Cinema Colossal IV - EPOS (3-DVD Collector's Box)
- Regie:
- verschiedene
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Italien/Spanien/Frankreich
1 Review(s)
27.05.2005 | 09:42Monumentale Action: Helden in Hotpants
Diese limitierte Sammlerausgabe vereint drei Monumental- und Sandalenfilme in einer Box, die weiteres, exklusives Bonusmaterial enthält. Zusätzlich zu den drei DVDs bekommt der Käufer eine Satz Sammelkarten, auf denen Filmplakate abgedruckt sind, sowie ein bebildertes Booklet, das einen Artikel über den "Neomythologischen Film" enthält.
Die Sammelkarten zeigen Motive zu folgenden Filmen:
- The Colossus of Rhodes (Filmtitel: Der Koloss von Rhodos)
- Sieben Gladiatoren
- El Triunfo di Hercules (wörtlich: Der Triumph des Herkules)
- Il Conquistatore di Atlantide (wörtlich: Der Eroberer von Atlantis; Filmtitel: Kampf um Atlantis)
- I dieci gladiatori (wörtlich: Zehn Gladiatoren)
- L’enlèvement des Sabines (wörtlich: Der Raub der Sabinerinnen)
Der Essay beschreibt, erklärt und beurteilt die Entwicklung des "Neomythologischen Films" von seinen frühen Anfängen im Jahr 1914 über seinen Höhepunkt in der ersten Hälfte der sechziger Jahre bis zu seinen epigonalen Ausläufern in den achtziger ("Conan der Barbar") und neunziger (Herkules-TV-Serie) Jahren des 20. Jahrhunderts. Dies tut der Autor Rainer Heinz nicht unkritisch und sozusagen mit liebevollen Ironie: informativ und gut lesbar.
Im Folgenden stelle ich die drei DVDs im Einzelnen vor.
I. Der Koloss von Rhodos
"Er ist eines der sieben Weltwunder: Der Koloss von Rhodos - Götterstatue, Leuchtturm und Festungsanlage zugleich. Um 230 v.Chr. [im Film: 280 v.C.] ist auch der junge griechische General Dareios (Rory Calhoun) beeindruckt von dem genialen Bauwerk. Doch als auch er zum Opfer des intriganten Tyrannen Xerxes [im Film: des Kanzlers Tireo] wird, schließt er sich einer Gruppe aufständischer Phönizier [im Film: Rhodier] an, die den Tyrannen und sein Machtsymbol - den Koloss von Rhodos - stürzen wollen..." Der Klappentext schafft es, in nur drei Sätzen drei Fehler zu machen. Eine beachtliche Leistung.
~ Filminfos ~
O-Titel: Il colossi di Rodi (Italien, Spanien, Frkr. 1960)
FSK: ab 16
Länge: ca. 101 Min.
Produzent: Michele Scaglione
Regisseur: Sergio Leone
Drehbuch: Sergio Leone u.a.
Musik: Angelo Francesco Lavagnino
Kamera: Antonio Ballesteros, Emilio Foriscot
Schnitt: Eraldo da Roma
Darsteller: Rory Calhoun (Dareios), Lea Massari, Georges Marchal, Mabel Karr, Angel Aranda u. a.
~ Handlung ~
Um 280 v. Chr.: Die Rebellen des Inselkönigreichs Rhodos überfallen einen unterirdischen Kerker und befreien ihre Leidensgenossen. Im Königreich scheint nicht alles zum Besten bestellt zu sein. Das merkt auch schnell der Athener General Dareios, der seinen Onkel Lysippo besucht und unfreiwilliger Zeuge eines Mordanschlags auf König Xerxes wird. Mit der "Insel des Friedens" scheint es nicht weit her zu sein. Auch Diana, die hübsche Ziehtochter des königlichen Ingenieurs, mit der Dareios turtelt, hintergeht ihn und lässt ihn per Hebeldruck in einen Löwenzwinger fallen. Die Simbas sind zum Glück sicher hinter Gitterstäben verstaut. Dennoch findet Dareios überall auf der Insel Geheimtüren, Verstecke und Fallen: eine Welt hinter der Welt.
