Blood Angel II
- Regie:
- Ingo Trendelbernd
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
21.06.2005 | 07:22Story
Marie Jennifer Selby will einen Kurzurlaub machen. Auf dem Weg zur gemieteten Hütte wird sie von mehreren Männern unter der Führung des brutalen Burt abgefangen und mehrfach vergewaltigt. Tony, der von der Gang um Burt nicht akzeptiert wird, erhält den Auftrag, die junge Frau zu töten, bringt das jedoch nicht fertig, so dass Marie entkommen kann.
Sie sucht Hilfe bei der Polizei, die ihr allerdings nicht helfen kann - oder will?
Von Albträumen geplagt und von der Justiz im Stich gelassen, beginnt Marie sich zu verändern.
Als sie eines Tages durch Zufall Tony wieder über den Weg läuft, beschließt sie, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen.
Kommentar
"Blood Angel II" ist, laut Cover, ein Remake von "Ich spuck auf Dein Grab", einem amerikanischen "Kultfilm" aus dem Jahre 1978.
Ein paar Dinge an "Blood Angel II" sind sehr auffällig und besonders. Das beginnt beim unglaublichen Budget von EUR 499,-. Und nein, da fehlen keine Ziffern: Vierhundertneunundneunzig Euro genügen offensichtlich, um einen Spielfilm von "normaler" Laufzeit zu drehen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die vorliegende DVD in einer streng limitierten Auflage von 1.000 Stück erschienen ist und im Eigenvertrieb über den Lee/Leroc-Filmworkshop vertrieben wird. Als Verpackung wurde dabei eine durchaus ansprechend aufgemachte Hartbox gewählt, die in Größe und Form eher an die von VHS-Kassetten bekannten Hüllen erinnert als an die DVD-üblichen Amarays.
Das knappe Budget merkt man dem Film selbstverständlich auch an. Wer einen Film erwartet, der professionellen Ansprüchen genügt, sollte spätestens jetzt aufhören zu lesen, denn der dürfte mit diesem Film nicht zufrieden zu stellen sein. Am auffälligsten sind die Defizite natürlich bei der Optik, allerdings erstaunlicherweise nicht bei den Splatter-Effekten, sondern in erster Linie, was die Bildqualität und Darstellung angeht. Bisweilen wirken die Bilder farblos oder zumindest farbschwach, ohne dass sich eine Absicht dahinter vermuten lässt, bisweilen leider auch etwas unscharf. Dazu kommt, dass die Ausleuchtung ab und an die Extreme "von der Sonne geblendet" und Dunkelheit im Stil von "kann mal einer das Licht anmachen" durchschreitet. Insgesamt aber, gerade in der zweiten Hälfte des Films, wird das Ganze deutlich besser.
Die Splatter-Effekte dagegen sind durchaus zufrieden stellend. Ein großes Kompliment an die zuständigen Leute. Zwar fehlt es manchen Effekten, etwa dem "amputierten Penis", durchaus an Überzeugungskraft, aber insgesamt beschreiten die Effekte gekonnt den Grat zwischen "Unterfütterung" und "Überzogenheit" und machen insgesamt einen überaus stimmigen Eindruck.
Die schwächsten Effekte aber sind leider im Soundbereich zu finden, speziell die Kampfgeräusche. Über die Jahre hat man ja manche "Interpretation" von aufeinanderprallenden Körperteilen gehört, die hier gebotenen sind aber leider schon ziemlich daneben. Ich bin mir nicht sicher ,woher ich sie kenne, aber ich glaube sie aus irgendeinem Videospiel wiederzuerkennen.
Das Script des Films präsentiert ein eigentlich altes Thema in halbwegs neuem Gewand: Üblicherweise ist es ein Mann, der, von der Polizei im Stich gelassen, das Recht in die eigenen Hände nimmt, hier ist es eine Frau. Am Script gibt es im Prinzip nichts auszusetzen. Wer bei dieser Art Film großen Tiefgang oder überraschende Wendungen erwartet, hat vermutlich das Konzept nicht ganz verstanden.
Was allerdings dann doch etwas seltsam anmutet, ist, dass hier amerikanische Charaktere in die nordrheinwestfälische Provinz verfrachtet wurden. "Burt", "Tony", "Cassandra", "Marie" (die "Märy" gesprochen wird) oder ein "Officer Bracket" wirken zwischen den Filialen bekannter deutscher Supermarktketten oder typisch deutschen, von Tannenbäumen und Hecken umzäunten Reihenhausgärten einfach gänzlich deplatziert. Das mag mancher als Kleinigkeit empfinden, ich empfand es als "atmosphärische Störung". Anders gesagt: Meiner Meinung nach ist das eine Unstimmigkeit, die ohne größere Schwierigkeiten hätte vermieden werden können, schon angesichts dessen, dass es für amerikanische Namen meiner Meinung nach überhaupt keinen Grund gab. Mit der gleichen Wahrscheinlichkeit, mit der ein solches Spektakel dort hätte stattfinden können, hätte es auch in besagter nordrheinwestfälicher Provinz oder anderswo vorkommen können.
