Cowgirl
- Regie:
- Mark Schlichter
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
05.08.2005 | 07:08Ja, ich gebe es zu: Ich stehe deutschen Produktionen, vor allem denen, die an normalen Arbeitstagen das Niveau des Abendprogramms senken, eher skeptisch gegenüber. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Sat.1 seit geraumer Zeit nicht mehr über meine Mattscheibe flimmert.
Wie auch immer, dass sich diese Skepsis auch auf einen Titel wie "Cowgirl" übertragen würde, war erst einmal klar, zumal das Cover der DVD sowie die etwas 'seltsamen' Bilder auf dem Rücken der Hülle, na ja, sagen wir einmal gewöhnungsbedürftig sind.
Andererseits hat Regisseur Mark Schlichter mit Alexandra Maria Lara ("Der Untergang"), Oliver Korittke, Wotan Wilke Möhring und nicht zuletzt Oberproll Ralf Richter ein echtes Staraufgebot für sich gewinnen können, welches in dieser Komödie dann auch tatsächlich für den ein oder anderen Lacher sorgt. Aber eigentlich noch viel wichtiger ist, dass der ganze Film eine Menge Spaß macht und aller Skepsis zum Trotz eine durchaus empfehlenswerte Produktion geworden ist.
Story:
Paula hat es wirklich nicht leicht. Ihre Jugend war nicht gerade die einfachste, und just in dem Moment, in dem sie glaubt, in Max den Mann ihres Lebens kennen gelernt zu haben, macht der sich auf und davon.
Zehn Jahre später ist Paula zwar verheiratet, lebt aber dennoch ziemlich unglücklich mit einem niemals zufriedenen Spießer-Gatten in einer Kleinstadt, geht einem langweiligen Nebenjob nach und hat selber auch schon das Gefühl, dass aus ihrem Leben nichts Besonderes mehr werden kann. Dann taucht Max aber plötzlich wieder auf und verdreht Paula erneut den Kopf. Obwohl ihr Mann versucht, den Kontakt zu unterbinden, brennt Paula Hals über Kopf nach Hamburg durch, muss dort aber feststellen, dass Max' Leben alles andere als idyllisch ist. Als Betreiber eines schmierigen Clubs wird er regelmäßig von der Kietz-Mafia heimgesucht und um Schutzgeld erpresst, hat aber anscheinend keine Chance, sich diesem Teufelskreis zu widersetzen.
Dann taucht Paula wieder in seinem Leben auf und verkündet großspurig, dass sie der Mafia den Garaus machen wird. Von da an steckt nicht nur Max tief in der Krise, sondern auch seine wiederentdeckte Liebe ...
Bewertung:
"Cowgirl" wird als Komödie angepriesen, verdient diese Bezeichnung aber nur an wenigen Stellen, denn wirklich komisch ist der Film nicht. Trotzdem ist die Geschichte um die umherirrende Paula und ihren zum Ganoven mutierten Freund echt unterhaltsam und sehenswert, was für mich auch in erster Linie daran liegt, dass hier ein ziemlich eigenwilliger Handlungsstrang vorliegt, der sich ausnahmsweise mal nicht an gängigen Hollywood-Klischees orientiert. Genau da liegt nämlich beim deutschen Film meiner Meinung nach der Hund begraben: Zu oft schaut man über den großen Teich und kopiert Elemente des amerikanischen Films, vergisst dabei aber, dass (vor allem in den 80ern) der deutsche Film einen vollkommen eigenen und vor allem witzigen Stil hatte, der über die Jahre abhanden gekommen zu sein scheint. In diesem Sinne ist "Cowgirl" auch 'echt deutsch', und das soll bitte nicht falsch verstanden werden, sondern eher darauf schließen lassen, dass hier Charaktereigenschaften und Stilelemente zum Tragen kommen, die teilweise so typisch deutsch sind, dass sie schon fast wieder als selbstironisch bezeichnet werden dürfen.
Außerdem überzeugen die Schauspieler, allen voran Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara, in ihren Rollen voll und ganz, so dass der Film über den Inhalt hinaus auch noch einen ganz besonderen Charme ausstrahlt. Gut, superspannend ist "Cowgirl" zwar nicht, aber es macht wirklich Spaß, sich dieses kurzweilige Stück deutscher, oder sollte ich sagen Hamburger Kultur anzuschauen. Schade finde ich lediglich, dass Ralf Richter nur eine kleine Nebenrolle übernimmt und seine flotten Sprüche dadurch etwas zu kurz kommen, aber das tut dem Film natürlich keinen Schaden an.
Die Aufarbeitung der DVD ist ebenfalls beachtlich. Sowohl der sehr differenzierte und stets klare Dolby-Digital-5.1-Sound als auch das kontrastreiche Bild wissen zu überzeugen und machen das Fehlen von weiterem Bonusmaterial wieder wett.
Fazit:
Das Fazit kann ich eigentlich nur für mich selber ziehen und mir vornehmen, demnächst nicht mehr ganz so skeptisch zu sein, was heimische Produktionen anbelangt. Ich habe mich bei "Cowgirl" jedenfalls bestens unterhalten gefühlt.
- Redakteur:
- Björn Backes