Dabei wollte Xerxes bloß das neue Wahrzeichen des Hafens einweihen: den 35 Meter hohen Leuchtturm in Gestalt eines Mannes, der eine brennende Schale in den Händen hält. Doch der bronzene Koloss ist weit mehr als ein Leuchtturm. Er ist auch Machtsymbol und wirkungsvolles Gefängnis. Die oben erwähnten Kerker befinden sich unter seinem Fundament, und das Sperrgitter lässt sich durch eine trickreiche Konstruktion im hohlen Innern des Riesen betätigen. Diese Maschinen von Baumeister Karete können aber noch viel mehr ...
Die Rebellen bemühen sich, Hilfe von außen zu erhalten und verfallen auf den Plan, die Griechen zu kontaktieren. Der wichtigste Grieche auf der Insel ist nunmal Dareieos. Den ersten Versuch, ihn zu kidnappen, weiß er zu vereiteln, doch der zweite Versuch, den die schöne Myrte einfädelt, klappt: Er glaubt, eine heimliche Passage auf einem regulären Schiff ergattert zu haben, doch an Bord sind ausschließlich Rebellen. Als man nachts unter dem Koloss hindurchfahren will, der die Hafeneinfahrt überragt, fällt Feuer vom Himmel - aus der Traum.
Nicht nur der gefangene Dareios stellt sich und dem ersten Minister Tireo die Frage, wieso niemand die Insel verlassen darf. Angeblich will man sich vor Feinden schützen, doch in Wahrheit, so ergibt ein später belauschtes Gespräch, will Tireo mit ins Land geschmuggelten phönizischen Soldaten den König stürzen und die Macht an sich reißen - davon darf natürlich niemand erfahren. Dareieos befreit sich und andere Rebellen aus der drohenden Gefangenschaft.
Durch ein reichlich ungeschicktes Informationsverhalten (er verrät der vermeintlich loyalen Diana die Lage des Rebellenverstecks) rückt er sich jedoch gegenüber den Rebellen ins Zwielicht und muss sich rehabilitieren. Dazu hat er im lokalen Circus der Stadt Gelegenheit, wo die durch seine Schuld gefangenen Rebellen zwecks Volksbelustigung zu Tode kommen sollen.
Doch die Spiele in der Arena nehmen einen ganz anderen Verlauf als vom ahnungslosen König Xerxes erwartet, als sowohl Dareios als auch Tireo ihre Züge machen. Das Ende von Rhodos wie auch der Tyrannei ist nahe.
~ Die DVD ~
Technische Infos
Bildformat: 2,10:1 (Widescreen, anamorph)
Tonformat: DD 2.0 stereo
Sprachen: Deutsch
Untertitel: keine
Extras:
- Bio- und Filmografie von Sergio Leone (gestorben 1989)
- Der Koloss von Rhodos - Wahrheit und Legende (Texttafeln)
- Slideshow: mit Original-Filmplakaten und Szenenfotos
- Trailershow: Attila, die Geißel Gottes (mit Anthony Quinn & Sophia Loren); Die Irrfahrten des Odysseus (mit Anthony Quinn & Kirk Douglas); Samson, Befreier der Sklaven
~ Mein Eindruck ~
Den titelgebenden Koloss gab es wirklich: Er war den Quellen zufolge - und das ist auf den Texttafeln (s. o.) nachzulesen - rund 35 Meter hoch, innen hohl, bestand aus Bronze und diente verschiedenen Zwecken. Um das Jahr 290 v. Chr. mitten in der Stadt errichtet, brach er bereits 66 Jahre später wegen eines Erdbebens an den Knien ab, doch niemand entfernte wegen einer Prophezeiung die liegenden Überreste. Sie lagen dort rund 900 Jahre lang, was den Zeitgenossen genügend Gelegenheit ließ, sich das Weltwunder anzuschauen, so auch Herodot. Erst die Araber machten damit Schluss, indem sie die Bronze im Jahr 653 einschmolzen.
