Bottled Fools, The
- Regie:
- Hiroki Yamaguchi
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Gusha no bindume
1 Review(s)
05.05.2005 | 07:29Das Gute an Filmfestivals sind die kleinen Entdeckungen, die man neben vielen größeren Filmen machen kann. Auf dem diesjährigen Nippon Connection, einem Festival für japanische Filme in Frankfurt am Main, war "The Bottled Fools" eine der größten Überraschungen unter den gezeigten Independent-Filmen. Denn was sich beim Lesen der Story ein wenig nach einem Klon von "Cube" (1997) anhört, entpuppt sich als ein recht eigenständiger Film, der die doch existierenden Anleihen bei dem kanadischen Independent-Hit auf geschickte Art zu nutzen weiß.
In der Zukunft leben die Menschen in unterirdischen Kolonien, die auf Hunderte von Stockwerken verteilt sind, zwischen denen Fahrstühle die Verbindung darstellen. Dabei sind die unterschiedlichen Stockwerke jeweils ausschließlich von bestimmten Personengruppen bewohnt. Auf Ebene 99 sind zum Beispiel die ganzen Straftäter untergebracht.
Als die 17-jährige Luchino (Luchino Fujisaki) in einem der Aufzüge auf dem Weg zur Schule ist, steigen in just dieser Ebene zwei Polizisten mit zwei Schwerverbrechern zu, die sich auf ihrer letzten Reise befinden. Während diese Straftäter die Mitreisenden zu provozieren versuchen, fällt es dem Polizisten – einer der beiden musste den Fahrstuhl zuvor verlassen – schwer, die beiden im Zaum zu halten und wendet übertriebene Gewalt an. Als der Fahrstuhl schließlich aufgrund einer rätselhaften Explosion zwischen zwei Ebenen stecken bleibt, beginnt die Situation zu eskalieren. Die Verbrecher können sich befreien, und den übrigen Reisenden fällt es schwer, sich gegen diese zur Wehr zu setzen.
So nach und nach entlarvt die telepathisch veranlagte Luchino in dieser Situation die Geheimnisse der Mitreisenden. Auch zu dem geheimnisvollen Teenager, der die ganze Szenerie schweigend mit Kopfhörern über den Ohren verfolgt hat, kann sie telepathischen Kontakt aufnehmen. Und plötzlich erscheint ihr die ganze Situation in völlig anderem Licht.
Zugegeben, die Parallelen zum anfangs erwähnten "Cube" sind bei "The Bottled Fools" die ganze Zeit über augenscheinlich: Die ganze Handlung findet fast nur in einem winzigen Raum statt, in dem sich ein Haufen Fremder zusammengepfercht sieht, so dass die klaustrophobische Stimmung zusehends zu Gewaltausbrüchen führt. Dazu kommt noch, dass alle Mitreisenden in dem Aufzug Geheimnisse haben, die dem Zuschauer erst nach und nach offenbart werden, und auch ein ultimatives Geheimnis gibt es - nämlich die Frage, was sich auf der Ebene 0 befindet.
Und doch wirkt der Film insgesamt irgendwie ganz anders als "Cube". Zum einen liegt das wohl daran, dass er im Gegensatz zu diesem in einer perfekt durchgestylten, düster-explosiven Videoästhetik gehalten ist und die Handlung gekonnt mit einigem Tempo inszeniert wurde, während man sich bei "Cube" doch über einige Regiehänger ärgert.
Weiterhin sind es natürlich auch die Psi-Fähigkeiten der Hauptdarstellerin, die den Film noch um eine Ebene erweitern, wenn sie nach und nach die ganzen Geheimnisse der anderen Passagiere, die dann in Rückblenden dargestellt werden, offenbart und diese Personen und damit die ganze Situation in einem anderen Licht erscheinen lässt. Dabei bleibt aber immer noch genug offen, um den Zuschauer ins Grübeln zu bringen und selbst Zusammenhänge herzustellen.
Dagegen wirkt das Rätsel mit der Ebene 0 schon reichlich banal, und da es zum Schluss auch quasi aufgelöst wird, erreicht "The Bottled Fools" leider nicht den viel gerühmten "Cube"-Effekt, der mit seinem Rätsel und das offene Ende noch lange beim Zuschauer wirken konnte.
Dafür hat man es bei "The Bottled Fools" mit einem sehr spannenden, nervenaufreibenden und auch sehr blutigen Film zu tun, der fast keine Durchhänger hat und dem Zuschauer nur an wenigen, gut gewählten Stellen Zeit zum Durchatmen lässt.
Mit "The Bottled Fools" hat der noch relativ junge Regisseur Hiroki Yamaguchi einen kleinen, feinen Independent-Film geschaffen, der trotz gelegentlicher Anleihen bei "Cube" doch einiges an Eigenständigkeit besitzt und sich wirklich nicht vor dem 'großen Bruder' aus Kanada zu verstecken braucht.
- Redakteur:
- Andreas Fecher