Mörder des Klans
- Regie:
- Giuseppe Vari
- Jahr:
- 1971
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Prega il morto e ammazza il vivo
1 Review(s)
06.11.2004 | 09:36Klaus Kinski - ein Mann mit exzentrischem Lebenswandel; bekannt für seine cholerische Art, die bei vielen Interviews zum Tragen kam; für Filmfans unsterblich durch die Filme, die er mit Werner Herzog drehte; ansonsten aber auch Darsteller in weit über hundert anderer Filme, denen es meist an Qualität fehlte, wie auch Kinski selbst meinte; schon früh festgelegt auf die Rolle als Bösewicht. Da man der Person Kinski in einem relativ kurzen Review ohnehin nicht gerecht werden kann, belasse ich es bei dieser stichwortartigen Einleitung zu dem Film "Mörder des Klans", in der Kinski wieder einmal die Rolle des wahnsinnigen Bösewichts innehatte.
Dan Hogan (Klaus Kinski) und seine Bande wollen nach einem Banküberfall mit der Beute nach Mexiko flüchten. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie dazu durch die Wüste müssen und ihr angeheuerter Führer nicht mehr lebt. Der wurde nämlich von John Webb (Paul Sullivan) erschossen, der sich der Bande nun als Führer anbietet. Skeptisch darüber, woher der Fremde von seinen Plänen weiß, willigt Hogan in Ermangelung einer Alternative schließlich ein, auch wenn er dafür die Hälfte des erbeuteten Goldes zahlen muss. Nach einer Nacht in einer Kutschenstation, in der die Nerven der Bande schon brachliegt, da sie in jedem ihrer Kumpane den potentiellen Verräter ihres Planes sahen, brechen sie schließlich mit einigen Geiseln Richtung Mexiko auf. Doch das Misstrauen der Bande ist tatsächlich nicht ohne Grund, denn Webb hat es nicht nur auf das Gold abgesehen.
Im Prinzip kann man den Film in zwei Teile teilen: Zum einen ist da die Nacht in der Kutschenstation, zum anderen die Reise durch die Wüste. Auf den ersten Blick wirken diese Teile grundverschieden. Die Kutschenstation ist ein Ort, wo sich alle aufgrund der Enge auf der Pelle hocken, wogegen die Wüste natürlich eine räumliche Weite bietet.
Was beiden gemein ist, ist die Unentrinnbarkeit, mit der die Protagonisten konfrontiert werden. In der Kutschenstation wacht die Gaunerbande darüber, dass niemand flieht, aber auch die Bandenmitglieder selbst können nicht ohne die anderen entkommen, weil sie auf sich allein gestellt gegen die Ordnungshüter relativ machtlos wären. So wird schon schnell eine Kette von Abhängigkeit innerhalb der Gruppe breit. Dan Hogan ist abhängig von der Loyalität seiner Leute, diese wiederum sind abhängig von ihrem Anführer, der durch seine Macht innerhalb der Gruppe auch die Macht über ihr Leben hat. Nicht umsonst, kommt es zu den ersten Todesfällen durch Streitigkeiten unter den Banditen. Der ganze Trupp schließlich ist abhängig von Webb, der sie in die Freiheit bringen soll – eine Abhängigkeit, die gleichzeitig Webbs Lebensversicherung ist.
In der Wüste schließlich kann man der gefährlichen Umgebung mit ihrem Wassermangel und ihrem Treibsand nur entkommen, wenn man einem ortskundigen Führer folgt. Und so spinnt sich wieder eine Kette: Die Geiseln bleiben nur durch Webbs persönlichen Einsatz für sie am Leben, die Banditen durch Webbs Ortskenntnisse und Webb selbst, weil er der einzige ist, der sich auskennt.
Wie leicht zu erkennen ist, birgt der Film ein unglaubliches Potential, die Vorgänge innerhalb einer Gruppe, in der große Abhängigkeitsverhältnisse bestehen, nach außen zu kehren, anschaulich zu machen. Leider verkümmert dieses Potential an der allzu routinierten Inszenierung und den überwiegend stereotypen Charakterisierung, deren Stereotypisierung noch nicht einmal zur Herausarbeitung der Gruppendynamik dient.
Auch das Potential, das die jeweiligen Schauplätze geboten hätte – eine kammerspielartige, bedrückende Atmosphäre in der Kutschenstation und eine "heiße", nervenaufreibende Atmosphäre in der Wüste -, bleibt weitgehend ungenutzt.
Nicht, dass der Film deswegen schlecht wäre, aber er wirkt zu glatt, ja, zu normal, um wirklich zu begeistern, und das angesichts des Potential, das die Story, die Figurenkonstellation und das Setting innehat. Einfach schade! Aber so bleibt das einzig wirklich herausragende Glanzlicht des Films Klaus Kinski, der den Bösewicht hier mit einer Inbrunst und Energie verkörpert, wie dies wohl sonst kaum ein Schauspieler vermag, und seinem Charakter mehr als nur einen Hauch von Wahnsinn verleiht.
"Mörder des Klans" leidet vor allem an seinem verschenkten Potential, so dass letztendlich kein Meisterwerk entstanden ist, dafür aber ein ordentlicher Genre-Vertreter des Italowesterns, der sowohl Western- als auch Kinski-Fans angenehme 90 Minuten zu bereiten vermag.
Auf der DVD von Koch Media ist der Film mit einem nicht anamorphen, manchmal etwas zu hellem, aber ansonsten gelungenem Widescreen-Bild mit englischer und deutscher Tonspur enthalten. Ansonsten gibt es auf der DVD aber nur die "üblichen Verdächtigen", also Fotogalerie und Trailer.
- Redakteur:
- Andreas Fecher