Blutiger Auftrag - Es gibt kein Entkommen (Blu-ray)
- Regie:
- Joe Johnston
- Jahr:
- 2013
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Not safe for work
1 Review(s)
06.11.2014 | 18:48Kleiner, feiner Büro-Thriller fürs TV-Programm
Tom Miller (Max Minghella) arbeitet als Anwaltsgehilfe in einer großen Kanzlei. Doch sein überambitionierter Versuch, aus der Masse der Angestellten herauszustechen und in der Firma aufzusteigen, führt schließlich eines Tages dazu, dass er entlassen wird. Als er an jenem Abend zum letzten Mal das Bürogebäude verlassen will, bemerkt er allerdings in der Lobby eine verdächtige Kofferübergabe.
Um herauszufinden, was es damit auf sich hat, folgt er einem der daran Beteiligten wieder nach oben ins Büro und muss schließlich mit ansehen, wie der unbekannte Mann kaltblütig eine von Toms Kolleginnen erschießt. Während Tom versucht, die wenigen spät arbeitenden Mitarbeiter zu warnen, stellt er fest, dass sie mittlerweile in dem Gebäude eingeschlossen sind und es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Killer auch auf ihn aufmerksam wird... (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Not safe for work (USA 2013)
Dt. Vertrieb: Universal
VÖ: 11.12.2014
ASIN: B00O4R7G0W
FSK: ab 16
Länge: ca. 75 Min.
Regisseur: Joe Johnston ("Jumanji", "Captain America")
Drehbuch: Adam Mason, Simon Boyes
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Max Minghella ("The Social Network"), JJ Feild (der Auftragskiller, "Austenland"), Eloise Mumford (Anna), Christian Clemenson (Alan Emmerich), Molly Hagan (Janine), Michael Gladis, Dan Bakkedahl u.a.
Handlung
PROLOG
Ein Hochhaus in der Innenstadt wird Schauplatz eines blutigen Dramas. Ein ehemaliger Angestellter des Pharmakonzerns Denning fährt mit dem Aufzug hoch, schießt einige Manager nieder und nimmt sich unten im Foyer, vor den Augen der inzwischen eingetroffenen Polizisten das Leben.
Haupthandlung
Tom Miller ist ein ehrgeiziger Anwaltsgehilfe, ein sogenannter "Paralegal". Sein heutiger Job in der Anwaltskanzlei RBE, die den gesamten 34. Stock in Beschlag nimmt: Akten kopieren. Da bricht Begeisterung aus. Aber: Im Kopierraum und im Archiv kann er wenigstens seine Freundin Anna (E. Mumford) heimlich treffen.
Dann ein Gespräch mit einem der Bosse: Sein letztes Memo hätte die Firma Geld gekostet. Nicht so gut. Das gibt Minuspunkte. Dann ein Wörtchen von Firmenpartner Emmerich: Ein weiteres Memo hätte die Firma gezwungen, Namen offenzulegen, für was sie noch gar nicht bereit ist. Fazit: Tom ist gefeuert. Gleich darauf gibt Emmerich allen Angestellten für heute frei, denn der Server sei mal wieder abgestürzt.
Die Zugangskontrollen bei RBE sind wie im ganzen Gebäude sehr streng und durch Passkarten geregelt. Wenn also Tom das Gebäude durch den Hauptausgang verlässt, muss er seine Zugangskarte endgültig abgeben. Doch dazu kommt es nicht. Als Tom das Gebäude verlassen will, fällt ihm ein verdächtiger Koffertausch auf, und er folgt dem Eindringling zurück in die inzwischen leere Kanzlei.
Der Unbekannte (JJ Feild, "Austenland") dringt in das Büro von RBE mit seiner eigenen Passkarte ein und erschießt vor Toms Augen die freundliche Angestellte Janine (Molly Hagan, "Election"), die den Unbekannten zur Rede gestellt hat. Als dieser dann bemerkt, dass sich noch jemand in den Büros befindet, macht er Jagd auf Tom...
Mein Eindruck
Die Story ist geschickt aufgebaut und trägt den mit gut 70 Minuten relativ kurzen Film mit zahlreichen Wendungen sehr gut. Was sich zunächst wie eine hypermoderne Variante von "Stirb langsam" anlässt, die in einer Art Rattenlabyrinth aus Korridoren spielt, offenbart immer mehr Falltüren, bis sich ein astreiner Wirtschaftsthriller daraus entwickelt. In Hitchcocks Manier ergibt sich psychologische Spannung und ein weiteres Element: Der gelinkte Mörder verhilft seinem Opfer zu einem letzten Vorteil, bevor er einen Abgang macht.