Ähnlich wie der Koloss ragt auch dieser Film über die Masse der Sandalenfilme hinaus. Es fehlt nicht viel, und ich würde ihn ein Meisterwerk nennen. Hier passt einfach alles zusammen, und das auf oberstem Niveau. Während Kirk Douglas mit Stanley Kubrick "Spartacus" zu einem Filmmonument machte, das 1960 erschien, versuchten die Italiener etwas Ähnliches mit "Koloss von Rhodos". Die Parallelen sind kaum zu übersehen, doch der Maßstab ist leider viel kleiner.
Das Drehbuch von nicht weniger als vier Autoren - Leone war nur einer davon - wartet mit zahlreichen Wendungen und Überraschungen auf. Folglich kommt es zu mehreren Höhepunkten und etlichen Überraschungen, die die Spannung aufrechterhalten. Während Xerxes kaum eine Rolle spielt, sind es vor allem Tireo und Diana, das künftige Königspaar von Rhodos, die die Handlung für die Schurken vorantreiben. Dareios und der Rebellenführer Peliokles sorgen für Action auf der Seite der Guten.
Diese Action sieht ziemlich professionell inszeniert aus. Die heiklen Schwertkämpfe sind ganz in Ordnung, und hier zeigt sich eine ausgefeilte Kamera- und Schnitttechnik, die den Zuschauer mitten ins Geschehen hineinzieht. Die Musik sorgt für ordentlich Emotionalität, so dass diese Szenen - und vor allem in Breitwand-Cinemascope - zu einem Erlebnis werden können, vor allem für jüngere Zuschauer, die sich leichter begeistern lassen.
Weil keiner der Akteure so blöd ist, die Götter anzuflehen und auch keine Wunder geschehen - außer man rechnet Sturm und Erdbeben dazu -, bleibt die Bedeutungsebene der Handlung immer auf dem Teppich. Die Darsteller müssen kaum einmal dämliche Zeilen deklamieren, die kein normaler Mensch in den Mund nehmen würde. Der Freiheitskampf der Rhodier könnte sich also genauso gut im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg des 18. Jahrhunderts (da gab es etliche Forts zu erobern) ereignen - und vielleicht war dies auch die versteckte Absicht, um den rein europäisch produzierten Film den Amis schmackhaft zu machen. Irgendwo und -wie muss die Kohle ja wieder reinkommen.
Kurzum: Dieser Monumentalfilm verdient diese Bezeichnung völlig zu Recht, und wer über die Logiklücken sowie das dürftige Mienenspiel der Diana-Darstellerin hinwegsieht, der kann sich an einer temporeichen und actiongeladenen Handlung erfreuen. Nach einer Weile ging mir lediglich das charmant sein wollende Grinsen von Rory Calhoun, dem Dareios-Darsteller, auf die Nerven. Er wäre in einem Western besser aufgehoben gewesen, am besten als fröhlicher Sheriff oder Bestattungsunternehmer. Aber dafür hat er eindeutig zuviele Muckis. Lustig fand ich seine Hotpants, die er wie alle anderen Rebellen mit feschem Schwung zu zeigen weiß.
~ Die DVD ~
Während sich das Bild angesichts etlicher Artefakte noch verbessern ließe, kann der Ton in Dolby Digital 2.0 schon ganz gut mit modernen Standards mithielten - und das im Jahr 1960. Die deutsche Synchro der Kinofassung ist fehlerfrei. Allerdings lässt sich dies mangels Originalton nicht nachprüfen. Und Untertitel gibt es keine.
Doch scheinen ein oder zwei szenische Übergänge zu fehlen. In der einen Einstellung steht Dareios noch in Ketten vor Xerxes, in der nächsten tritt er durch eine Seitentür zu Diana. Dennoch handelt es sich nicht um eine restaurierte oder beschädigte Fassung. Entsprechende Vermerke fehlen.
Neben ordentlich Werbung bietet die DVD Hintergrundinformationen zum "Koloss von Rhodos" und eine Bio-/Filmografie zu Regisseur Sergio Leone. Die mit der Filmmusik unterlegte Diaschau ist vielleicht am interessantesten. Filmplakate in einer Reihe europäischer Sprachen wechseln sich mit deutschen und italienischen Szenenfotos ab. Deren Farbwiedergabe scheint nicht ganz in Ordnung zu sein, aber das kann auch am Farbherstellungsprozess der Vorlagen gelegen haben. In den Sechzigern war die Farbdrucktechnik noch nicht so gut entwickelt wie heute.
