Brautjungfer, Die
- Regie:
- Claude Chabrol
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Frankreich, Italien, Deutschland
- Originaltitel:
- Demoiselle d'honneur, La
1 Review(s)
24.01.2008 | 21:15Daten:
Regie: Claude Chabrol
Buch: Claude Chabrol, Pierre Leccia, Ruth Rendell (Roman)
Originalmusik: Matthieu Chabrol
Kamera: Eduardo Serra
Darsteller:
Benoît Magimel als Philippe Tardieu
Laura Smet als Stéphanie "Senta" Bellange
Aurore Clément als Christine
Bernard Le Coq als Gérard Courtois
Solène Bouton als Sophie Tardieu
Anna Mihalcea als Patricia Tardieu
Michel Duchaussoy als Le clochard
Suzanne Flon als Madame Crespin
Eric Seigne als Jacky
Pierre-François Dumeniaud als Nadeau
Philippe Duclos alsCapitaine Dutreix
Thomas Chabrol als Lieutenant José Laval
Isolde Barth als Rita (as Isild Barth)
Mazen Kiwan als Pablo
Handlung:
Philippes (Benoit Magimel) Schwester Sophie (Solène Bouton) will heiraten.
Nach einigen Vorbereitungen ist es endlich so weit - seine Schwester heiratet. Philippe trifft auf der Hochzeitsfeier die mysteriöse und attraktive Brautjungfer Senta (Laura Smet). Sie ist eine alte Freundin seiner Schwester und hat viele interessante Geschichten zu erzählen, die ihr eine unwiderstehlich geheimnisvolle Aura verleihen. Genau das Richtige um seinen Spießeralltag zu versüßen! Philippe erliegt ihrer mysteriösen Ausstrahlung und verliebt sich unsterblich in die abgedrehte junge Frau. Auch Senta sieht in Philippe sofort ihren seelenverwandten Idealpartner und nimmt ihn sofort kompromisslos für sich in Besitz.
Zuerst läuft in der Beziehung alles noch ziemlich normal, doch Senta beansprucht ihn und seine Zeit immer mehr, bis er ihr völlig hörig wird. Sein Tagesablauf dreht sich eigentlich nur noch um Senta und auch die damit verbundenen erotischen Spielchen fesseln ihn immer mehr und mehr.
Die Beziehung nimmt immer düsterere und seltsamere Züge an, bis Senta nach einem Streit von Philippe verlangt, irgend einen beliebigen Menschen zu töten - nur so als eine Art Liebesbeweis. Zuerst glaubt Philippe noch an einen Scherz, doch als in der Stadt einige Morde geschehen, beginnt er am Geisteszustand von Senta zu zweifeln.
Kritik:
Claude Chabrols neuestes Werk spielt einmal mehr in einer französischen Kleinstadt und basiert auf einem Roman von Ruth-Rendell. Auch bei "Die Brautjungfer" bleibt Chabrol seinen Lieblingsthemen treu: Französisches Spießertum gemixt mit kranker Leidenschaft, verpackt in eine spannenden Kriminalgeschichte. Er verwendet am Anfang des Films wirklich eine Menge Zeit dazu, um die eingefahrenen Lebensverhältnisse der eher langweiligen Familie darzustellen und dem Zuschauer die Charakter näher zu bringen. Dann lässt Chaprol die flippige und außergewöhnliche Senta auf diese scheinbar heile Welt los – eine Femme Fatale, die die heile Welt aus den Fugen geraten lässt.
