Bruckheimer heraus. Als aber ein junger Drogenabhängiger ohne triftigen Grund aus einem Zwiegespräch mit Guerin und einem Anti-Drogen-Aktivisten abhaut, um vorher noch den Satz "Will einer von euch Sex mit mir?" loszuwerden, erscheint das von Blanchett hinterhergehaspelte "Er hat dir deine Brieftasche geklaut!" eher als Entschuldigung denn als Rechtfertigung für die Szene.
Ziemlich krasse Patzer für einen Film, der so gepusht wurde, was man aber auch an der Miene des Produzenten errät, welcher nicht wie sonst stolz auf sein Werk, sondern eher mit Sorgen belastet zu sein scheint. Man merkt definitiv an der professionellen Machart, dass einige fähige Menschen am Set waren, als der Film gedreht wurde, nur sind das Skript und die Umsetzung der realen Vorgabe so holprig umgesetzt, dass die richtige Spannung gar nicht erst aufkommen will. Auch die Darstellung der irischen Unterwelt gelingt nicht ganz. So wird der Charakter des Gilligan wohl als alternder Brutalo dargestellt, aber nicht, warum er so ist. Auch fehlt dem Film die richtige Message, so bleibt Veronicas Begründung, warum sie das mache, ziemlich trocken ("Hättest du diese Straßen gesehen, würdest du dasselbe machen.").
Ein authentischer Stoff, durch unfähiges Drehbuch und einem Stab, der sich zuwenig in die Materie reingedacht hat, zu einem mittelmäßigen Thriller verkommen (so verkommen, dass man den Film mit Blanchett und Collin Farrel bewirbt, der nicht einmal eine Minute im ganzen Film auftaucht).
Die DVD enthält zudem jede Menge Infos über den Fall und den Film, was zumindest einige Rückschlüsse auf die Person Veronica Guerin zulässt, nicht aber darauf, warum die Story nicht so spannend wurde, wie man es von Bruckheimer und Schumacher erwarten könnte. Zudem hat die DVD sämtliche gängigen Audioformate parat und biete sowohl das Breitbild- als auch das Normalformat.
- Redakteur:
- Michael Kulueke