Aufschneider, Die
- Regie:
- Carsten Strauch
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Aufschneider, Die
1 Review(s)
09.01.2008 | 15:36Regie: Carsten Strauch
Darsteller: Carsten Strauch, Rainer Ewerrien, Cosma Shiva Hagen, Nina Kronjäger, Christoph Maria Herbst
Musik: Udo Schöbel
Filmographie Carsten Strauch:
- Die Aufschneider (2007)
- Demokratie - Kurzfilm (2001)
- Familienrevier - Kurzfilm (2001)
- Das Taschenorgan - Kurzfilm (2000) ... in der Special Edition als Bonusmaterial enthalten
- Nachbarn - Kurzfilm (1999)
- Unter Druck - Kurzfilm (1997)
- Coming Out - Kurzfilm (1996)
- Futter - Kurzfilm (1996) ... in der Special Edition als Bonusmaterial enthalten
Einführung:
Es ist ja immer schwierig mit den deutschen Komödien. Entweder bieten diese nur niveaulosen Klamauk oder schmierige Beziehungskomödien. In der Vergangenheit war dies meiner Meinung nach jedenfalls so - nur ganz wenige deutsche Komödien konnten mich echt mit niveauvollem Humor überzeugen. Aber die Hoffnung sollte man erst zu letzt aufgeben, weshalb ich neugierig an die neueste Kreation deutschen Filmschaffens herangegangen bin. "Die Aufschneider" - ein Film mit einem meiner derzeit am liebsten gesehenen deutschen Schauspieler Christoph Maria Herbst, der seit der Serie "Stromberg" zu meinen Top-Favoriten in Sachen Comedy zählt.
Nach ein wenig Recherche über den Regisseur und Autor Carsten Strauch wurden meine Bedenken bezüglich der vielleicht etwas niedrigeren Qualität des Films dann doch wieder etwas zerstreut. Eben dieser Carsten Strauch hat schon mehrere Filmpreise für seine Kurzfilme und Animationen gewinnen können. Unter anderen war auch das Filmband in Gold darunter. "Die Aufschneider" ist aber sein erster abendfüllender Spielfilm. Carsten Strauch spielt übrigens dann auch gleich noch die Hauptrolle, Dr. Steffen Wesemann, und sein Co-Autor Rainer Ewerrien spielt an seiner Seite den Kollegen Dr. Klaus Kunze.
Die Dreharbeiten zu "Die Aufschneider" dauerten nur etwa sechs Wochen und als Locations für die Dreharbeiten wurden die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt und das spanische Urlauberparadies Mallorca ausgewählt. Als Vorlage für "Die Aufschneider" diente der Kurzfilm "Das Taschenorgan", welcher übrigens für den Deutschen Kunstfilmpreis nominiert war - warum also sollte dieses Konzept nicht auch für einen Spielfilm funktionieren?
Handlung:
Die beiden beiden Ärzte der Eichwaldklinik, Steffen Wesemann (Carsten Strauch) und Klaus Kunze (Rainer Ewerrien), stecken voll in den Urlaubsvorbereitungen. Doch aus den freien Tagen wird erst einmal nichts, denn aufgrund von Einsparungen im Gesundheitswesen soll ihre Klinik gerade jetzt mit der benachbarten St. Georg Klinik verglichen werden. Eine Kommission entscheidet dann binnen zehn Tagen, welche Klinik geschlossen werden muss und welches Personal arbeitslos wird.
Während die Eichwaldklinik in ihrem Arbeitsablauf etwas chaotischer ans Werk geht, bietet St. Georg Technik auf höchstem Niveau und einen Klinikleiter (Christoph Maria Herbst), der alles daran setzt, seine Vorzeigeklinik als Sieger aus dem ungleichen Duell hervorgehen zu lassen - sogar vor kriminellen Machenschaften macht er nicht halt.