Chabrol stellt diese Welt mit so vielen Details und so liebevoll dar, wie ich es bisher nur in sehr wenigen Filmen gesehen habe. So sind z.B. im Hintergrund Maler damit beschäftigt, das Polizeirevier zu streichen und er lässt nach dem eigentlichen Ende einer Szene die Kamera einfach weiterlaufen um zu zeigen wie jemand in ein Hundehäufchen tritt. Dies verleiht dem Film eine ungeahnte Authentizität. Dazu ist, wie beim Regiemeister Chabrol auch nicht anders zu erwarten, die Kameraarbeit wirklich sehr gut gelungen. Die Geschichte wird am Anfang in eher ruhigen Bildern, sehr langsam erzählt, der Erzählrhythmus steigert dann aber im weiteren Verlauf kontinuierlich seine Taktfrequenz. Ebenso beispielhaft verläuft die Spannungskurve - von anfänglichem Unbehagen bis zu Nerven zerreißender Spannung am Ende, ohne Leerlauf oder Durchhänger. Wirklich sehr gute und vor allem spannende Unterhaltung. Ein echter Meister der Regie.
Einen großen Anteil an der Glaubwürdigkeit der Geschichte haben natürlich auch die hervorragend selektierten Schauspieler – besonders Philippes Mutter und die Figur der Senta werden durch die Mimen glaubwürdig dargestellt. Die besondere Mischung aus Regie, Kamera und Schauspielern ergibt dann in der Gesamtheit, eine spannende und technisch perfekt erzählte Geschichte, welche sich wohltuend von der Masse abhebt. Als Kritikpunkt ließe sich höchstens die typisch französische Art des Films anführen, die für mich aber eher einen klaren Pluspunkt darstellt.
Den Film kann man aber am Besten mit folgenden Schlagwörtern beschreiben: Böse, Leidenschaft, Sinnlichkeit, Wahnsinn...
Die DVD:
Die Leih-DVD wurde von Eurovideo veröffentlicht und die Kauf-DVD hat Concorde Home Entertainment auf den Markt gebracht. Beim Ton haben die Techniker von Eurovideo ganze Arbeit geleistet. Es gibt keinen Grund zum Motzen. Die Dialoge sind sehr gut verständlich und auch klar aufgelöst. Folgende Tonspuren sind vorhanden (Die DTS Spur ist aber nur unmerklich besser als die normale 5.1 Spur):
- Deutsch: DTS 5.1
- Deutsch: Dolby Digital 5.1
- Französisch: Dolby Digital 5.1
Beim Bild schaut die Sache dann leider ganz anders aus. Der Kontrast wurde anscheinend viel zu steil eingestellt, sodass wichtige Details in den dunklen Bildteilen größtenteils verschluckt werden. Helle Bildteile neigen dafür zum Überstrahlen. Auch die Bildschärfe kann bestenfalls als durchschnittlich bezeichnet werden. Schade, bei einem aktuellen Titel wären diese Mängel sicher nicht nötig gewesen.
Die Extras:
- Kinotrailer
- Trailer von anderen Filmen
- Interviews
- Featurette "Die Brautjungfer"
- Informationen zu Cast & Crew
Fazit:
Der französische Altmeister hat wieder zugeschlagen! Claude Chabrol bleibt bei seinem Lieblingsthema: Französisches Kleinstadt-Spießertum gemixt mit kranker Leidenschaft, verpackt in einer spannenden Kriminalgeschichte. Auch bei diesem Film macht er mit seiner hervorragenden und bis in die Details durchdachten Regiearbeit wieder alles richtig. Wirklich nahe an der Perfektion.
Ich fand den Film jedenfalls sehr gelungen, was neben der Regiearbeit natürlich auch ein Verdienst der sehr guten Schauspieler ist. Das Erzähltempo ist allerdings vor allem am Anfang etwas langsam, sodass sich mancher Zuschauer vielleicht ein wenig mehr Action wünschen würde. Auch den typisch französischen Stil könnte man als störend empfinden.
Action, Sci-Fi und Horrorfans sollten wenigstens einmal einen Blick riskieren, alle anderen Cineasten können bedenkenlos zugreifen. Ein kleiner, feiner, technisch perfekter und auch bösartiger Film vom Altmeister – kein Meisterwerk, aber nahe dran. Ein schöner kranker Krimi.
- Redakteur:
- Detlev Ross