Max Minghellas Gesicht ist uns aus dem Thriller "The Social Network" vertraut. Er ist der junge Ehrgeizling, der von allen runtergeputzt und ausgebeutet wird - sehr zum Leidwesen seiner sympathischen Freundin Anna, gespielt von der blonden Sirene Eloise Mumford. Toms Gegenspieler ist der sehr britisch und distinguiert aussehende JJ Feild aus "Austenland", der genauso gut einen Baron spielen könnte. Er verliert nie die Contenance, und selbst im Sterben fällt ihm noch ein Seitenhieb ein, mit dem er sich an seinem Mörder rächen kann.
Denn der Killer, der im Aktenraum Feuer legt, ist natürlich von jemandem geschickt worden, um die Drecksarbeit möglichst sauber zu erledigen. Keiner sollte mehr in den RBE-Räumen weilen. Doch erst kommt ihm Janine in die Quere, dann Roger, Toms allzu neugieriger Kollege. Als auch noch Tom mit einem günstig platzierten Smartphone ein Mordvideo dreht und der Killer dies entdeckt, ist der lästige Zeuge fällig.
Die Frage, die bis zuletzt offen bleibt und für Spannung sorgt: Wer hat den Killer engagiert, ihm eine Zugangskarte und die Baupläne gegeben und ihn beauftragt, eine Akte zu vernichten? Mit Tom rätselt der Zuschauer, ob es die Mafia war, die dahintersteckt - oder doch der in den Anfangs-Credits eingeführte Pharmakonzern Denning, der einen Arzneiskandal vertuschen will?
Humor
Recht witzig fand ich, dass dass Tom am Handy immer so tut, als würde er mit seiner Mami telefonieren (das ist auch sein erstes Foto auf dem handy), während er mit Ana herumpoussiert. Nur wer genau hinhört und gut aufpasst, bekommt solche Feinheiten mit. Auch auf die Idee, ein verstecktes Handy einen Mord aufnehmen zu lassen, muss man erst einmal kommen. Dass der Schleichweg durch den Meditationsraum, der ja für maximale Ruhe ausgelegt ist, bald zu einer verkehrsreichen Autobahn wird, fand ich auch ziemlich ironisch.
Auch der O-Titel ist ein Beispiel für die Insiderwitze in Corporate America, die zu diesem Bürothriller gehören. Der dringende Hinweis "Not safe for work" bzw. NSFW bedeutet nämlich nicht nur auf Tumblr.com, dass ein Onlineinhalt auf gar keinen Fall auf dem Bildschirm eines Angestellten auftauchen sollte. Von Kindern oder anderen Minderjährigen ist also keine Rede, sondern nur von "unsicheren Inhalten" für Erwachsenen.
Der versteckte Hinweis NSFW im O-Titel stellt also eine massive Untertreibung dar. Mit anderen Worten: "Selbst im Büro bist du kleiner Wicht nirgendwo sicher!"
Die Blu-ray
Technische Infos
o Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch, Hindi
o Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch, Arabisch, Dänisch, Finnisch, Hindi, Isländisch, Niederländisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch
o Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Extras: keine auf der Presse-Disc
Mein Eindruck: die Blu-ray
Bild und Ton sind, wie bei einer Blu-ray zu erwarten, von bester Qualität. Schön, dass auch mal Stereoeffekte ausgenutzt werden: Toms Handy klingelt mit seinem BOLERO-Klingelton aus dem linken hinteren Lautsprecher.
Die Blu-ray weiß mit 21 Tonspuren aufzuwarten. Hinzukommen noch etliche Tonspuren für die Untertitel. Bemerkenswert ist bei der Synchronisation, dass sie sich stark von den eingeblendeten deutschen Untertiteln unterscheidet (von den eglischen natürlich ebenso): Sämtlichen Firmennamen wurden eliminiert. Wenn Tom also über die "verflixten iPhones" und deren schwache Akkus wettert, dann ist davon in der Synchronisation kein Wort zu hören. Oder wenn Rogers Frau eine Büchersendung von Amazon erwähnt, dass ist auch hier der Firmenname eliminiert worden.
EXTRAS: keine
Unterm Strich
Für das einmalige Ansehen bietet der schnelle Büro-Thriller von "Jumanji"-Regisseur Joe Johnston ein wendungsreiches Katz- und-Maus-Spiel zwischen einem Killer und einem Anwaltsgehilfen. Assoziationen an "Die Firma", "Stirb langsam" und "Saboteure" sind bestimmt nicht zufällig gewählt. Aus dem Rattenrennen im Labyrinth der Korridore wird ein raffinierter Verschwörungsthriller, bei dem es für niemanden ein Entkommen zu geben scheint.
Aufgrund der Kürze des Films liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um eine Pilotfolge für eine geplante TV-Serie à la "Suits" - auch das ist ein "running gag" - handeln könnte. Eine Fortsetzung ist also durchaus drin.
Die Blu-ray
Sound und Bild sind bestens. Doch da jegliche Extras fehlen und die Synchronisation offensichtlich zensiert wurde, ziehe ich einen Punkt ab.
Michael Matzer (c) 2014ff
- Redakteur:
- Michael Matzer