~ Unterm Strich ~
Ein echtes Sammlerstück! Für einen monumentalen Sandalenfilm bietet Sergio Leones erste Regiearbeit - er hatte schon an William Wylers "Ben Hur" mitgewirkt - eine ganze Menge Pluspunkte. Für den heutigen Zuschauer sind Action, Spannung und farbenprächtige Optik wohl am wichtigsten - und davon gibt es hier jede Menge. Die DVD bietet ein ordentliches Bild mit gutem Sound, die ergänzt werden durch Zusatzinfos und eine reizvolle, mit Musik unterlegte Bildergalerie.
II. Der Kampf der Makkabäer
"Das Volk von Jerusalem wird von der syrischen Besatzungsmacht brutal unterdrückt. Als der jüdische Widerstand dem neuen Statthalter Apolonius eine empfindliche Niederlage beibringt, ist dessen Vergeltung grauenhaft: Am nächsten Morgen ziehen seine Soldaten mordend und brandschatzend durch die Stadt. Die wenigen Überlebenden fliehen unter der Führung von Judas Makkabäus in die Wüste. [Sie tun dies bereits vor dem Gegenschlag!] Dort bereiten sie, nur durch ihren Glauben gestärkt, den alles entscheidenden Angriff auf ihre Unterdrücker vor ..." (Klappentext der DVD)
~ Filminfos ~
O-Titel: Il vecchio testamento (Italien 1962)
FSK: ab 12
Länge: ca. 112 Min.
Regisseur: Gianfranco Parolini
Musik: Angelo Francesco Lavagnino
Darsteller: Brad Harris, Susan Paget, John Heston, Margaret Taylor, Mara Lane u. a.
~ Handlung ~
Jerusalem etwa 150 v. Chr.: Die Stadt leidet unter dem Joch der Syrer und deren König Antiochus. Direkt vor der Ankunft des neuen Statthalters Apollonius kehrt Judas Makabäus aus der Wüste zurück, um mit seiner Familie, den titelgebenden Makkabäern, einen Aufstand anzuzetteln. Da sein Vater Matathias der Hohepriester ist, gelingt ihm die Organisation des Aufstands im Handumdrehen. Nur sein Bruder Simon will sich statt für Krieg für Frieden engagieren, denn er verkehrt mit syrischen Poeten und einer schönen syrischen Frau namens Diotima.
Als Apollonius eintrifft, sind die Straßen leer und er fühlt sich verhöhnt. Prompt provoziert er den Hohepriester, indem er ein Jupiterstandbild im Tempel Jehovas aufstellen und ehren lassen will. Diesen Frevel weiß Matathias zu verhindern. Die Verwirrung nützen die Hebräer aus, um anzugreifen. Nach der Schlacht ziehen sich die syrischen Truppen in die Zitadelle zurück und werden belagert.
Da aber Judas weiß, dass sie bei nächster Gelegenheit grausam zurückschlagen werden, empfiehlt er in Übereinstimmung mit seinem Vater den Exodus der jungen Hebräer in die Wüste bei Jericho. Nur die Ältesten bleiben zurück, aber auch Simon. Er wurde verletzt und von Diotima gesund gepflegt. Während die syrischen Truppen in der Wüste die Sippe des Johannes niedermetzeln, bemüht sich Simon in Jerusalem um Aussöhnung mit Apollonius, doch dieser verrät ihn. Bei Spielen vor dem Palast umzingeln Truppen die hebräischen Zuschauer und versklaven die Jungen, um sie zum Straßenbau einzusetzen. Simon muss in die Wüste fliehen, wobei ihm der ehemalige syrische Poet Antemon hilft. Diotima schließt sich den Hebräern an.
Doch Jehova, der Gott Abrahmas, ist weiterhin auf der Seite der Hebräer und lässt es im Augenblick des Todes von Matathias regnen. In der nächsten Schlacht siegen die Makkabäer unter Judas und Simon, doch Judas stirbt an seinen Wunden. Matathias jüngster Sohn Jonathan, inzwischen verheiratet, wird zum neuen Oberhaupt des Stammes gewählt und begeht einen Fehler. Um Jerusalems strategisch wichtigen Hafen Joppe (Haifa) zu erobern, gewinnt er zwar die Unterstützung der Araber, setzt aber auf Verhandlungen, die von Diotima eingefädelt werden.
