Mädchen mit dem Perlenohrring, Das
- Regie:
- Peter Webber
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA/UK/Luxembourg
- Originaltitel:
- Girl with a Pearl Earring
1 Review(s)
20.11.2007 | 18:15Story:
Delft, 1665: Griet, eine junge Frau aus einer verarmten protestantischen Familie, kommt als Magd in den Haushalt von Vermeer. Vermeer (als Katholik) hat viele Kinder und lebt am Rande der Armut. Jedes Jahr kommt ein Kind dazu, aber seine Arbeiten gehen nur langsam vorwärts. Seine Schwiegermutter, eine kluge Frau, hat die Fäden der Familie in der Hand. Sie verwaltet das wenige vom übrig gebliebenen Vermögen und sucht immer wieder nach einem Mäzen für ihren Schwiegersohn.
Vermeer ist ein echter Künstler, ein Einzelgänger. Er zieht sich oft in sein Atelier im Haus zurück, wo keiner der Hausbewohner ohne seine Erlaubnis eintreten darf. Griet muss als Magd dort aber ab und zu putzen, wenn er nicht da ist und sie ist sehr neugierig. Sie entdeckt seine Arbeit, macht sich Gedanken darüber und wagt es, Dinge zu ändern. So schafft sie plötzlich Licht ins Atelier, als sie die Fenster putzt und verstellt sogar einmal einen Stuhl, weil sie die Komposition des Meisters nicht gut findet. Ohne grosse Worte kommen Vermeer und Griet ins "Gespräch". Er erklärt ihr die Farben und als Einzige in diesem Haus hat sie Interesse, das Auge und Verständnis dafür. Sie wird für ihn immer unentbehrlicher und hilft ihm beim Zubereiten der Farben, alles mit dem wortlosen Einverständnis der Schwiegermutter, welche unbedingt ein neues Bild von ihm möchte, denn ein weiteres Kind ist auf dem Weg und es wird Geld benötigt.
In der Zwischenzeit lernt die introvertierte Griet einen netten Metzgerjungen kennen und zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung. Gleichzeitig kommt sie aber auch Vermeer näher, doch sie weiß, dass dies ohne jegliche Zukunft ist. Griet muss sich immer wieder gegen die Annährungsversuche von Vermeers Mäzen wehren, welcher mit seinem Geld praktisch Macht über die ganze Familie hat. Natürlich bleibt die "Intimität" zwischen Vermeer und Griet, (welche jedoch nie ausgelebt wird) der Familie nicht verborgen und sie erlebt einige Anfeindungen und Verleumdungen. Vermeer findet in Griet die Inspiration und malt dann ein Porträt von ihr mit dem berühmten Perlohrring, welcher aus dem Schmuck seiner Frau stammt.
Grundlagen:
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman "Das Mädchen mit dem Perlenohrring ", welcher aber aus der Perspektive der Griet geschrieben wurde. Es ist eine fiktive Geschichte um ein reales Bild, welche so hätte stattfinden können. Was sicher stimmt, ist das Zeitbild, die Kulissen, das Gesellschaftsbild.
Extras:
Die Bonus-DVD kann ich jedem Filmliebhaber ans Herz legen. Für mich ist es eins der besten Extras, die ich bis jetzt zu einem Film gesehen habe. Es wird sehr viel erklärt, wie der Film gedreht wurde, die besonderen Umstände, die Gedanken wie was gedreht wurde. Man versteht dann, wieso gerade dieser oder jener Blickwinkel gewählt wurde, wie das Licht und die Räumlichkeiten ausgewählt wurden. Eine Besonderheit dieses Filmes ist, dass nicht in Kulissen, sondern in einem richtigen Haus gedreht wurde. Dies ermöglichte den Filmmachern eine einmalige Atmosphäre und Authentizität zu schaffen.
Darsteller:
Colin Firth, einer der großen englischen Schauspieler meistert seine Rolle mit Bravour. Er verkörpert den introvertierten und suchenden Vermeer einfach nur perfekt. Auch Scarlett Johansson als Griet überzeugt während des ganzen Films. Die zwei Hauptdarsteller spielen sehr professionell. Genau das ist das Besondere an diesem Film. Die Chemie zwischen den beiden hat wohl gestimmt, denn anders kann ich mir diese wortlose und sehr überzeugende Kommunikation nicht erklären.
Persönliche Meinung:
Mir persönlich gefällt der Film aus verschiedenen Gründen. Zum einen beeindrucken mich die Bilder und die Kameraeinstellungen. Die praktisch wortlose und dennoch emotional geladene Stimmung finde ich einfach nur toll. Es ist einer dieser Filme, wo die Bilder noch ewig im Kopf weiterspuken. Zum anderen gefallen mir die Bilder aus dem winterlichen Delft. Genau so stelle ich mir Holland vor 300 Jahren vor, noch heute spürt man diese Stimmung in den niederländischen Städten. Der Film schafft es, die richtige Atmosphäre herzustellen.
Und dann ist das wunderbare Werk von Vermeer nicht zu vergessen. Mit so einem Film kann sein Werk unter noch mehr Menschen gebracht werden. Er hat neben diesem Porträt der Frau mit dem Perlenohrring (welche noch heute für die Kunstkenner eine Unbekannte ist) weitere Kunstwerke gemalt. Wie hart musste (damals) das Leben eines Künstlers gewesen sein. Dazu muss ich noch gestehen, dass ich mich als Colin Firth – Fan natürlich noch mehr freue, von ihm einen so gelungenen Film sehen zu können. Aber auch Scarlett Johansson gehört inzwischen zu meinen Favoritinnen bei den weiblichen Darstellerinnen. Sie ist fähig, verschiedene Rollen in verschiedenen Geschichten zu spielen. Die beiden sind trotz Altersunterschied ein Traumteam.
DVD:
Es handelt sich bei der DVD um eine Doppel-DVD in einem schönen Pappschuber. Darin befindet sich ein informatives Booklet und eine Kunstpostkarte. Wie schon oben erwähnt, lohnt es sich, die Extras anzuschauen, sie sind sehr unterhaltsam und informativ. Also wer sich den Film angesehen hat, soll sich unbedingt noch die Extras zu Gemüte führen. Er/Sie wird es nicht bereuen!
Auszeichnungen:
Der Film wurde unter anderem 3 Mal für den Oscar nominiert (Best Art Direction-Set Decoration, Best Cinematography, Best Costume Design) und gewann zahlreiche Preise, vor allem in der Kategorie: „Best Cinematography“
Kurzbiografie von Vermeer:
- Geboren 1632 in Delft
- 1653 konvertierte er zum Katholizismus und heiratete Catharina Bolnes
- Mit ihr hatte er 11 Kinder, welche überlebten.
Er lebte im Haus seiner Schwiegermutter in Delft und verliess sein Leben lang nie diese Stadt. Er malte und handelte mit Bildern anderer Künstler.
- 1975, im Alter von 43 starb er wohl an einem Herzinfarkt. Er hatte Stress, da das Familienvermögen immer mehr schrumpfte. Heutzutage können ihm nur 35 noch existierende Gemälde zugeordnet werden.
Fazit:
Für mich ein filmisches Kunstwerk wie ein Gemälde, von dem ich mir wünsche, dass es alle Liebhaber von kleinen ruhigen Filmen gesehen haben.
- Redakteur:
- Doris Flückiger