L.A. without a Map
- Regie:
- Mika Kaurismäki
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Finnland / Frankreich / Großbritannien
- Originaltitel:
- L.A. without a Map
1 Review(s)
22.06.2004 | 10:51Richard führt ein ernsthaftes, geruhsames Leben als Bestattungsunternehmer in dem kleinen verschlafenen Nest Bradfort in England. Eines Tages begegnet dem gebürtigen Schotten auf dem Friedhof eine quirlige Touristin aus Amerika, die Grabmale fotographiert. Die beiden verbringen einen ausgelassenen Nachmittag miteinander, und am Ende steht für Richard fest: Sie ist die Eine! Doch schon ist sie wieder aus seinem Leben verschwunden, und er beschliesst ihr zu folgen. Hals über Kopf wirft er sein Leben dahin und fliegt nach Los Angeles. Richard findet Barbara mittels einer Streichholzschachtel, die für ein Restaurant wirbt. Barbara kellnert in diesem Restaurant, ist aber hauptsächlich Schauspielerin, die auf den großen Durchbruch wartet. Er drängt sich in Barbaras Leben, und die ist - an Oberflächlichkeiten Hollywoods gewöhnt - zu gleichen Teilen gerührt und verärgert über ihn. Im absoluten Ghetto nimmt Richard sich eine Wohnung und lernt Moss kennen, einen schrägen Typen der permanent zugekifft wirkt. Dieser hilft ihm bei seinem Vorhaben, die talentierte junge Frau zu erobern, mit Rat und Tat. Moss besorgt ihm außerdem einen Job als Swimming Pool-Reiniger. In der Tat klappt es auch, so unmöglich es auch manchmal scheint. Barbara und Richard heiraten schon bald in einem Hochzeits-Drive-Inn. Richard ist wahnsinnig stolz und glaubt, er hätte es geschafft. Doch Barbaras Pläne einer Schauspielkarriere sind ihr wichtiger denn je. Für die Aussicht auf eine phantastische Rolle ist sie bereit, alles zu tun. Unsanft lernt der junge Ehemann so die bösen Seiten der Traumfabrik Hollywood kennen und begegnet unzähligen blasierten Typen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Schließlich wird der brave Biedermann sogar von seiner Frau verlassen. Sie zieht zu ihrem Ex, einem fiesen Regisseursmacho. Alles scheint verloren, doch Richard gibt nicht auf ...
"L.A. without a Map" ist eine charmante Tragikomödie von Mika Kaurismäki, die vor lauter skurrilen Ideen nur so strotzt. Die komplette Bandbreite, von urkomisch bis hin zur Melodramatik wird abgedeckt. Dabei ist der Film oftmals beängstigend realitätsnah, was für die gelungene Ausarbeitung der Charaktere spricht und durch die selbst die banalsten Szenen ihre Daseinsberechtigung erhalten. Nicht nur die Regiearbeit, die bisweilen an David Lynch erinnert, auch die durch die finnisch-britisch-französische Co-Produktion bedingten frischen Ideen geben "L.A. without a Map" eine Menge an Charakter mit auf den Weg. Da stört es nur am Rande, dass der Independent Movie zwar mit seinen europäischen Wurzeln fest verankert ist, sich des öfteren jedoch nur allzu bequem an Hollywood anlehnt. Durch diese Entschärfung und Glattbügelung wirken einige Begebenheiten leider weniger verstörend, als sie eigentlich sein könnten.
Die Grundstory "Mann und Frau verlieben sich, kommen aus irgendeinem Grund auseinander, und finden irgendwie wieder zusammen" klingt allein für sich ziemlich banal. Durch die schrägen Figuren, dargestellt durch exzellente Schauspieler, wird der Film richtig sehenswert. Ein Paradebeispiel hierfür liefert Vincent Gallo in seiner Rolle als vergammelter Chaot und Gitarrist der LENINGRAD COWBOYS. Eine kleine, feine und äußerst kultige Rolle kann Johnny Depp in "L.A. without a Map" verbuchen. Ein Mann, der sich selber spielt, mal als stummer Vertrauter von Richard auf einem Fanposter in dessen Zimmer, als Star, oder als urplötzlich auftauchender Berater auf einer Bank vor einem Friedhof.
Fazit: Ein ungewöhnlicher Film für Freunde außergewöhnlicher Filmkunst.
Neben dem deutschen und englischen Ton sind auf der DVDs eine ganze Palette an Extras mit dabei: Vom Making Of über Interviews, dem Original Trailer, Produktionsnotizen bis hin zu "Sammy the Screenplay", ein kleiner sarkastischer Bonusfilm, der die Geschichte eines Drehbuches beschreibt.
- Redakteur:
- Katrin Debes