Austernprinzessin, Die
- Regie:
- Ernst Lubitsch
- Jahr:
- 1919
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Austernprinzessin, Die
1 Review(s)
24.01.2008 | 20:57Einführung:
Nachdem ich mich brennend für die deutsche Filmgeschichte interessiere, fiel es mir natürlich leicht mich für den Kauf der kürzlich erschienenen "Ernst Lubitsch Collection" zu entscheiden. In dieser Collection sind fünf der Frühwerke von Lubitsch in ausgezeichneter Qualität (Transit Film) enthalten, die als wegweisende Werke dieser Zeit gelten. Neben Friedrich Wilhelm Murnau und Fritz Lang gilt Ernst Lubitsch als einer der wichtigsten deutschen Regisseure, weshalb er auch die wichtigsten Regisseure zu seinen treuesten Fans zählen konnte.
Hier ein paar Links zu Lubitsch:
- Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Lubitsch
- http://www.lubitsch.com/
- http://german.imdb.com/name/nm0523932/
Was ich natürlich besonders klasse fand, war zusätzlich, dass eine meiner quirligen Lieblingsdarstellerinnen aus dieser Zeit mitspielt: Ossi Oswalda. Sie ist in ihrer unnachahmlich frechen Art wirklich eine Wucht!
Zitat http://www.film-zeit.de :
"Ossi Oswalda wird auch die 'deutsche Mary Pickford' genannt. Sie ist der Star in den frühen Komödien des Regisseurs Ernst Lubitsch und fällt durch ihre ungezügelten, lustigen und ausschweifenden Darstellungen auf. In ihren Rollen verkörpert die Schauspielerin meistens junge Töchter und Frauen, die grell, lebenslustig und anmaßend ihre Wünsche durchsetzen. Sie spielt aufgekratzt lustig und aufgeklärt erotisch; trifft mit ihrem lust- und körperbetonten Temperament den Nerv der Zeit, gilt aber auch einigen zeitgenössischen Kritikern als zu wild, derb und roh."
Das kann ich so nur unterschreiben - genau so ist Ossi Oswalda, die leider dem Tonfilm "zum Opfer" fiel.
Daten:
Deutsche Erstaufführung: 20.06.1919
Land: Deutschland
Regie: Ernst Lubitsch
Drehbuch: Hanns Kräly, Ernst Lubitsch
Kamera: Theodor Sparkuhl
Bauten: Kurt Richter
Darsteller:
Curt Bois
Julius Falkenstein als Josf, Nukis Freund und Diener
Victor Janson als Mr. Quaker
Max Kronert als Seligsohn, Heiratsvermittler
Harry Liedtke als Prinz Nuki
Ossi Oswalda als Ossi
Albert Paulig
Handlung:
Ein durch den Verkauf von Austern zum Millionär gewordener Lebemann, der sich vor lauter Luxus nicht einmal seine Haare mehr selbst kämmen braucht und sogar für das Halten seiner Zigarre einen Bediensteten zur Seite stehen hat, scheint wirklich nur wenige Probleme zu haben. Das Leben könnte so schön sein. Doch als zu tragende "Last" hat er eine völlig verzogene Tochter Ossi (Ossi Oswalda), die stark zu Wutausbrüchen neigt, wenn sie einmal nicht das bekommt, was sie will. Und sie will natürlich immer nur das Beste.
Als Ossi erfährt, dass die Tochter eines reichen "Schuhcremekönigs" einen Adeligen heiratet, sind ihre Wutausbrüche vorprogrammiert. Ein besserer Heiratskandidat muss also für sie gefunden werden. Der gepeinigte Vater beauftragt aus diesem Grunde einen Heiratsvermittler (Max Kronert), um einen adäquaten Kandidaten zu finden. Ein Prinz muss es sein – um genauer zu sein: Prinz Nuki (Harry Liedtke), der zwar verarmte, aber optisch durchaus ansehnliche Adelige, der mit seinem Freund und Diener (Julius Falkenstein) in einer heruntergekommenen Wohnung lebt.
Doch der Prinz ist nicht gerade begeistert, seine Freiheit aufzugeben, weshalb er - anstatt selbst zu gehen - seinen Freund ins Haus des Austernkönigs schickt. Dieser soll sich die potenzielle Zukünftige ansehen. Als der Freund sieht, in welchem Luxus die Zukünftige lebt, nimmt er kurzerhand die Stelle des Prinzen ein.
Kritik:
Wie nicht anders zu erwarten (Transit Film hat sich etwas dabei gedacht, als sie diesen Film in die Lubitsch-Collection aufgenommen haben), ist "Die Austernprinzessin" in meinen Augen eine kleine Sensation und auf jeden Fall wegweisend für das Genre "Komödie" des noch jungen deutschen Films. Ich habe mich köstlich amüsiert!
Der Film wollte so gar nicht in meine Vorstellung alter Stummfilme passen, so frisch und ideenreich wurde er inszeniert. Lubitsch hat sich für die damalige Zeit völlig neuer Elemente bedient. Dadurch ist ein fast comicartiger und temporeich inszenierter Comicstrip mit Multiframe-Einstellungen und äußerst dynamischer Handlung entstanden.
Klar, dass auch ein wenig Klamauk nicht fehlen durfte, doch dieser kommt auf keinen Fall so plump und altbacken daher, wie in den Filmen amerikanischer Komödien aus dieser Zeit. Auch sehr feiner und parodistischer Humor kam zum Einsatz. Wirklich ein lustiger und zugleich interessanter Film, der mir nicht so recht ins Bild der Stummfilme aus dieser Zeit passen wollte. Als Zugabe erhält der Zuschauer einen interessanten Blick in eine andere Zeit, eben in die Gesellschaft und in die Filmwelt von damals.
Die DVD:
Die Umsetzung auf DVD bietet einen weiteren Grund zum Jubeln. Transit Film hat diesen Film – und wir sprechen ja von einem Film von 1919 – sensationell gut restauriert. Das scharfe und fast fehlerfreie Bild ist sogar besser, als die Qualität mancher in den 90er Jahren entstandenen Filme. Natürlich schwarzweiß, aber scharf und gar nicht grobkörnig. Auch der Kontrast stimmt perfekt. Als einzige Fehler sind mir kurze Filmrisse aufgefallen - Klasse!
Die Lubitsch-Collection ist jedenfalls sehr zu empfehlen – besonders, wenn man sich für die Filmgeschichte an sich interessiert kommt man kaum daran vorbei. Neben den fünf Filmen ist noch eine Bonus-Disk mit Infos zu Ernst Lubitsch enthalten, außerdem ein schönes Booklet. Eben Transit Film-Qualität wie es schon bei "Metropolis" und anderen Titeln üblich war.
Filme, die in der Ernst Lubitsch-Collection enthalten sind:
- Ich möchte kein Mann sein (1919)
- Die Austernprinzessin (1919)
- Sumurun (1920)
- Anna Boleyn (1920)
- Die Bergkatze (1921)
- Redakteur:
- Detlev Ross