Keinen Cent für Ringos Kopf
- Regie:
- Sergio Corbucci / Albert Band
- Jahr:
- 1965
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Massacro al Grande Canyon
1 Review(s)
26.07.2004 | 11:47Sergio Corbucci stellt zweifellos einen der bedeutendsten Regisseure des Italo-Western-Genres dar, der unter anderem das Genre-Highlight "Django" (1966) und den außergewöhnlichen Schnee-Western "Il grande silenzio" ("Leichen pflastern seinen Weg", 1968) in Szene gesetzt hat. "Keinen Cent für Ringos Kopf" ist sein erster Genrebeitrag, wobei ihm vom Hollywood-Urgestein Albert Band unter die Arme gegriffen wurde.
Nachdem er die Slate-Bande zur Strecke gebracht hat, kehrt Wes Evans (James Mitchum) zurück in seinen Heimatort, wo er früher als Sheriff gearbeitet hat. Er freut sich nach seiner über zweijährigen Abwesenheit vor allem auf ein Wiedersehen mit seiner Angebeteten Nancy. Leider muss er jedoch erfahren, dass diese zwischenzeitlich geheiratet hat; und ausgerechnet den Fiesling Tony Danza. Dessen Sippschaft ist scharf auf das Anwesen der Whitmoores, weshalb sie die Bande um die Manson-Brüder engagiert hat, um die Whitmoores nicht nur von deren Grund und Boden zu vertreiben, sondern sie gleich unter die Erde zu bringen.
Da seine Träume einer gemeinsamen Zukunft mit seiner Geliebten ohnehin schon geplatzt sind, nimmt Wes seinen alten Posten als Sheriff wieder an, und versucht das Schlimmste zu verhindern, indem er zwischen den zwei Parteien vermittelt. Nach einem kurzen Feuergefecht erreicht er sogar einen Waffenstillstand. Die Danzas versprechen, die Mansons wieder nach Hause zu schicken, und überlassen den Whitmoores ihren gutmütigen Spross Clay als Geisel. Alles sieht nach einer friedlichen Lösung aus. Doch die Danzas haben keineswegs ihren Plan aufgegeben. Vielmehr sind sie bereit, Clay zu opfern, und nutzen die neue Ausgangssituation für einen Überraschungsangriff. Und so kommt es schließlich zur großen Schlacht im Grande Canyon.
Aller Anfang ist schwer, und so wollen auch Corbuccis erste Fingerübungen im Western-Genre nicht immer so recht gelingen. Allein die Story ist schon so nach Schema F gestrickt, dass es die einzig große Überraschung des Films ist, dass weder der im deutschen Titel angekündigte Ringo, noch dessen Kopf darin auftauchen. Und auch die Charaktere sind so verdammt klischeehaft, dass es stellenweise schon wehtut. Da ist zum einen der gute, heroische Wes Evans und dessen absolut bösartiger Gegenspieler Tony Danza. Ein simples Gut-Böse-Schema in Reinkultur also, das man bei zwei solchen Gegenparts vielleicht noch verkraften könnte, wenn nicht auch noch alle übrigen Charaktere sich genau in dieses Raster eingliedern würden. Und dass die einzige Frau, die eine Rolle spielt, wieder einmal als so hilflos und abhängig dargestellt wird, dass sie sich gezwungen sieht, während der Abwesenheit des überaus guten Helden sogleich in die Arme des übelsten Schurken im Ort zu flüchten, stellt nur das I-Tüpfelchen des Charakter-Murks-Desasters dar.
Ansonsten gibt es mittelmäßig bis schlecht choreographierte Prügelszenen und allerhand Schießereien mit einem riesigen Aufgebot an Statisten zu betrachten. Letztere kranken allerdings am miserablen Schnitt, so dass man nie genau sagen kann, wer jetzt auf wen schießt und welche Partei gerade am gewinnen oder verlieren ist. Derartiges kann man dann nur aus den Ausrufen der jeweiligen Clan-Oberhäupter der Marke "Die nehmen uns ganz schön in die Mangel" oder "Es sieht schlecht aus für uns" schließen. Aber das ist ja eigentlich auch egal, da man eh schon bei Beginn jeder Schlacht weiß, wie sie enden wird. Wer sich also keinen Deut um die Story kümmert, weil diese sowieso nicht der Mühe wert ist, und dem es daher egal ist, wer da grade wen erschießt, wird sich vermutlich an den Massenschießereien erfreuen können.
Es ist jedoch auch nicht alles schlecht an "Keinen Cent für Ringos Kopf". So gibt es durchaus einige gute Ansätze wie etwa die immer wieder durchscheinenden kritischen Seitenhiebe auf die Gesellschaft. Eine der gelungensten Szenen ist sicherlich die, in der der Danza-Clan den Tod seines Mitgliedes Clay zum Wohle der ganzen Familie beschließt. So ein Heldentod ist doch was Feines. Auch wenn dann die Dorfbewohner für ihre mangelnde Zivilcourage gerügt werden, wird deutlich, dass man beim Filmen doch nicht ganz unambitioniert an die Sache ranging. Handwerklich sieht das ganze aber eben doch mau aus. Nur ganz selten kommen tatsächlich gute Regie-Ideen zum Vorschein, aber viel zu selten, um den Film zu einem lohnenswerten Erlebnis zu machen.
Selbst hartgesottene Genre-Fans sollten sich zweimal überlegen, ob sie "Keinen Cent für Ringos Kopf" eine Chance geben. Es gibt Dutzende besserer Alternativen, vor allem auch bei Corbuccis späteren Werken. Dieser Genre-Erstling von ihm ist jedoch trotz sozialkritischer Botschaft und einigen wenigen gelungenen Szenen leider nicht empfehlenswert.
Bei der DVD hat Koch Media mal wieder ganze Arbeit geleistet. Auch wenn der angekündigte Klassiker letztendlich keiner ist, so kriegt man auch wie bei den anderen Veröffentlichungen der Western Collection wieder ein für das Alter des Ausgangsmaterials recht gutes Bild geboten, und sowohl eine deutsche als auch eine englische Tonspur, wobei letztere etwas dumpf ist. Erstaunlich ist dabei, dass beide Tonspuren einen komplett unterschiedlichen Soundtrack haben.
- Redakteur:
- Andreas Fecher