Breaking News
- Regie:
- Johnnie To
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- Hongkong
- Originaltitel:
- Dai si gein
1 Review(s)
29.01.2008 | 22:58Einführung:
In "Breaking News" hatte ich hohe Erwartungen gesetzt, da alle früheren Actionfilme Johnny Tos ("Full Time Killer", "Running Out Of Time" Teil 1 und 2) bisher sehr innovativ in Szene gesetzt wurden. Actionfilme? Ist "Breaking News" überhaupt ein reiner Actionfilm? Ich denke, dass viele Leute mit falschen Vorstellungen an "Breaking News" herangegangen sind, ansonsten kann ich mir die nur mittelmäßigen Kritiken nicht erklären.
Daten:
Regisseur: Johnny To
Drehbuchautoren: Hing-Ka Chan, Tin-Shing Yip
Darsteller:
Richie Ren als Yuen
Kelly Chen als Commissioner Rebecca Fong
Nick Cheung als Inspector Cheung
Siu-Fai Cheung als Eric Yeung
Shiu Hung Hui als Hoi
Suet Lam als Yip
Yong You als Chun
Haifeng Ding als Long
Haitao Li als Chung
Simon Yam als Asst. Commissioner C.K. Wong
Maggie Siu als Grace Chow
Handlung:
Der Polizist Cheung (Nick Cheung) steht kurz vor dem Zugriff auf eine Gruppe von Bankräubern. Doch die Kollegen der Verkehrspolizei vermasseln die Aktion in letzter Sekunde und es kommt deswegen zu einer wilden Schießerei, in deren Verlauf auch ein um Gnade flehender Polizist vor den laufenden Kameras eines Fernsehteams angeschossen wird. Dummerweise waren an diesem Schauplatz auch viele andere Fernsehteams und Vertreter der Presse anwesend. Die Medien lassen wegen dieser missglückten Aktion natürlich kein gutes Haar an der HK-Polizei und ihren Methoden.
Doch die modern denkende Polizistin Rebecca Fong (Kelly Chen) hat eine Idee. Um das Image der gedemütigten Polizei wieder zu verbessern, will sie die Medien bei der nächsten Polizeiaktion gezielt informieren und mit in die "Liveaction" einbeziehen.
Dazu bietet sich auch gleich die Möglichkeit, denn Cheung hat die flüchtigen Bankräuber in einem großen Wohnhauskomplex ausmachen können. Also nichts wie hin mit einigen Hundertschaften gut ausgerüsteter Spezialeinheiten; im Schlepptau ein Tross von Presseleuten. Alle Polizisten wurden mit Minikameras ausgerüstet und einer medienwirksamen Verhaftung steht eigentlich nichts mehr im Wege.
Doch es läuft leider wieder nicht alles so glatt wie beabsichtigt - und die Augen der Öffentlichkeit sind überall mit dabei...
Kritik:
Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Film ist kein reiner Actionfilm, zumindest nicht aus herkömmlicher Sichtweise. Der Zuschauer wird gleich am Anfang, ohne Vorwarnung, in die turbulente Handlung geworfen und hat wirklich keine Zeit sich langsam einzugewöhnen. Wie ein Sprung ins kalte Wasser. Auch dieser "Blitzstart" könnte den einen oder anderen Zuschauer stören. Ich fand allerdings, dass dies eine sehr gute Idee war; eine Art Abschreckung, zum Schärfen der Sinne für die kommenden Ereignisse.
Ebenfalls ganz am Anfang des Films wird der Zuschauer gleich mit der spektakulärsten Kamerafahrt belohnt, die ihres Gleichen sucht und in technischer Hinsicht jeden Filmfan begeistern dürfte. Die Kamera fährt ganze acht Minuten lang kreuz und quer durch eine Schießerei, ein Hochhaus hinauf und wieder hinunter – ohne Unterbrechung oder Schnitt. Ich habe da durchaus ein paar Ähnlichkeiten zu Dario Argento's frühen Werken ausmachen können im Hinblick auf spektakuläre Kamerafahrten.
Auch im weiteren Verlauf wird dieses dynamische Element immer wieder aufgenommen und zusätzlich durch stylisch geteilte Bildschirmhälften ergänzt. Diese technischen Kniffe verleihen dem Film einen sehr dynamischen, reißerischen und nachrichtenähnlichen Touch und zeugen vom hohen Know How der Macher.