Als die Syrer auch diesmal Verrat begehen und Jonathan töten, lässt sich Joppe nur noch durch göttliches Eingreifen erobern. Lasset uns beten ...
~ Die DVD ~
Technische Infos
Bildformat: 2,35:1 (Widescreen, anamorph)
Tonformat: DD 2.0 (mono)
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Deutsch bei original italienischen Szenen
Extras:
- Trailershow zu: Die Irrfahrten des Odysseus; Samson, Befreier der Versklavten; Augustus - mein Vater, der Kaiser (mit Peter O'Toole als Julius Cäsar); Cube Zero; Legend of the Evil Lake; Konstantin der Große; Nofretete - Königin vom Nil; Der Kampf der Makkabäer.
~ Mein Eindruck ~
Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte recht attraktiv, wobei auch Action und Tempo nicht zu kurz kommen. Doch die filmische Umsetzung ist so ziemlich das Gegenteil von spannend. Als hätte ein Vertreter des Vatikans am Drehbuch mitgeschrieben, stehen die religiösen Aspekte des Geschehens gleichberechtigt im Vordergrund und beeinträchtigen die Entwicklung der Handlung massiv. Hier stand der actionbetonte Monumentalfilm eindeutig im Konflikt mit dem Bibelfilm à la "Die zehn Gebote". Es ist selten, dass pazifistische Bemühungen wie die des Simon Makkabäus in einem Monumentalfilm so herausgestellt werden. Das Ergebnis ist eindeutig unbefriedigend - für alle Seiten - und langweilig.
Dass hier auch handwerklich mit minimalen Mitteln gearbeitet wurde, belegen die bescheidene Ausstattung der Sets und sämtlicher Darsteller und auch die mangelhafte Ausbildung der Kämpfenden. Was hier an so genannten Schwertkämpfen geboten wird, ist wirklich lachhaft. Fehlt nur noch, dass einer der Kontrahenten sein Schwert wegschmeißt und sich abstechen lässt. Von mimischer Darstellungskunst kann auch bei den Hauptfiguren nur eingeschränkt die Rede sein. Sie haben halt vor allem hölzerne Dialoge herunterzurattern, die oftmals wie biblische Deklamationen klingen. Die beste Rolle hat natürlich der Schurke Apollonius - er braucht kein pathetisches Zeug zu stammeln, sondern darf sich in die Arme einer hübschen Sklavin werfen.
An Spezialeffekten gibt es eine Überblendung zu bewundern, wenn sich Antemons Geist grüßend vom Acker macht, und am Schluss, als Jehova einen Blitz schleudert.
~ Die DVD ~
Das Bild wurde größtenteils von Artefakten und Fehlern bereinigt. Es besticht auch durch prächtige Farben und "Supertotalscope"-Breite (so nannte sich das Format damals wirklich). Der Mono-Ton ist äußerst bescheiden und wirkt in manchen Szenen sehr gekünstelt, so etwa wenn man im Hintergrund eigentlich den Lärm einer belebten Straße erwartet, aber außer Dialog-Text nichts zu hören ist. Dieser Text ertönt in einer - offenbar restaurierten - Szene auf Italienisch. Das ist die einzige Stelle, an der der Zuschauer in den Genuss von deutschen Untertiteln kommt, denn sonst tauchen sie nicht auf - selbst wenn man diese Funktion aktiviert hat.
Diesmal fehlen Dokumentationen oder ähnliches völlig, was im Vergleich zu der Ausstattung von "Der Koloss von Rhodos" sehr enttäuscht. Offenbar wird beim Zuschauer Bibelfestigkeit vorausgesetzt, doch da hat sich der Hersteller geschnitten. Und so kann ich nicht beurteilen, ob im Film eine belegbare Episode in der Geschichte der Hebräer erzählt wird oder alles erfunden ist. Zumindest gibt es einen Teil des Alten Testaments, der "Buch der Makkabäer" heißt. Die entsprechende Passage über Judas wird eingeblendet: weißer Text vor gelbem Hintergrund, also kaum zu lesen.
