Zugverkehr unregelmäßig
- Regie:
- Erich Freund
- Jahr:
- 1950
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- DDR
1 Review(s)
03.08.2004 | 15:22Mit "Familie Benthin" ist mir erst kürzlich ein Streifen aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik zur Rezension vorgelegt worden, der ganz gezielt Propaganda gegen die Westrepublik als Leitfaden offenbarte. "Zugverkehr unregelmäßig" setzt diese Tradition nun fort, auch wenn hier der politische Inhalt nicht auf den ersten Blick deutlich wird.
Story:
Erich ist bei der Volkspolizei beschäftigt und steht seit einiger Zeit tief in der Schuld von Jochen, der ihm kürzlich das Leben gerettet hat. Während Erich ein sehr kritischer Mensch ist, bei dem Vernunft an erster Stelle steht, ist Jochen eher der Draufgänger-Typ, der nichts unversucht lässt, sich von Job zu Job schleppt, aber eben keine Konstante in seinem Leben hat.
Irgendwann tilgt Erich seine Schuld bei Jochen, als er ihm eine Stelle bei der Berliner S-Banh besorgt. Dort lernt Jochen sehr schnell die westdeutsche Agentin Ellen kennen, die sofort merkt, dass Jochen ihr auf Schritt und Tritt folgt und auch bereit wäre, ihr den ein oder anderen Gefallen zu tun. Dies nutzt Ellen aus und benutzt Jochen fortan als Handlanger, um so ihre schmutzigen Sabotageakte im Osten durchführen zu können. Jochen fällt auf ihr Angebot rein, glaubt selber, dass er mit Ellen's Hilfe zum ganz großen Reichtum kommen kann, stürzt sich trotz mehrfacher Warnung seitens Erichs' aber blindwegs ins Verderben...
Wie auch schon bei "Familie Benthin" geht es bei "Zugverkehr unregelmäßig" in erster Linie darum, die 'böse' Westrepublik und deren Wohlstand an den Pranger zu stellen. Die Message ist von Anfang an deutlich: "die reichen Wessis kümmern sich einen feuchten Dreck um ihre ehemaligen Landesgenossen und wickeln auf deren Kosten auch noch schmutzige Geschäfte ab". Dass die Story dabei mitunter ein wenig übertrieben dargestellt wird, ist natürlich klar, und so verwundert es kaum, dass die aus dem Westen stammende Ellen alle Eigenschaften in sich vereinigt, die man dem westdeutschen Bürger damals nachgesagt hat. Sie ist skrupellos, nimmt keine Rücksicht auf die 'armen' Bürger im Osten und bereichert sich auf den Kosten der naiven Ostbürger. Sicher sind manche Sachen, die hier unterschwellig weitergegeben werden, auch wahr gewesen, jedoch ist das Ganze wieder derart überspitzt dargestellt, dass man sich aus heutiger Sicht das ein oder andere Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Darüber hinaus ist interessant, wie die Volkspolizei der DDR hier dargestellt wird. Die Diener des Staates werden als stets hilfsbereit, pflichtbewusst und zum Wohle des Volkes agierend vorgestellt. Man bekommt im Laufe des Filmes sogar fast den Eindruck, als sei "Zugverkehr unregelmäßig" eine Art Bewerbungsschein für dieses Staatsorgan, so perfekt wird die Volkspolizei da beschrieben. Heute wissen wir das natürlich alles besser, denn dass die Volkspolizei in etwa das genaue Gegenteil von dem war, was man hier als blinder Zuschauer vermuten mag, brauche ich wohl nicht mehr näher zu erläutern.
Die Handlung an sich ist eigentlich gar nicht mal so schlecht, denn auch wenn viele Sachen überspitzt wirken und man zwischendurch nicht weiß, wie ernst man die einzelnen Texte nehmen darf, sind diese knappen 75 Minuten sehr spannend gehalten. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls alle im grünen Bereich, wobei besonders der Darsteller des Jochen sich als echtes Talent herausstellt, welches in seiner Rolle völlig aufgeht. Wichtig ist halt eben nur, dass man die Message des Filmes durchschaut, denn sonst fällt es schwer, sich auf den Inhalt einzulassen. Ist dies jedoch geschehen, dann ist "Zugverkehr unregelmäßig" für Freunde des alten Schwarz/Weiß-Films eine sehenswerts Geschichte.
Die DVD-Version hinterlässt hingegen einen zwiespältiger Eindruck. So ist es den Machern sehr gut gelungen, das Bild zu reproduzieren, das für diese Zeit übliche Flackern ist nur ab und an zu sehen. Insofern ist der Ton schon eine richtige Frechheit, da die Laustärke sich beinahe bei jedem Dialog rapide ändert und manche Stimmen nur sehr schwer zu verstehen sind. Das mindert den Gesamteindruck dieses Filmes leider enorm, da es nach einer Weile keinen Spaß mehr macht, andauernd am Laustärkeregler hoch und runter zu schalten. Sollte für Genre-Anhänger aber sicherlich kein Grund sein, sich nicht näher mit diesem Film zu beschäftigen.
- Redakteur:
- Björn Backes