Nun zur Handlung selbst, denn die Action steht ja bei "Breaking News" nicht direkt im Vordergrund. Der Film kritisiert die allgegenwärtige Medienpräsenz und soll zum Nachdenken anregen. Wie weit darf die heutige Nachrichten-Berichterstattung gehen? Ist das in den Nachrichten Gesehene wirklich so einfach kritiklos hinzunehmen, oder bedarf es nicht doch noch ein wenig mehr Hintergrundwissen um sich ein eigenes Urteil zu bilden? Fragen, die der Zuschauer als Ergebnis selbst beantworten sollte.
Im Film kämpft die Polizei nicht nur mit viel Waffengewalt gegen die Gangster, sondern gleichzeitig auch hinter den Kulissen gegen die Medien - natürlich ebenfalls mit den Mitteln moderner Kommunikation. Ein Kampf der gleichen Waffen.
Als ein weiterer, gewichtiger Pluspunkt des Films stellt sich die Location heraus. Die Wohnhochhäuser der Millionenmetropole Hong Kong bieten die perfekte, klaustrophobische Kulisse für die anonymen und kalten Bilder. Wird Hong Kong normalerweise in Filmen als die quirlige und nach Essen riechende Hauptstadt der Völker Asiens gezeigt, verliert die Stadt in "Breaking News" ihren "warmen Charakter" und mutiert zur kalten und anonymen Großstadt, in der Verbrecher die Bevölkerung terrorisieren und den Alltag noch schlimmer machen, als er es ohne diese auch sonst schon ist.
Mir hat der Film auf jeden Fall gut gefallen - besonders die tolle Technik, welche sicher auch jeden anderen Filmfreak begeistern dürfte. Ich wurde nicht enttäuscht. Ein klein wenig Unbehagen blieb dennoch zurück, aber das war wohl die bedrückende Atmosphäre. Die Wahrheit kann eben manchmal unangenehm sein...
Die DVD:
Die DVD von Kinowelt bringt diesen Film in sehr guter Bildqualität auf heimische Bildschirme. Bildschärfe, Kompression und die anderen Bildwerte sind wirklich sehr gut gelungen und erfreuen selbst den verwöhntesten Heimkinobesitzer.
In einigen wenigen Sequenzen werden in den dunklen Bildteilen allerdings einige Details verschluckt, aber das passiert wirklich nur sehr selten. Die auffällige Farbarmut der Bilder sollte wohl die kalte und unpersönliche Atmosphäre der Wohnblocks in Hong Kong besser zu Geltung bringen und stellt deshalb keinen Grund zur Beanstandung dar, sondern vielmehr ein Stilmittel.
Beim Ton lässt sich ein ähnlich gutes Niveau feststellen. Der Ton liegt lobenswerter Weise in DTS 5.1/DD 5.1 in Deutsch und DD 5.1 Chinesisch vor. Besonders in der DTS-Version spielt der Ton seine ganze Klasse aus und die Kugeln fliegen – passendes Equipment vorausgesetzt - nur so um die Ohren. Auch der Subwoofer hat genügend Arbeit zu verrichten und bewegt eine ganze Menge Luft im Wohnzimmer.
Die Extras:
- Deleted Scenes
- Making of
- Trailer zu anderen Kinowelt-Titeln
Fazit:
Wer einen "normalen" Actionfilm erwartet hatte, könnte enttäuscht werden. Außer der natürlich auch in diesem Film enthaltenen Action wird eine gehörige Portion Medien- und Gesellschaftskritik unter's Volk gebracht. So ist "Breaking News" weder Fisch noch Fleisch, kann aber dennoch über seine recht kurze Laufzeit von 85 Minuten sehr gut unterhalten. Ein echter Genremix.
Zwischenzeitlich sind aber auch ein paar unnötig komplizierte Sequenzen eingebaut, wodurch der Spannungsbogen ein paar kleinere "Dellen" bekommt. Ansonsten, wie gesagt, ein vor allem in technischer Hinsicht überdurchschnittlicher Film, in einer sehr gut gewählten Kulisse: einem kalt und unmenschlich wirkenden Hong Kong der "medienhörigen" Informationsgesellschaft von heute.
Für wen ist nun dieser Film zu empfehlen? Johnnie To-Fans könnten sehr enttäuscht werden, weil der Film diesmal eine etwas andere Kost als bei seinen bisherigen Werken bietet. Also reine Action-Junkies werden nicht glücklich. Daher kann ich den Film nur für Asien-Kinofans empfehlen, die keinen reinen Actioner suchen, sondern ein kritisches Drama mit etwas Action und toller Technik.
- Redakteur:
- Detlev Ross