Kekexili - Mountain Patrol
- Regie:
- Lu Chuan
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- China
- Originaltitel:
- Ke Ke Xi Li
1 Review(s)
22.01.2008 | 21:58Einführung:
In letzter Zeit kommen immer mehr Doku/Spielfilm-Hybriden auf den Markt, die neben der kurzweiligen Handlung zusätzlich einen dokumentarischen Einblick in fremde Kulturen ermöglichen.
"Kekexili" ist so ein Film, jedoch zeigt dieser eine wesentlich drastischere Härte, als die meisten Vertreter dieses Genres. Dies liegt daran, dass er auf einer wahren Geschichte der freiwilligen Bergpatrouille beruht, welche sich den gefährlichen Kampf gegen Wilderer und den Schutz der tibetanischen Antilope zur Aufgabe gemacht hat.
Aufgrund der vielen positiven Kritiken habe ich mir den Film auch gekauft. Zudem war ich an den Landschaftsaufnahmen interessiert – von einem Landstrich, den man so nicht oft zu Gesicht bekommt. Doch dazu später.
Filmpreise konnte der Streifen natürlich auch einige einheimsen. In Berlin bei den Filmfestspielen gewann "Kekexili" den Don Quixote Award, beim Golden Horse Film Festival den Preis als bester Film, beim Hong Kong Film Award den Preis als bester asiatischer Film etc.
Nachdem für mich Preise immer nicht so sonderlich viel über den Film aussagen konnten, war ich wirklich auf den Eindruck gespannt, den "Kekexili" bei mir hinterlassen würde.
Hintergrundinfos:
- Regie: Lu Chuan
- Drehbuch: Lu Chuan
- Produzent: Wang Zhongjun;
- Darsteller (fast alle sind Laiendarsteller): Duo Bujie, Zhang Lei, Qi Liang, Zhano Xueying, Ma Zhanlin
Nun ein paar erklärende Worte zur Landschaft, in welcher der Film spielt.
Kekexili (vom tibetanischen Hoh Xil abgeleitet) ist eine Region im nordwestlichen Teil der tibetanischen Hochebene. Es ist Chinas am wenigsten und weltweit am drittwenigsten bevölkerter Bereich.
Die gesamte Region umfasst ca. 83.000 Quadratkilometer mit einer durchschnittlichen Höhe von ca. 4.800 Metern über dem Meeresspiegel. Kekexili befindet sich zwischen den Tanggula- und Kunlun-Bergketten im Grenzgebiet zwischen Tibet und Südwest-China.
Die Region ist zudem eine der Quellregionen des des Yangtze. 45.000 Quadratkilometer, mit einer Durchschnittshöhe von 4.600 Metern wurden 1995 von der Regierung als Naturschutzgebiet ausgewiesen um die dort vorkommenden Tiere, unter anderen die tibetanische Antilope, vor der Ausrottung zu schützen. Ihre Zahl war von einigen Millionen Tieren auf nur noch 100.000 Tiere zurück gegangen, weil die dichten Felle bzw. die daraus gewonnene Wolle eine gute Einnahmequelle für die arme Bevölkerung darstellte.
Trotz des rauen Klimas und dem wüstenartigen Charakters gibt es in Kekexili mehr als 230 Tierarten – unter anderen wilde Yaks, wilde Esel, Weißlippenrotwild, Braunbären und die stark gefährdete tibetanische Antilope (Chiru).
Diese, der Welt größtenteils völlig unbekannte Region, wurde durch die Berichterstattung eines Reporters aus Peking in das Licht der Öffentlichkeit gerückt, als er über die Arbeit der Freiwilligen Tierschutz-Patrouille berichtet hat. Dieser Film zeigt die schwere und gefährliche Arbeit dieser Idealisten.
Die Handlung:
Wie gesagt beruht die Story auf der wahren Geschichte des mutigen Pekinger Journalisten Ga Yu (Zhang Lei), der für viele Tage mit der Tierschutz-Patrouille mitgefahren ist, um über deren gefährliche Arbeit zu berichten.
Als er in dieser dünn besiedelten Landschaft ankommt, wird er von den freiwilligen Tierschützern sehr freundlich aufgenommen, weil sie sich von seiner Berichterstattung Hilfe für ihr wichtiges Tierschutz-Projekt zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Tibet-Antilope erhoffen.
Bereits am nächsten Tag geht es los. Die Patrouille setzt sich mit ein paar Jeeps in Bewegung, um Jagd auf lange gesuchte Wilderer zu machen, welche tibetanische Antilopen im großen Stil abschlachten, um die Felle und die Wolle gewinnbringend zu verkaufen.
Doch schon nach kurzer Zeit erkennt der Journalist, dass zwischen Jägern und Gejagten gar kein so großer Unterschied ist, denn ein Menschenleben zählt in dieser rauen Wildnis nicht viel und jeder Fehler in dieser für Menschen völlig ungeeigneten Landschaft bedeutet den sicheren Tod.
Kritik:
Es ist wirklich schwierig eine Kritik zu diesem Film zu schreiben, weil Regisseur Lu Chuan ja "nur" die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte der Tierschützer erzählt. Dabei bleibt er aber immer objektiv und versucht die Ereignisse nie zu beschönigen. Auch eine Schuldzuweisung gibt es zum Glück nicht. Die Darsteller agieren alle sehr glaubhaft, was bei den durch raue Landschaft geprägten Laiendarstellern ja auch nicht weiter verwundert. Auch ein sogenanntes "Overacting", das bei Laiendarstellern häufig zu beobachten ist, kommt nur sehr selten vor.
