Acacia - Die Wurzeln des Bösen
- Regie:
- Park Ki-Hyung
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Acacia
1 Review(s)
17.05.2008 | 20:23Daten:
Regisseur: Park Ki-hyeong
Drehbuch: Park Ki-hyeong
Darsteller:
Hye-jin Shim (The Ginko Bed) als Choi, Mi-sook
Jin-geun Kim (The Legend of Ginko) als Kim, Do-il
Oh-bin Mun als Kim, Jin-seong
Na-yoon Jeong als Min-ji
Musik: Man-Sik Choi
Kamera: Hyeon-je Oh
Schnitt: Seong-weon Ham
Die Handlung:
Das kinderlose Ehepaar Dr. Do-il Kim (Jin-geun Kim) und seine Frau Mi-sook Choi (Hye-jin Shim) stehen vor einer schweren Entscheidung. Da Mi-sook Choi selbst anscheinend keine Kinder bekommen kann und weil sie auch inzwischen schon 40 Jahre alt ist, scheint die einzige Lösung des Problems die Adoption eines Kindes zu sein. Nach anfänglicher Skepsis stimmt auch der Ehemann Do-il Kim dieser "Notlösung" zu, denn auch er wollte schon immer eine Familie mit Kindern haben.
Im Kinderheim angekommen, fällt der kunstinteressierten Mi-sook Choi sofort ein bestimmtes Gemälde unter den von Heimkindern gemalten Bildern auf. Der "Künstler" dieses herausragenden Bildes ist ein kleiner 6-jähriger Junge - Jin-seong (Oh-bin Mun) – er ist ein netter, aber sehr zurückhaltender Bub. Nicht zuletzt aufgrund dieses zeichnerischen Talents, adoptieren die beiden Eheleute den Kleinen.
Zu Hause angekommen verhält sich Jin-seong zunächst sehr seltsam – kein Wunder, schließlich muss er sich vermutlich erst eingewöhnen. Er schottet sich von seinen neuen Eltern ab, er freundet sich aber auch mit der Nachbarstochter Min-jee an. Seine neue Mutter versucht alles um dem Kleinen ein neues schönes zu Hause zu bieten, doch bei der Großmutter stößt Jin-seong von Anfang an auf Ablehnung. Anstatt sich an seine neue Familie zu gewöhnen, nimmt das Verhalten des Jungen immer surrealere Züge an – in der abgestorbenen Akazie im Garten glaubt der Bub sogar seine tote, aber nun als Baum wiedergeborene Mutter zu erkennen und er zeichnet immer die gleichen traurigen Bilder.
Die Lage ändert sich noch einmal dramatisch, als Mi-sook Choi wider Erwarten nun doch schwanger wird. Die Großmutter drängt nun darauf, das fremde Kind wieder zurück zu geben und Jin-seong hat natürlich Angst, dass er als adoptiertes Kind von seiner neuen Mutter nicht ebenso geliebt wird wie das leibliche Kind. Als er deshalb versucht das inzwischen geborene Baby in seinem Bettchen zu ersticken, wenden sich auch seine Adoptiveltern immer mehr von ihm ab. Eines Tages ist Jin-seong dann verschwunden – und die tot geglaubte Akazie fängt wieder an zu blühen. Merkwürdige Ereignisse geschehen von nun an….
Kritik:
Es ist schwer "Acacia" einem bestimmten Publikum zu empfehlen. Eher Drama als Horror, aber eben auch spannender Mystery-Thriller mit den dazu gehörigen albtraumhaften Sequenzen. So beginnt der Film wie ein echtes Drama das den Kinderwunsch des Ehepaars thematisiert. Kaum ist der Junge im neuen zu Hause angekommen, mischen sich schließlich fast unmerklich die kleinen Andeutungen und Merkwürdigkeiten unter die Handlung, welche beim Zuschauer anfänglich für ein leichtes Frösteln und später für echtes Unbehagen sorgen. Diese Steigerung bis zum finalen, aber nie vorhersehbaren furiosen Ende wurde vom Regisseur Park Ki-hyeong in ruhigen, aber äußerst effektiven Bildern festgehalten. Der Mann wusste genau was er tat – die richtige Einstellung zum richtigen Zeitpunkt zeugt von seinem großen handwerklichen Können, mit wenigen Mitteln echtes Unbehagen zu erzeugen – aber zur besonderen Optik von "Acacia" später mehr.
Einen großen Pluspunkt stellt für mich die nicht vorhersehbare Handlung dar. Als Zuschauer glaubt man sich ständig einer Lösung der mysteriösen Ereignisse auf der Spur, doch nahezu alle vom Drehbuch sorgsam gelegten Fährten stellen sich im Nachhinein als falsch heraus. Zeichen und Andeutungen gibt es wirklich viele – die gemalten Bilder des Kleinen, die Albträume, die fast schon cronenbergsche Qualität besitzen und natürlich das Symbol schlechthin: Die dem Film den Namen gebende Akazie. Sie wandelt sich vom toten Gebilde zur blühenden Schönheit – Symbol des Lebens. Sie blutet sogar, wenn sie verletzt wird.
Aus diesen Symbolen und Andeutungen versteht es Regisseur und Drehbuchautor Park Ki-hyeong eine ruhige, spannende Geschichte zu stricken, die den Zuschauer fesseln und in ihren Bann ziehen kann. Blutige Details gibt es nur wenige, ein paar Schockmomente auch, aber die Geschichte funktioniert hauptsächlich über die sorgsam aufgebaute Atmosphäre – sie sorgt für den wohligen Schauer, den der Zuschauer leider nicht mehr allzu oft genießen kann. Was hat nur der Baum mit dem Jungen zu tun – warum blüht er, sobald der Junge verschwunden ist?
~ Die Optik ~
Asiatische Filme im Allgemeinen und koreanische Filme im Besonderen zeichneten sich seit jeher durch ihre ausgefeilte Optik aus. Wunderschöne Bilder, welche die Handlung optisch unterstützen und einen großen Anteil an der Stimmung des Films tragen. Auch "Acacia" bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme.
Um die dramatischen Handlungsteile in das passende Licht zu rücken, reduziert Regisseur Park Ki-hyeong die Sättigung des Bildes und greift hauptsächlich auf kalte, blasse Farben zurück. Umso farbiger wurden aber im krassen Gegensatz dazu einige wichtige Details ausgearbeitet um so die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich zu ziehen. Hauptsächlich geschieht das in den Traumsequenzen – grell rote und somit bedrohlich wirkende Wollfäden, die blühende Akazie, aber auch die Gemälde des Jungen verfehlen so keinesfalls die erwünsche Wirkung beim Zuschauer. Zu diesem Konzept kombinieren auch die Sets – ein eher spärlich, kalt eingerichtete Haus und das nasskalte Wetter sorgen für düstere Minuten. Zu guter Letzt unterstützt dabei auch der Score die Atmosphäre hervorragend (Habe ich da nicht Griegs "Peer Gynt" heraus gehört?).
~ Welches Publikum? ~
Die Frage, welches Publikum sich nun den Film ansehen sollte, ist nicht ganz leicht zu beantworten. Reine Horrorfans könnten dem Film eine gewisse Langatmigkeit vorwerfen, vielleicht sogar Langeweile. Anhänger von Familiendramen könnte hingegen der sich gegen Ende des Films steigernde Mystery-Anteil sauer aufstoßen.
Ich für meinen Teil kann jedoch behaupten, dass ich ein idealer Zuschauer für "Acacia" war – Ich bin Asiafan und eher dem gruseligen Schauer zugetan, als blutigen Schlachtplatten und ich bin auch ein Fan von gut gemachten Dramen. Zudem fand ich die stimmige Optik in "Acacia" besonders gut gelungen. Zudem war ich froh, dass nicht wieder schwarzhaarige Geister-Mädchen für den gewünschten Schauer sorgen mussten. Dieses Thema hatten die Filmemacher in den letzten Jahren leider oft überstrapaziert.