Stattdessen überschüttet die Trailershow den Zuschauer mit Vorschauen auf diverse Angebote von e-m-s, darunter auch neueste Produktionen wie "Cube Zero" und das südkoreanische Horror-Fantasy-Spektakel "The Legend of Evil Lake". Der fürs TV produzierte Film "Augustus" ist inzwischen bereits ein moderner Klassiker, denn Peter O'Toole und Charlotte Rampling sowie andere Ex-Größen spielen mit.
~ Unterm Strich ~
"Der Kampf der Makkabäer" ist Bibelunterricht für moderne Zeitgenossen, der sich aber zwischen Action und Botschaft verzettelt und so insgesamt zur langweiligen Predigt verkommt. Die Predigt lobt den Freiheitskampf gegen Unterdrücker, der sicherlich erfolgreich sein wird, solange man an einen allmächtigen Gott glaubt. Allerdings war dieser Freiheitskampf in "Der Koloss von Rhodos" wesentlich besser organisiert.
Die Inszenierung ist sehr bescheiden und böte gutes Material für eine Parodie à la "Das Leben des Brian". Die DVD ist so schlecht ausgestattet, dass ich vom Kauf abraten würde, wenn die Disc nicht Teil einer Sammlerbox wäre.
III. Die siegreichen Zehn
"Die zehn furchtlosen Gladiatoren um ihren Anführer Rocca (Dan Vadis) werden vom römischen Prokonsul in Syrien, Quintilius Rufus engagiert, um im Nachbarreich Arbela einige Schaukämpfe vorzuführen und dabei einen seiner Leute ins Land zu schmuggeln. Mit Freude nehmen sie an, nicht ahnend, in welche Gefahr sie sich begeben. Denn der Ministerpräsident von Arbela, der kaltblütige Arimandro (John Heston), plant, die Macht an sich zu reißen. Ein erbitterter Kampf um Gerechtigkeit und Frieden entbrennt, bei dem sich die zehn Freunde schon bald auf die Seite der Rebellen schlagen." (Klappentext)
~ Filminfos ~
O-Titel: Il trionfo dei dieci gladiatori (Italien/Spanien 1964)
FSK: ab 16
Länge: ca. 98 Min.
Regisseur: Nick Nostro
Musik: Carlo Savina
Kamera: Francisco Marín
Darsteller: Dan Vadis, John Heston, Helga Liné, Stanley Kent, Halina Zawewska, William Bird u.a.
~ Handlung ~
Nach einem fröhlichen Fight in der Arena des syrischen Antiochia lassen es sich die zehn Freunde hinterher gut gehen. Doch der älteste, Retius, erklärt seinen Rücktritt von der Führerschaft und benennt Rocca. Roccas Schwester und Retius' Nichte ist Myrta, eine burschikose Brünette, die mit den Jungs großgeworden ist. Sie folgt ihnen überallhin, auch in die kommende Gefahr.
Nachdem der Besitzer einer Kampfschule sie abgewiesen hat, lädt der Prokonsul der Provinz Syria, Quintilius Rufus, die Gladiatoren zu sich ein. Sie sollen, gegen kein geringes Entgelt, einen Spion namens Glacus ins (fiktive) Nachbarreich Arbela bringen, wo sie Schaukämpfe austragen können. Glaucus soll in Rufus' Auftrag herausfinden, ob Arbela sich mit den feindlichen Parthern verbündet hat, so dass ein parthischer Angriff drohen könnte.
Die Lage in Arbela ist viel schlimmer, als Glaucus befürchtet hat. Der Kanzler von Königin Moluia ist ein grausamer Bursche, der sich sofort mit Rocca anlegt, aber unterliegt. Arimando schwört daraufhin Rache. Doch am nächsten Tag lässt die Königin insgeheim Rocca rufen, um die Gladiatoren als Freunde und Verbündete zu gewinnen. Ihre Andeutungen sind reichlich unklar, doch es stellt sich heraus, dass Arimando sie nur für seine Marionette hält. Er hat sich getäuscht. In Wahrheit ist sie etwas ganz anderes.
