Capital Punishment - Überholspur in den Tod
- Regie:
- Adrian Vitoria
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Action
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
13.04.2005 | 06:56Hart, brutal, beängstigend, mit diesen drei Schlagworten wird "Capitol Punishment" sehr treffend beschrieben, denn wie so viele britische Filme, so geht es auch bei diesem Streifen von Adrian Vitoria sehr ruppig zur Sache. Die Geschichte der drei Jugendfreunde, die sich im späteren Leben wiedertreffen und dort plötzlich in einem Netz von Intrigen gefangen sind, kommt direkt von der Straße und trifft so das Herz so vieler britischer Zuschauer. Leider wird so auch ein sehr realistisches Bild des kriminellen englischen Untergrunds gezeigt, welches in manchen Gegenden, vor allem in den Industriestädten, nicht viel anders ausschaut als in diesem Film beschrieben. Genau das macht "Capitol Punishment" schließlich auch zu einer sehr ehrlichen, wenn auch nicht gerade spannenden Produktion, die - ob es ihr Ziel ist oder nicht - genügend Anlass zum Nachdenken gibt.
Story:
Die drei Londoner ex-Boxer Russell, Dave und Gary gehen nach einer gemeinsamen Jugend und vielen Erinnerungen getrennter Wege. Dabei landet jeder von ihnen mehr oder weniger in einer Tonne von Problemen, auch wenn die drei Charaktere sehr unterschiedlicher Natur sind. Dave hat sich für eine Beziehung und einen Job als Taxifahrer entschieden und verdient sich dabei sein knappes Gehalt, das aber irgendwann nicht mehr reichen wird, denn seine Freundin ist mittlerweile schwanger. Deshalb wendet diese sich an Russell, der als brutaler Kleinkrimineller tätig ist, und dabei vor keiner Methode Skrupel zeigt, um sein Geld einzutreiben. Daves Frau leiht sich schließlich bei Russell einen stattlichen Betrag, und als Dave im Gegenzug dafür einen Fahrerjob für Russell erledigen soll, damit aber nicht einverstanden ist, eskaliert die Situation, zumal Dave recht schnell herausfindet, dass er gerade als Drogenkurier unterwegs ist.
Gary hingegen hält sich zunächst aus der Sache heraus und ist viel mehr damit beschäftigt, seine eigene Drogensucht zu finanzieren, weshalb er auch als Handlanger für Russell arbeitet. Irgendwann werden beide, Dave und Gary, Zeugen eines Mordes, in den Russell involviert war, und von da an ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Trio sich gegeneinander ausspielt, um nicht selber in Mordverdacht zu geraten.
Bewertung:
So kompliziert die Geschichte auch klingt, so simpel ist ihr Ablauf am Ende. Die Jugendfreundschaft der drei Hauptdarsteller wird noch einmal ganz kurz beleuchtet, bevor dann ein Schwenk zur bitteren Ralität gemacht wird, in der sich alle drei auf unterschiedlichste Weise hart ihr Geld verdienen. Die kompromisslose Brutalität, mit der vor allem Russell vorgeht, wirkt dabei auf Anhieb erschreckend und abstoßend und erklärt gleichzeitig, warum der Film keine Jugendfreigabe erhalten hat. Gerade die Szenen, in denen in einem Schlachthaus Russells Opfer mit Schlägen misshandelt und zu Tode geprügelt werden, gehen unter die Haut, weil sie so echt und schonungslos dargestellt werden. Hier fließt zwar Blut, aber man fühlt sich im Vergleich zu den großen Produktion mitten im Geschehen, denn Russel, Gary un Dave sind keine abgedrehten Stars, es sind Leute aus der Arbeiterklasse, Leute wie du und ich.
Vielleicht hat mich dieser Streifen auch gerade deshalb so bewegt, weil man sich eben gut vorstellen kann, wie schnell man in solch armen Verhältnissen, wie sie ja in England teilweise sehr stark vorherrschen, ins kriminelle Millieu abrutscht und zu solchen Taten fähig ist. Wenn man heutzutage im Fernsehen die britischen Hooligans sieht, wie sie unschuldige Fans mit Stöcken bewaffnet zum Krüppel schlagen, wirkt das alles so weit weg, ist es aber nicht. Gleiches gilt für "Capital Punishment" und die hier gebotene Story.
Unterstützt wird diese beängstigende Atmosphäre auf der DVD-Version des Films noch durch das recht düstere Bild, welches trotz einiger Stellen mit dezentem Farbrauschen echt stark ausgefallen ist - im Gegensatz zum Ton, der einige Detaills zu weit in den Hintergrund drängt, gerade in den Szenen, in denen es brutal zur Sache geht. Aber das wird im Endeffekt schnell zur Nebensache, denn die bewegende Geschichte beschäftigt einen noch eine ganze Weile, auch wenn sie nicht wirklich spannend und in gewisser Weise auch vorhersehbar ist. Leichte Kost ist "Capital Punishment" aber definitiv nicht, und weiche Herzen sollten sich dieses Teil auf keinen Fall einverleiben, da der Inhalt relativ schnell zu viel werden könnte.
Wer auf brutale Mafia-Filme (wie zum Beispiel die gerade neu aufgelegte Serie "Allein gegen die Mafia") steht, findet hier aber eine gute Alternative zur Beschreibung des aggressiven Alltags in so manch europäischer Großstadt - die dann auch keine Extras mehr braucht, um zu überzeugen.
- Redakteur:
- Björn Backes