Die Story wird chronologisch (dazu sind immer Tages- und Ortseinblendungen vorhanden) erzählt und legt viel Wert auf die Beweggründe der handelnden Menschen. Ihre Motivation, warum jemand Wilderer und warum ist jemand Tierschützer geworden ist. Hier verschwimmen dann auch schon mal die Grenzen zwischen Gut und Böse. Beim Schießen wird nicht lange gefackelt, was bleibt ist Hilflosigkeit. Auch die in diesen Szenen an den Tag gelegte, reale Härte wird dem Zuschauer nicht erspart. Ein Menschenleben zählt nun mal nicht viel in dieser Gegend und Emotionen können sich die Männer in dieser rauhen Landschaft schon gar nicht leisten.
Ein weiteres wichtiges Element im Film ist die Landschaft. Sie spielt in "Kekexili" eine wichtige Rolle, denn alle Menschen die sich dort hineinwagen, spielen mit ihrem Leben. Menschen wirken in dieser Gegend völlig deplatziert und wie ein "Pickel" in der großen weiten Umgebung. Selbst eine normale Verfolgungsjagd hat dann auch meistens katastrophale Folgen, weil aufgrund der Höhe und der Anstrengung sofort ein Lungenödem droht – nur ein Problem, mit dem sich die Männer konfrontiert sehen. Eis, Treibsand und Kälte sind die ständigen Wegbegleiter und Gefahren, denen sich die Tierschützer, aber auch die Wilderer stellen müssen. Jeder noch so kleiner Fehler führt zum Tod. Eine Landschaft, die für Menschen einfach nicht geeignet ist und die sich optisch wie ein Bild von einem anderen Stern darstellt.
Das zeigt Lu Chuan in teilweise wirklich atemberaubenden Bildern, die wie ein Gemälde anmuten, aber nie nur vordergründig plakativ zur Schau gestellt werden. So ist es dann auch der Konflikt zwischen Menschen und Natur, den ich für meinen Teil als Ergebnis des Films mitnehme. Die Natur gewinnt immer – egal wie sehr und mit welchen Mitteln der Mensch versucht in die Wildnis einzudringen.
Als dicken Minuspunkt des Films muss ich jedoch anführen, dass die Erzählgeschwindigkeit der Geschichte viel zu hoch angesetzt ist, weshalb auch schon nach 85 Minuten die Schlusscredits über den Bildschirm laufen. Angeblich war die Laufzeit eine Vorgabe der Produktionsfirma, weshalb ich hier dem Regisseur keine Vorwürfe machen kann. Schade, denn so konnte ich keine richtige Beziehung zu den Charakteren aufbauen und es war für mich manchmal auch etwas verwirrend, wer nun wo und warum unterwegs ist.
Zudem wird dem Zuschauer auch nicht deutlich klar gemacht, welche wichtigen Beweggründe für die freiwilligen Tierschützer ausschlaggebend waren, sich diesen Gefahren auszusetzen. Reiner Idealismus, oder das Geld? Auch bei dieser Frage hätte eine längere Laufzeit vielleicht noch Abhilfe schaffen können.
Es ist auf jeden Fall schön, dass diese Berichterstattung des Journalisten die Errichtung eines großen Naturschutzgebietes zur Folge hatte. Manchmal bewirkt die Presse also doch Positives.
Die DVD:
Die DVD von Sony Pictures Home Entertainment überrascht mit einem knack-scharfen, fast makellosen Bild und brillanten Farben.
Auch der Ton in Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Mandarin (Dolby Digital 5.1) sind ausgezeichnet gelungen und bringen manchmal sogar räumliche Effekte wie z.B. das Rauschen des Windes gut zur Geltung. Wirklich eine qualitativ sehr gute Veröffentlichung.
Nur bei den Extras wurde wirklich sehr stark gespart. Nur ein paar Trailer zu anderen Filmen wurden auf die Disk gebracht. Schade, denn bei diesem Film hätte es sich sehr gut angeboten ein paar Hintergrundinfos zur Geschichte und den wahren Begebenheiten zu erklären.
Fazit:
"Kekexili" trifft den Zuschauer wie ein Hammer und macht genau das was er auch soll – er rüttelt wach und erzählt die mitreißende Geschichte des Pekinger Journalisten auf seiner gefährlichen Mission immer objektiv und ohne Beschönigung oder gar Wertung.
Das mitzuerleben ist wirklich manchmal sehr hart – genauso hart wie die Menschen dieser Region, genauso hart wie das Leben in dieser Hochwüste. Nein wirklich, wer nur eine nette Doku über diese Landschaft erwartet, den könnte die ausufernde, emotionslose Gewalt schon ein wenig schocken. Doch so war die Geschichte nun mal.
Leider hastet der Film etwas zu schnell durch die Ereignisse, sodass es dem Zuschauer nicht gerade leicht gemacht wird, sich mit den Personen zu identifizieren, oder auch manchmal nur den Überblick zu behalten.
Auf jeden Fall kann ich den Film uneingeschränkt für alle Leute empfehlen, welche mit der dargestellten Gewalt keine Probleme haben und einmal diese tolle Landschaft sehen wollen.
- Redakteur:
- Detlev Ross