Glaucus unternimmt mit seinen Kollegen das, was sein eigentlicher Auftrag ist: die Entführung der Königin. Doch aufgrund eines Verrats des römischen Botschafter misslingt auch dieses Unterfangen, und nach einem Angriff von Arimandos Männern müssen die Gladiatoren in das Labyrinth unter dem Isis-Tempel fliehen. Doch sie haben Myrta verloren, die gefangen genommen wurde. Als sie wieder herausfinden, landen sie praktisch im Lager von Rebellen. Und schau mal einer an, wer hier das Sagen hat: eine ziemlich bekannte Frau ...
Glaucus reist nach Antiochia, um die römischen Legionen zu holen, welche die anrückenden Parther zurückschlagen sollen. Unterdessen wird ein Aufstand in der Hauptstadt angezettelt, in dessen Tumult die Gladiatoren Myrta befreien wollen. Ist dies gelungen, wollen sie die Rebellen herbeirufen, um Arimando zu verjagen. Doch alles hängt von Einzelheiten ab, und so viel kann schief gehen.
~ Die DVD ~
Technische Infos
Bildformate: 2,35:1 (Widescreen, anamorph)
Tonformate: DD 2.0 mono
Sprachen: Deutsch
Untertitel: keine
Extras:
Trailershow zu: Nero; Augustus; Konstantin der Große; Kampf der Makkabäer; Nofretete - Königin vom Nil.
~ Mein Eindruck ~
Ich habe noch nie einen Film gesehen, in dem so viel Material aus anderen Filmen geklaut wurde, wie bei diesem. Eine komplette Szene wurde aus Sergio Leones "Der Koloss von Rhodos" übernommen - der anfängliche Rebellenangriff auf einen Kerker. Nur durch minimale Zwischeneinstellungen wird dieses Material in die Handlung eingebunden, um eine Art maskierten Robin Hood der Arbelaner vorzustellen.
Im ausgedehnten Finale des Films werden die "geborgten" Stellen noch viel umfangreicher. Das ist auch leicht durch a) die niedrigere Bildqualität festzustellen und b) die veränderte Kostümierung. Richtig lachhaft wird es aber, wenn die Schlacht der Römer gegen die Parther in einer Halbwüste stattfindet, der römische General aber vor einem Fichtendickicht einhergaloppiert. Der Palast der Königin ist deutlich als das allseits bekannte Tivoli zu erkennen, die unweit Roms liegende Villa d'Este mit ihren faszinierenden Wasserspielen aus Antike und Barock.
Zeig mir die Muckis!
Offensichtlich ist diese zusammengestoppelte Handlung lediglich ein Vorwand, um den zehn muskelbepackten Gladiatoren Gelegenheit zu geben, ihre Muckis spielen zu lassen und tüchtig auf den Gegner einzukloppen. Nach dem Motto "Wer sich mit uns anlegt, hat nichts zu lachen" werden die namenlosen Soldaten reihenweise niedergemacht. Einfältige Gemüter finden dies vermutlich sehr unterhaltsam. Einzige Ausnahmen sind Retius, Rocca und Glaucus, die über Hirnschmalz verfügen, und Myrta, die eine freche Klappe hat - ein Lichtblick des gesamten Films: die moderne Frau der sechziger Jahre, inklusive Haarschnitt.
Gewalt gegen Frauen
Doch es gibt auch eine dunkle Seite des Films: Eben diese Myrta wird auch ausgepeitscht und gefoltert, die Königin selbst gefesselt und geknebelt. Gewalt gegen Frauen ist in solchen Filmen offenbar an der Tagesordnung. (Aber dies ist noch zahm im Vergleich zu den beiden Verfilmungen der Gor-Romane John Normans. In einem davon musste Klaus Kinski mitspielen.) Die FSK-16-Einstufung ist angesichts weiterer grausamer Szenen durchaus gerechtfertigt.