Technisch und personell unterlegen muss die Eichwaldklinik zu neuen Methoden greifen, um gegen den übermächtigen Gegner überhaupt eine Chance zu haben: Die Eichwaldklinik soll zu einer Wellnessklinik werden. Zur Verwirklichung dieses Konzeptes wird dann der nassforsche Animateur Vierkötter eingestellt - er als Profianimateur hat natürlich sofort ein paar "geniale" Ideen parat. Schon nach ein paar Tagen gleicht die Klinik eher einem Karnevalszug mit Wein, Weib und Gesang als einem Krankenhaus, während Prof. Radwanski (Christoph Maria Herbst) andere Wege einschlägt. Er versucht, ein Mitglied der Kommission zu bestechen.
Die Lage spitzt sich aber immer mehr zu und als Dr. Wesemann aus Unachtsamkeit eine Spenderleber zum Abendessen zubereitet, scheinen die Tage für die Eichwaldklinik gezählt.
Kritik:
Es ist eine durch viele negative Beispiele bewiesene Regel, die sich junge Regisseure vielleicht einmal zu Herzen nehmen sollten: Die Handlung von guten Kurzfilmen reicht nicht aus für einen abendfüllenden Spielfilm, selbst wenn diese noch durch einige neue Elemente ergänzt wird. Denn genau das hat Carsten Strauch versucht. Er hat sein Grundkonzept von "Das Taschenorgan" genommen und hat noch zusätzliche Elemente hinzugefügt - hier ein paar Gags, dort ein paar Kalauer und fertig war "Die Aufschneider". Als Ergebnis bekommt der Zuschauer dann einen dröge wirkenden und in die Länge gezogenen Film, der aufgrund seiner immer gleichen Zutaten auf einem mittleren Niveau des Genres herumdümpelt. Dabei hätte das Thema "Krankenhaus" in Verbindung mit dem aktuellen Thema "Reform im Gesundheitswesen" sicher eine Menge Stoff geboten, um mit viel bissigem schwarzen Humor oder Slapstick dieses Thema kräftig aufzumischen. Chance vertan, Herr Strauch!
Neben der fehlenden Dynamik muss ich aber vor allem die Feigheit Carsten Strauchs vor wirklich bissigen Pointen kritisieren. Gut, "Die Aufschneider" soll eine Mischung aus Satire und Comedy sein, doch echte Satire funktioniert nur, wenn es bei den Pointen manchmal auch unter die Gürtellinie geht. Gerade hier verhält sich der Film aber viel zu brav, ja fast bieder - ein paar kleinere Seitenhiebe auf die Gesundheitsreform und als bösesten Gag und Highlight des Films dann eine aus Versehen gegessene Spenderleber - das war's. Der Rest des Films füllt sich mit zusammengestückelten Comedy-Elementen, welche sich im Freitagabend-Programm gut machen würden, oder vielleicht noch einem Fernsehfilm gut zu Gesicht stünden. Schlimm auch, dass nahezu jede lustige Szene zu allem Übel auch noch mit einer Art Vorankündigung eingeleitet wird - nach dem Motte: "Achtung, gleich kommt etwas...". Somit ist auch die im Film gebotene Comedy kein wirklich guter Grund, eineinhalb Stunden vor dem Fernseher zu verbringen. Die Handlung kann dem Zuschauer eher ein paar gezwungen wirkende Schmunzler ins Gesicht zaubern - von Lachen will ich hier gar nicht erst sprechen.
Aber es gibt auch ein paar positive Seiten an "Die Aufschneider", und die sind bei den Schauspielern zu finden. Zum einen spielt Christoph Maria Herbst den chauvinistisch, arroganten Chefarzt, wie nicht anders zu erwarten, wie aus dem Bilderbuch - kein Wunder, gleicht dieser doch Stromberg bis aufs fehlende Haar. Zum anderen hat mir Regisseur Carsten Strauch in seiner Rolle als der unsicher wirkende, vor sich hin stammelnde Dr. Steffen Wesemann wirklich sehr gut gefallen. Eine völlig miserable Leistung lieferte Cosma Shiva Hagen als Krankenschwester ab. Ich hatte bei jedem Auftauchen irgendwie das Gefühl, sie wartet nur auf den Zuruf "Schnitt", um sich dann wieder vom Set zu verkrümeln. Die anderen Schauspieler agierten meistens auf solidem Serien-Niveau.