Die angesprochenen Reihenhausgärten sollen direkt Stichwort für einen weiteren Kritikpunkt sein, nämlich eine dort stattfindende Kampfszene zwischen der Protagonistin und einem ihrer Peiniger. Dass die junge Frau aufgrund ihrer Erlebnisse zur emotionslosen Killerin wird, halte ich im Rahmen der Handlung durchaus für glaubwürdig. Dass die Frau dagegen ohne Schwierigkeiten einen etwa doppelt so schweren Mann durch die Gegend schiebt oder durch seine Schläge, Tritte etc. nicht zu beeindrucken ist, dagegen weniger. Dass die Kampfszenen des Films allgemein nicht mit der Choreographie "großer Produktionen" mithalten können, sei an der Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Das macht sich allerdings weniger an unschlüssigen Handlungen bemerkbar als vielmahr daran, dass zum Beispiel besagte Szene im Garten meiner Meinung nach etwas "schneller" hätte inszeniert werden können. Geschickterweise wurden richtige Kampfszenen größtenteils vermieden, so dass die Protagonistin stattdessen im Wesentlichen widerstandslos agieren kann.
Überaus gelungen wirkt die Schlüsselszene des Films, die nämlich, in der die Gang über Marie herfällt. Die Geräuschkulisse, die Akasha Jones hier erschafft, hat etwas extrem beklemmendes und erschreckendes. Die Inszenierung und die gewählten Kameraperspektiven runden den akustischen Eindruck optisch ab und das obwohl - oder gerade weil - nicht jedes Detail der Vergewaltigung in Großaufnahme gezeigt, sondern stattdessen einiges der Phantasie des Zuschauers überlassen wird.
Was die darstellerische Leistung angeht, sei wieder der Hinweis auf die Herkunft des Films erlaubt. Es handelt sich hier um eine Amateurproduktion, und obwohl Akasha Jones ihrer Rolle durchaus gewachsen ist - und das nicht nur wegen ihres atemberaubenden Hüftschwungs - wirken leider auch bei ihr, wie bei allen anderen Darstellern, die Dialoge insgesamt etwas gekünstelt. Hochdeutsch als Amtssprache ist mit Sicherheit eine begrüßenswerte Erfindung. Filmdialogen eine kleine persönliche Note zu geben, um ihnen zumindest etwas das Flair des "Auswendiggelernten" zu nehmen, kann dagegen nicht schaden.
Trotzdem offenbaren die Darsteller hier durchweg mehr Potenzial als das, was die privaten Sender in Talk-, Gerichts- und Psychoanalyseshows und sogar in mancher Dailysoap aufbieten. Man merkt eben, dass die Besetzung mit Herzblut bei der Sache ist.
Lobende Worte gebühren auch der Musikuntermalung des Films. Mal schnell und gehetzt, mal ruhig, atmosphärisch, fast verträumt, dann aggressiv - die Musik wird hier sehr gezielt und gekonnt zur Untermalung der Stimmung eingesetzt.
Fazit
"Blood Angel II" ist gemessen am Budget ein durchaus beeindruckendes Werk. Wer sich mit der einen oder anderen Unzulänglichkeit im optischen Bereich arrangieren kann, erhält hier einen wirklich gelungenen Amateur-Splatter-Streifen. Das Potenzial, das die von Regisseur und Produzent Ingo Trendelbernd versammelte Crew hier offenbart, lässt einiges für zukünftige Projekte mit besserem Budget hoffen.
DVD
Die DVD enthält an Extras ein knapp 20-minütiges "Making-of", eine "Deleted Scene", einige Trailer und Infos zu den Filmmachern in Form von Texttafeln.
Der Film selbst wird im anamorphen 16:9-Bildformat gezeigt. Es existieren eine nicht näher beschriebene deutsche Tonspur, jedoch keine Untertitel oder alternative Tonspuren.
Bezugsquelle
Im Laden wird der Film wie angedeutet schwer zu bekommen sein, deswegen hier die Bezugsmöglichkeit:
An+Verkauf ok
Am Hofacker 18
66869 Kusel.
Tel.06381- 993579.
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann