American Gangster
- Regie:
- Ridley Scott
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Thriller
- Originaltitel:
- American Gangster
1 Review(s)
29.11.2007 | 22:08Kaum eine Filmographie liest sich derart faszinierend wie die von Altmeister Ridley Scott. Und das nicht nur seiner Klassiker ("Alien") und Kultfilme ("Blade Runner") wegen, auch seine filmische Vielseitigkeit beeindruckt auf ganzer Linie, setzte er nahezu in jedem Genre ein cineastisches Zeichen. Mit American Gangster komplettiert er sozusagen seine Genre-Sammlung und gibt sich erstmals einem Gangsterepos hin.
USA, die ´60er Jahre. Während der Vietnamkrieg in vollem Gange ist, korrumpieren New Yorker Polizisten, was das Zeug hält. Nur einer lässt die Finger von solch unmoralischen Geschäften: Richie Roberts (Russel Crowe), der zwar im Berufsleben eine weiße Weste trägt, im Privatleben dagegen mit seiner Ex-Frau um das Sorgerecht seines von ihm vernachlässigten Sohnes kämpft. Als Roberts beauftragt wird, eine Einheit zusammenzustellen, um gegen den Drogenhandel in New Jersey und Umgebung vorzugehen, führen die Ermittlungen langsam aber sicher zu einem Mann: Frank Lucas (Denzel Washington), ehemaliger Chaffeur und Bodyguard des jahrelangen Harlem-Bosses Ellsworth “Bumpee” Johnson (Clarence Williams III), der von seinem Chef und Freund zugleich viel über das Business gelernt hat und seine erlernte Theorie nach dessen Ableben in die Praxis umsetzt … und das ohne “wenn und aber”. Ebenso skrupellos wie genial ist auch seine “Geschäftsidee”, mit der sich Frank Lucas nicht nur ein goldenes Näschen verdient, sie macht ihn ebenso zum ersten schwarzen Mafiaboss. Sein Heroin Blue Magic ist nämlich etwas ganz besonderes: es ist doppelt so gut wie normaler Stoff und nur halb so teuer. Das Geheimnis: Lucas importiert astreines, thailändisches Heroin direkt von den Produzenten, schaltet den Mittelsmann und die Zwischenhändler somit aus, und lässt es über das amerikanische Militär ins Land fliegen. Obgleich sein Business besser nicht laufen könnte, hält er sich im Verborgenen. Und doch kommt ihm Ermittler Richie Roberts auf die Spur …
"American Gangster" ist Kino, wie man es von Ridley Scott bereits einige Male bewundern durfte: handwerklich perfekt und visuell virtuos, präsentiert er dem Zuschauer ein authentisches Gemälde der amerikanischen ´60er Jahre. Auch auf schauspielerischer Seite gibt sich der gebürtige Brite keine Blöße und verteilt die Rollen seiner Protagonisten Frank Lucas und Richie Roberts an die Oscarpreisträger Denzel Washington ("Training Day") und Russel Crowe ("A Beautiful Mind"), mit dem er nach Gladiator und Ein gutes Jahr ein drittes Mal zusammenarbeitet. Doch reichen diese Ambitionen zu einem weiteren filmischen Meisterwerk seinerseits? Eindeutig: Nein.
Ein überdurchschnittlicher Film ist Scotts American Gangster sicherlich, aber eben nur ein überdurchschnittlicher, dem es nicht gelingen will, dem alteingesessenen Genre des Gangsterfilms neue, noch nicht gesehene Aspekte abzugewinnen. Er geht bereits geebnete Wege, transzendiert von Genreklassikern wie "Serpico", "Heat" oder "L.A. Confidential". Die Charaktere, allen voran der von Richie Roberts, sind Versatzstücke aus eben genannten Filmen. So stehen sich korrupte Cops, ehrliche Cops und das Verbrechersyndikat in Form von Frank Lucas gegenüber.
Was "American Gangster" fehlt, ist ein narrativ angenehmes Tempo. Denn Scotts Gangsterepos ist Opfer seiner Laufzeit (157 Minuten), wirkt stellenweise langatmig und kommt des Öfteren nicht in Gang. So legt Scott den Fokus auf die Motivation seiner Protagonisten (Roberts als Ermittler, Lucas als Mafiaboss) und nicht auf einzigartige Actionsequenzen. Das aber ist nicht der Auslöser des Problems. Dafür zeichnet sich das ausgeklügelte, aber mit Handlung überladene Drehbuch von Steve Zaillian ("Schindlers Liste", "Gangs of New York") verantwortlich. Ridley Scotts Erzählstruktur ist lobenswert, führt er die Charaktere parallel in die Geschehnisse ein, um sie dann miteinander zu verbinden. Doch ausmerzen kann es den geringen Spannungsanteil leider nicht.
Fazit:
Starbesetzter Gangster-Thriller mit hervorragenden Filmmontagen und einem überladenen Drehbuch, das zu oft die Relevanz aus den Augen verliert und dadurch an Langatmigkeit gewinnt. Für Genrefans sicherlich ein gutes Stück Film, ansonsten “nur” überdurchschnittlich, da zu konventionell. Nichtsdestotrotz wird Ridley Scotts "American Gangster" nächstes Jahr einen der begehrten Goldjungen mit nach Hause nehmen. So oder so.
- Redakteur:
- A. C.