Cyberpunk - Double Feature: Tetsuo & Electric Dragon
- Regie:
- Shinya Tsukamoto, Sogo Ishii
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- Japan
1 Review(s)
26.11.2005 | 09:13Wie habe ich mich doch gefreut, als ich las: "Cyberpunk Double Feature". Als riesiger Fan des Cyberpunk-Genres und Verehrer der Bücher von William Gobson ("Neuromance"-Trilogie) und Neal Stephenson ("Snow Crash") sowie Spielleiter des "Cyberpunk"-Rollenspiels freut man sich normalerweise besonders über filmische Inspiration aus Fernost. Doch leider muss ich sagen, dass ich ziemlich enttäuscht von den beiden Filmen "Tetsuo: The Iron Man" und "Electric Dragon 80.000 V" bin. Mag "Tetsuo: The Iron Man" gerade noch als experimenteller Kultfilm durchgehen, ist "Electric Dragon 80.000 V" der größte Mist, der mir seit langem untergekommen ist.
Die Handlung der beiden Filme ist, nicht nur durch die kurze Laufzeit bedingt (67/52 Minuten), ziemlich schnell erzählt:
"Tetsuo: The Iron Man"
Ein Büroangestellter trifft auf eine merkwürdige Frau mit einem Roboterarm. Diese verfolg ihn. Danach fängt Tetsuo an, sich in einen Cyborg zu verwandeln und wird so zu einer Gefahr für sich und seine Umwelt.
"Electric Dragon 80.000 Volt"
Dragon Eye Morrison hat als Kind beim Klettern auf einem Hochspannungsmasten einen Stromschlag erhalten. Dadurch wurde ein Teil seines Hirns aktiviert, der ihn unkontrolliert gewalttätig werden lässt. Nach einer gescheiterten Karriere als Boxer verdingt er sich als Detektiv, der verloren gegangene Reptilien sucht (!), da er sich mit ihnen telepathisch verständigen kann. Im Verlauf des Films trifft Dragon Eye Morrison dann auf Thunderbolt Buddha, einen Großstadt-Krieger, der als Kind vom Blitz getroffen wurde. Auf den Dächern Toyos beginnen die beiden sich zu bekämpfen.
Mein Eindruck
Wie bereits gesagt, kann man "Tetsuo: The Iron Man" als Kultfilm durchgehen lassen. Er stammt aus dem Jahre 1989, hinkt allerdings auch den damals geltenden europäischen Standards deutlich hinterher. Allerdings hat er wenigsten etwas Ungewöhnliches an sich, seien es nun extrem blutige Szenen (FSK 16 ist sehr verwunderlich) oder wenigstens der Bezug auf das Cyberpunk-Genre durch die Umwandlung in einen Cyborg. Der Film ist zwar wirklich etwas merkwürdig, aber man kann ihn sich, zumindest einmal, anschauen.
Was beiden Filmen fehlt, ist aber das typische Cyberpunk-Flair. Damit meine ich: Grelle Farben, rasante Handlung, Hightech, die alles bedrohenden Mega-Konzerne, Anarchie oder vor Chrom blitzende Dark-Future-Krieger fehlen völlig. Dass beide Filme in schwarz-weiß gedreht wurden, mag als filmisches Stilmittel deklariert werden können, ist jedoch völlig unpassend. Im Vergleich zu den heutigen Produktionen wirken die beiden wie Stummfilme aus den 1920ern.
Als Beispiel möchte hier die Gesichtsmaske von Thunderbolt Budda heranziehen: Diese hat mich sofort an die Roboterfrau aus dem Film "Metropolis" von Fritz Lang aus dem Jahre 1927 erinnert. Dazu muss ich sagen, dass es bei "Metropolis" deutlich besser aussah, was umso schwerer ins Gewicht fällt, wenn man bedenkt, dass "Electric Dragon 80.000 V" 2001 in den japanischen Kinos zu bewundern war!
Fazit
So fällt mein Fazit nicht besonders positiv aus: Lasst lieber die Finger davon, denn das "Cyberpunk Double Feature" ist wirklich nur ein visuelles Vergnügen für Freunde des Experimentalfilms. Alle anderen, die auf das Flair aus Bedrohung und stromlienenförmiger chromblitzender Eleganz sowie Dark-Future stehen, werden eine bittere Enttäuschung erleben!
- Redakteur:
- Martin Schneider