Ein Untergenre: Gladiatorenfilme
Die Gladiatorenfilme waren ein Subgenre des "neomythologischen Films" wie uns das Booklet informiert. Und 1964 war dieses Genre bereits so ausgelaugt, dass nicht mehr die üblichen Mythen und Sagengestalten ausgebeutet wurden, sei es Herakles oder Atlantis, Odysseus oder gar Amazonen und Vampire. Dieses Spätstadium erklärt auch, warum die Filme, wie einer der Kommentatoren in den Dokumentationen zur Sammler-Edition von "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) berichtet, bereits völlig erfolglos waren. Daher mussten die Produzenten Geld sparen, was sie wiederum realisierten, indem sie ihre bekannten Streifen kannibalisierten, beispielsweise "Der Koloss von Rhodos". Dessen Regisseur Sergio Leone war schon weiter: Er erfand den Spaghetti-Western - mit dem bekannten Erfolg.
~ Die DVD ~
Aufgrund des eingeflochtenen Fremdmaterials fällt es nicht leicht, ein Pauschalurteil über Bild- und Tonqualität abzugeben. Grob gesagt, lässt sich festhalten, dass das Material von 1964 - also der Gladiatorenhandlung - einwandfrei und recht gut ist. Ich konnte keine Fehler festellen. Das gilt leider nicht für das Fremdmaterial. Hier sind Unschärfen, Grobkörnigkeit und stellenweise sogar abgenutzte Farben auszumachen (v. a. in den Wüstenszenen). Der Ton in DD 2.0 mono ist von recht bescheidener Qualität, aber in dem eingefügten Fremdmaterial noch ein bisschen schlechter.
Außer Werbung offeriert die DVD noch eine Bildergalerie. Diese Slideshow zeigt Filmplakate und Standbilder markanter Szenen, welche man früher in die Schaukästen der Kinos hängte. Die verschwommenen Farben schreibe ich der anno 1964 unzureichenden Farbdrucktechnik zu.
An der deutschen Synchronisation scheinen auch viele bekannte deutsche Stimmen teilgenommen zu haben. Zwei markante Stimmen möchte ich hervorheben: Christian Brückner wurde später die Stimmbandvertretung von Robert de Niro und Harvey Keitel. Er ist bis heute einer der wichtigsten Sprechkünstler hierzulande. Hellmuth Lange spielte den deutschen "Lederstrumpf", aber bei ihm könnte ich mich täuschen.
~ Unterm Strich ~
Während der dünne Plot nur einen Vorwand liefert, um muskelbepackte Bodybuilder wie Dan Vadis in fröhlichen Fights zu zeigen, befremden die aus anderen Filmen geplünderten Sequenzen den Kenner des Genres noch zusätzlich. So recht will an diesem Machwerk keine Freude aufkommen, es sei denn, man tauscht sein Hirn für die Fernbedienung aus. Die DVD liefert nur mageres Beiwerk. Innerhalb der "Cinema Colossal"-Reihe ein Tiefpunkt an Qualität und nur für Gladiatoren-Aficcionados zu empfehlen.
Gesamteindruck
Diese Sammlerbox lohnt sich hauptsächlich wegen des herausragenden Titels "Der Koloss von Rhodos" und des eingangs beschriebenen Bonusmaterials, das ich als Einsteiger als durchaus hilfreich begrüße. Die Aufmachung in einer schön bedruckten Schachtel kann die Tatsache nicht verbergen, dass der Inhalt aus einem sehr guten und zwei relativ minderwertigen Filmen besteht.
Wer Bedarf an guten Monumentalfilmen hat, legt sich "Ben Hur" (1955) und "Quo Vadis" zu. Die meisten Filmfans werden eh schon eine DVD-Ausgabe von Ridley Scotts "Gladiator" und von John McTiernans "Conan" im Regal stehen haben und sich die obligatorische DVD von "Königreich der Himmel" besorgen.
Wer sich jedoch die komplette Ausgabe der fünfteiligen "Cinema Colossal"-Reihe besorgt, kann stolz auf das zusammengesetzte Bild auf dem Rücken der Boxen blicken. Es zeigt einen Ausschnitt aus "Die letzten Tage von Pompeji". Und komplett wäre dann auch die Kollektion von 18 Sammelkarten im Postkartenformat, die sich sehr gut in einem Album machen würde. Für rund 30 Euro erhält der Sammler mit dieser vierten DVD-Sammelbox also einen unverzichtbaren Baustein seiner Gesamtausgabe.
- Redakteur:
- Michael Matzer