Ob der Film für einen gruseligen Videoabend geeignet ist, sollte somit jeder für sich selbst entscheiden. Technisch und inszenatorisch wurde jedenfalls von Regisseur und Drehbuchautor Park Ki-hyeong alles Mögliche getan um das Publikum gut und spannend zu unterhalten. Auch die Schauspieler kann ich in diesem Zusammenhang nur loben. Ein optisch und inhaltlich wunderschönes, spannendes Drama ist so entstanden, das sich wohltuend anders als gängige Genrevertreter aus Asien zeigt. Ich fand den Film sehr gut gemacht. Vielleicht sollte man sich den Film trotzdem erst einmal ausleihen, bevor er in die Sammlung wandert.
Die DVD:
Die DVD von e-m-s ist in der "Cine Magic Asia"-Reihe des Labels erschienen, was normalerweise für eine hohe Qualität bei den Bild- und Tonwerten bürgt. Leider war ich bei "Acacia" gerade bezüglich der Bildqualität nicht ganz zufrieden. Mir fehlte es hauptsächlich an Schärfe, das Bild ist einfach zu weich. Ich tippe deshalb darauf, dass wohl ein Rauschfilter zum Einsatz gekommen ist, der aber neben dem Bild-Rauschen leider gleich auch noch einige Details herausgefiltert hat. Schade – auf großformatigen Wiedergabegeräten verkommen manche Bildteile so zu einem unansehnlichen Brei. Ansonsten konnte ich aber keine weiteren schwerwiegenden Fehler beim Bild ausmachen. Der Kontrast, die Farben (natürlich unter Berücksichtigung der verwendeten Filter) und auch die Kompression geben keinen Anlass zu Kritik.
Der filmbedingt eher frontlastige Ton konnte mich schon eher überzeugen. Alle Dialoge sind klar zu verstehen und die Synchronisation der Darsteller ist ebenfalls gut gelungen. Bei den Schockmomenten wird die Soundkulisse dem Zuschauer sehr dynamisch vermittelt, ebenso wie bei den wenigen actionreicheren Sequenzen, die hauptsächlich gegen Ende von "Acacia" auftreten.
Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Koreanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Extras:
- Making of
- Bildergalerie
- Original Trailer
- Interviews mit den Schauspielern "Shim Hye-jin" und "Kim Jin-geun", sowie ein Interview mit Regisseur "Park Ki-Hyung"
Fazit:
"Acacia – Die Wurzeln des Bösen” geht einen erfrischend anderen Weg, als die meisten Horror-Mystery Filme Asiens in den vergangenen Jahren. Anstatt auf schwarzhaarige Grusel-Mädchen zu setzen, kombiniert Regisseur Park Ki-hyeong ein Familiendrama mit den für Spannung zuständigen Mystery-Elementen.
Dadurch entwickelt sich eine ungewöhnliche Geschichte, die beim Zuschauer so nach und nach für echte Gänsehaut sorgt und die aufgrund der vielen geschickt gelegten Fährten zum Glück auch nicht vorhersehbar ist. Doch Vorsicht – es ist ein langsam und behutsam erzähltes Drama, das erst sehr spät etwas mehr Fahrt aufnimmt. Die "Wartezeit" wird aber immer wieder mit einigen Schockmomenten und traumhaften Bildkompositionen versüßt – besonders in den Albtraum-Sequenzen (Cronenberg lässt grüßen).
Wirklich empfehlen kann ich "Acacia – Die Wurzeln des Bösen" aus den genannten Gründen daher nur Filmliebhabern, die Fans gepflegter Gruselgeschichten sind und die dem Film zusätzlich genügend Zeit geben sich zu dem zu entwickeln, was er nun einmal ist: Ein eiskaltes Mystery-Drama, bei dem die Lösung nicht auf dem Silbertablett serviert wird. Gehirn einschalten!
- Redakteur:
- Detlev Ross