Ché Guevara. Aufstieg und Fall eines großen Revolutionärs
- Regie:
- Montes-Bradley, Eduardo
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Argentinien
- Originaltitel:
- Ché Guevara. Rise and Fall
1 Review(s)
20.03.2008 | 11:55Sein Konterfei schmückt allerhand Tinnef und ist Pop-Art sowie politisches Statement gleichermaßen. Ob Ernesto Rafael Guevara de la Serna - genannt "Ché" - eine solch kapitalistische Vermarktung seiner Person recht gewesen wäre, darf bezweifelt werden. 2008 würde der Revolutionär 80 Jahre alt werden, doch das Schicksal wollte es, dass die bolivianische Armee ihn 1967 im Alter von 39 Jahren erschoss. Ché wurde zum Märtyrer und zum Sinnbild für den Freiheitskampf der Unterpriviligierten. Der argentinische Regisseur Eduardo Montes-Bradley machte sich 2007 auf zu recherchieren, alte Weggefährten zu interviewen und etwas mehr Licht in den Mythos zu bringen. Edel Motion brachte die deutsche Fassung von "Ché Guevara. Rise and Fall" Ende Februar des Jubiläumsjahres in die Regale.
Zur Person
Landläufig wird angenommen, Ché sei Kubaner gewesen, was so nicht stimmt. Zwar hat der Guerillero maßgeblich an der kubanischen Revolution teilgenommen und wurde nach dem Sturz von Präsident Batista Minister im Kabinett eines gewissen Fidel Castro, doch geboren wurde Ernesto am 14.06.1928 in Argentinien. Der junge, politisch interessierte Adlige bemerkt auf seinen Reisen durch Mittel- und Südamerika zusammen mit seinem Freund Alberto Granados (kürzlich verfilmt als "The Motorcycle-Diaries", dt.: "Die Reisen des jungen Ché"), dass die Verteilung von Bildung, Gesundheit und Reichtum höchst ungerecht ausfällt. Er beschließt, etwas daran zu ändern.
Obwohl Ché als Arzt tätig ist, lautet seine tiefe Überzeugung, dass Veränderungen stets mit Waffengewalt durchgeprügelt werden müssen. Man findet den Freiheitskämpfer auch stets in der Nähe des Geschehens, das Verstecken im Hinterland liegt ihm nicht - er ist das, was man ein Frontschwein nennt. Als die kubanische Revolution erfolgreich endet, hadert der Haudegen Ché mit seinem nunmehr ausschließlich bürokratischen Auftrag. Die Kongo-Krise kommt ihm sehr gelegen. Der afrikanische Staat soll ebenso wie Kuba per Militärputsch "befreit" werden. Die "Entwicklungshelfer" beißen sich allerdings an den örtlichen Regime die Zähne aus. Die Aktion endet im Fiasko.
Zurück in Südamerika, scheint Ché es darauf anzulegen, sein Geburtsland Argentinien vom Perón-Clan zu säubern. Allerdings ist dieses Vorhaben zunächst für den Realisten noch unerreichbar, er trainiert offensichtlich lieber erst mal im Kleinen und versucht es mit dem Umsturz zunächst beim Nachbarn Bolivien. "Sein" Argentinien wird Ché nicht wiedersehen und auch keine Revolution dort anzetteln, denn seine Guerillero-Truppe wird bekanntlich im Dschungel aufgegriffen und ad hoc exekutiert. Die Bilder seiner Leiche gehen um die Welt, die Legende ist geboren. Erst 1997 überführte man die sterblichen Überreste des einstigen Volkshelden nach Kuba, wo sie mit großem Staatsakt beigesetzt wurden.
Eindrücke
Die Dokumentation basiert zum größten Teil auf Interviews seiner ehemaligen Kampfgenossen und Freunde, welche durch kurze Original-Bildeinschübe oder Videosequenzen illustriert werden. Bemerkenswert ist hierbei, dass nicht alle seiner Weggefährten und Zeitgenossen zu hundert Prozent von seinem Heldentum überzeugt sind und - wenn auch eher versteckt - Kritik an seiner unsteten Art üben. Besonders sein Mit-Arzt Fernando Mel scheint kein großer Freund seines Draufgängertums gewesen zu sein, während seine ehemalige Leibgarde sowie sein langjähriger Kumpel Granados sich überwiegend positiv über ihn äußern. Wobei dieser nicht verhehlt, mit Chés politischen Zielen nie wirklich viel am Kopf gehabt zu haben.
Einig sind sich jedoch alle, dass er ein charismatischer Anführer voller Tatendrang und Ideale gewesen sei, der für seine Leute durch die Hölle und zurück ging. Ein ruheloser Geist, der nie seinen Frieden fand und nie mit dem zufrieden war, was er erreicht hatte. Somit sei sein gewaltsamer Tod auch ziemlich unausweichlich gewesen - wer immer mitten in der Schusslinie steht, kriegt zwangsläufig irgendwann etwas ab. Und wiederum bestätigen alle, dass genau dieses Ende zu Ché passte wie kein zweites. Dass der umtriebige Guevara friedlich an Altersschwäche in irgendeinem Bett stirbt, das konnte sich keiner von ihnen vorstellen.
Die DVD
Viel mehr als die 54 Minuten lange Dokumentation findet sich nicht auf der DVD-5. Lediglich ein paar absolute Kurz-Bios in Textform können als Bonusmaterial verbucht werden. Bild und Tonqualität entsprechen dem, was man von einer Dokumentation erwartet, sprich: keine raffinierten Surroundeffekte oder Breitbild-Orgien. Wozu auch? Der dezente Soundtrack dudelt unauffällig im Ohr, ohne zu nerven. Das ist ja auch was.
Fazit
Kurz, knapp und ohne Pathos zeichnet Autor und Regisseur Montes-Bradley ein recht exaktes Bild vom Aufstieg und Untergang des berühmten Revolutionärs. Gleichzeitig konserviert er die Meinung von Zeitzeugen und Weggefährten über ihn für die Nachwelt. Eine DVD, welche nicht unbedingt in jede private Sammlung gehört, wohl aber bestimmt eine gute Figur in der Schul-Videothek macht bzw. als Ergänzungsmaterial für den Politik-Unterricht sehr gut taugt. Leider ist nicht nur die Doku selbst recht kurz geraten, auch das Bonusmaterial ist dürftig und rechtfertigt somit nicht den angepeilten UVP von rund 15 Euro.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
Originaltitel: "Ché Guevara: Rise and Fall"
Genre: Dokumentation
von Eduardo Montes-Bradley
Argentinien 2007
Edel Motion, 2008
Single Disk, FSK 6
EAN: 4029758803189
Laufzeit: 54 Minuten
Bonus: Kurzbiografien (Texttafeln)
Bildformat: 4:3, Ton: DD Mono 2.0
- Redakteur:
- Jürgen Pern