Was bleibt? Es bleibt ein träge inszenierter, manchmal verhalten lustiger, mutloser Film, der meine Vorurteile bezüglich deutscher Komödien leider voll bestätigt hat. Carsten Strauch ist als Schauspieler besser aufgehoben als auf dem Regiestuhl, Christoph Maria Herbst müht sich ab und bietet allein mit seiner Art zu spielen ein paar Höhepunkte im Film. Kein wirklich schlechter Film, aber irgendwie belanglos und feige in seiner Art das Thema "Krankenhausreformen" anzugehen. Empfehlen kann ich "Die Aufschneider" wirklich nur Christoph Maria Herbst-Fans oder Regisseuren, die aus Kurzfilmen lange Spielfilme machen wollen. Es funktioniert eben nicht so einfach.
Die DVD:
Die Bildqualität dieser von mir getesteten 2 Disc Special Edition ist, wie bei einem aktuellen Film nicht anders zu erwarten, gut und weist keine auffälligen Schwächen auf. Die Schärfe kann ebenfalls als gut bezeichnet werden, auch die Kompression arbeitet bis auf marginale Artefakte sehr zufriedenstellend. Auf der Disc befinden sich zwei Tonspuren in Deutsch Dolby Digital 5.1 und Dolby Digital 2.0.
Somit eine Veröffentlichung ohne nennenswerte Schwächen. Aber die Stärke dieser e-m-s Veröffentlichung liegt eindeutig beim Bonus, der auf der zweiten Disc zu finden ist. Bei den vielen und abwechslungsreichen Extras der Special Edition dürften selbst anspruchsvolle Gemüter zufrieden gestellt werden:
- Kinotrailer
- Biographien Crew
- Kapitel- / Szenenanwahl
- Animiertes DVD-Menü
- Menü mit Soundeffekten
- Audiokommentar von Carsten Strauch / Rainer Ewerrien und Nina Werth
- Teasertrailer
- Bildergalerie
- Filmografien
- Kurzfilm "Das Taschenorgan"
- Kurzfilm "Futter"
- Making of - Bei den Dreharbeiten
- Outtakes
- Am Set
- Alternatives Ende
- Handy-Aus-Spot
- Bildergalerien
Und sogar ein Booklet mit den Produktionsnotizen ist diesmal wieder dabei - auch wenn das Booklet nur ein Faltblatt ist, sehr lobenswert.
Fazit:
"Die Aufschneider" sollte eine Satire mit Comedyelementen werden. Herausgekommen ist ein mutloses Stück Kino aus Deutschland, das sich zieht wie der Kaugummi unter dem Kinositz. Allein die beiden Hauptdarsteller Carsten Strauch und Christoph Maria Herbst vermögen in einzelnen Szenen für ein paar Schmunzler zu sorgen. Der Rest des Films kalauert auf Fernsehfilm-Niveau vor sich hin und sorgt höchstens dafür, dass sich der Zuschauer fragt, warum er sich ausgerechnet diesen Film ausgesucht hat. Schade, denn die brandaktuellen Zutaten hätten wirklich genügend Stoff für eine bissige Satire geliefert. Es gibt so viele Alternativen zu "Die Aufschneider", welche besser geeignet sind, dem Zuscheuer lustige Unterhaltung zu bieten. Trotzdem aber kein schlechter Film, er ist eben nur sehr durchschnittlich.
Bemerkenswert umfangreich und komplett ist die Special Edition von e-m-s ausgefallen - diese bietet auf zwei DVDs fast bessere Unterhaltung als der Hauptfilm.
- Redakteur:
- Detlev Ross