Armaan - Liebe ist nicht käuflich
- Regie:
- Honey Irani
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- Indien
1 Review(s)
09.01.2008 | 14:54Story
Aufgrund des höheren Konkurrenzdrucks sieht sich Siddarth Sinha, der Leiter eines kleinen Provinzhospitals, dazu gezwungen, eine Generalüberholung durchzuführen und die Gerätschaften auf den neuesten technischen Standard zu bringen. Mit Hilfe seines Adoptivsohns Akosh setzt er seine Visionen eines Tages um, stürzt sich hierzu jedoch vorerst in einen enormen Schuldenberg, der ihn noch Jahre belasten wird.
Für Akosh indes bringt der Ausbau der Klinik einige unverhoffte Annehmlichkeiten mit sich. Alsbald verliebt der Jüngling sich in die neu angestellte Anästhesistin Neha Mathur und träumt bereits von einer langfristigen Liaison mit der Narkoseärztin. Doch bevor das große Glück aufblühen kann, wird es von einem verheerenden Schicksalsschlag wieder jäh beendet; Siddarth stirbt an den Folgen eines Infarkts und vererbt die Schuldenmasse an seinen Nachkömmling. Dieser steht nun vor der schier unlösbaren Aufgabe, das Krankenhaus nicht aufgeben zu müssen, um zumindest den Lebenstraum seines Ziehvaters über dessen Tod hinaus weiterleben zu lassen. Aber der Preis für den Erhalt der Klinik ist unschätzbar hoch; der Großindustrielle Gulshan Kapoor preist seine Tochter zur Hochzeit an und offeriert die finanziellen Mittel zur Rettung. Doch Akosh liegt nichts an der verwöhnten Sonia, weil er die Liebe zu Neha nicht aufgeben möchte. Ihm bleibt keine andere Wahl: entweder die Aufrechterhaltung des Hospitals oder aber die Entscheidung für die wahre Liebe ...
Persönlicher Eindruck
"Armaan - Liebe ist nicht käuflich" ist ein vollkommen typisches Bollywood-Melodrama, welches mit Kitsch, gekünstelter Dramaturgie und bekannten Zitaten bis zum Exzess angehäuft wurde. Die Inhalte richten sich grundsätzlich an den bewährten Themen des indischen Kinos aus: Liebe steht gegen die Kraft der Finanzen, dazu gibt es einen unerwarteten Todesfall, die berüchtigte Frage der Entscheidung zwischen zwei völlig verschiedenen Damen und natürlich auch die zweite Frage, nämlich die nach der Ehre und dem Idealismus der Protagonisten. So weit, so bekannt. Dass die Produktion von Honey Irani aber dennoch höchstens durchschnittlich ist, liegt an der weitestgehend unspektakulären Umsetzung und den wenig leidenschaftlichen Darstellern. Man findet über weite Strecken gar keinen richtigen Zugang zu den Entscheidungsträgern und kommt auch irgendwie nicht so recht in die Story hinein.
Der Großteil der verschiedenen Stränge spielt sich an der Oberfläche ab, dort eben, wo die kitschigen Elemente und meist realitätsfremde Dramaturgie ihren Nährboden finden. Ein aus dem Leeren geschöpfter Traum wird ohne Halt und Boden in die Realität umgesetzt, was angesichts der anstehenden finanziellen Belastung kaum logisch erscheint. Siddarth stürzt sich und seine Erben in den Ruin, nur um seine Ideale zu pflegen und mit dem aktuellen Zeitgeist der medizinischen Entwicklungen Schritt halten zu können. Alleine vor diesem Hintergrund wirkt die Story schon kaum mehr glaubhaft. Doch es geht munter weiter: Ausgerechnet die suspekte neue Ärztin ist die lange ersehnte Traumfrau des Adoptivsohns und soll trotz der finanziellen Belastungen das Familienglück endlich zu den Sinhas zurückbringen. Wen wundert es in dem Zusammenhang schon noch, dass ein Zwischenfall die Szenerie erschüttern wird, die Liebe plötzlich in Frage steht und die Zukunftsaussichten für alle Beteiligten alles andere als rosig sind?
Nun, dies mag vielleicht überspitzt dargestellt sein, doch alles in allem ist der Verlauf der Handlung bereits vorab derart transparent, dass jegliches Spannungsmoment schon an besagter Oberfläche abprallt und erst gar nicht in die Story integriert werden kann. Die gesamte Geschichte ist ab dem Zeitpunkt, an welchem der Schicksalsschlag eine brachiale Wendung herbeiführt, im Grunde genommen durchschaubar und vorhersehbar. Irani versucht aber auch gar nicht, den dramatischen Teil zugunsten einer tiefgründigeren Handlung weiter auszubauen oder zumindest die allgemeine Situation durch einige innovative Nuancen aufzulockern. Stattdessen verläuft das Stück im Großen und Ganzen nach ausgelatschten Schemen, lediglich mit dem Unterschied des bislang selten bemühten Settings. Und ob das reichen wird, um das arg verwöhnte Bollywood-Publikum aus der Reserve zu locken, ist nicht nur fraglich, sondern auch sehr unwahrscheinlich.
Die technische Aufarbeitung der zugehörigen DVD lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Das Bild verfügt über relativ schwache Kontraste, gerade in den hellen Farbsegmenten. Außerdem ist ständig ein leichtes Rauschen wahrzunehmen, welches den visuellen Genuss deutlich einschränkt. Der Ton indes ist unauffällig, aber auch nicht sonderlich dynamisch. Abgesehen von den Musikszenen werden die Voraussetzungen des Dolby-Surround-Klangs jedenfalls kaum genutzt. Sehenswertes Extramaterial sucht man vergebens; wie gehabt sind nur die Songs des Films und der Trailer noch einmal separat verfügbar.
Fazit
"Armaan" gehört zu den Produktionen des indischen Kinos, welche aufgrund der hohen Kitschbesessenheit und des wenig innovativen Drehbuchs ganz klar in die Kategorie zweitklassig fallen. Die Story hat nur wenige überzeugende Momente, die Charaktere sind vergleichsweise schlecht entwickelt und die grundlegenden Ideen lassen sich zumeist auf biedere Zitate bekannter Streifen zurückführen. Fans der Bollywood-Sparte sollten folglich nur dann ein Auge riskieren, wenn ihnen Anspruch und Spannung nicht viel bedeuten – und damit ist eigentlich schon das Wesentliche gesagt ...
- Redakteur:
- Björn Backes