Dark Hours, The
- Regie:
- Paul Fox
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Kanada
1 Review(s)
11.02.2006 | 12:44Der kanadische Psychothriller "The Dark Hours" von Regisseur Paul Fox beginnt im Licht. Im kalten weißen Licht der Betrachtungswand schaut sich die Psychiaterin Dr. Samantha Goodman die Aufnahmen eines Gehirns an, die einen Tumor erkennen lassen. Die von Kate Greenhouse sehr überzeugend gespielte Protagonistin befasst sich beruflich mit sadistischen Triebtätern und gehört dem Gremium an, das darüber zu befinden hat, ob ein solcher wieder auf die Menschheit losgelassen werden darf oder nicht. Dabei ist sie hart, hart zu sich und hart zu den Insassen ihrer Anstalt. Doch auf der Bilderbuchkarriere der Ärztin liegt ein Schatten, der schon bald schicksalhafte Züge offenbaren wird. Samantha belastet ein Geheimnis, das sie noch niemandem offenbart hat, und je näher die Geschichte auf dessen Offenbarung hinsteuert, desto dunkler wird die Stimmung und mit ihr auch die Bilder.
Um mit sich ins Reine zu kommen fährt Samantha mit ihrem Mann (Gordon Currie) und ihrer Schwester (Iris Graham) in eine einsam gelegene, eingeschneite Berghütte, um sich ihnen dort zu offenbaren. Mitten in die Krisensituation platzt jedoch unerwarteter Besuch. Der ihnen unbekannte junge Mann namens Adrian (Dov Tiefenbach), der vorgibt sich aufwärmen zu wollen, entpuppt sich als Geiselnehmer, der nicht richtig weiß, was er tut und was er tun soll. Aufklärung bringt wenig später derjenige, der ihn geschickt hat. Harlan Pyne (großartig: Aidan Devine) ist ein entlaufener Sexualmörder, der noch eine Rechnung mit seiner einstigen Ärztin offen hat. Er tauscht die Rollen und "therapiert" nun seinerseits seine Geiseln mit makabren Psychospielchen, die immer tiefer unter die Haut und an die Substanz gehen. Die Geschichte steuert mit dem alten "Wahrheit oder Pflicht"-Spiel auf ihren Höhepunkt zu und entlockt allen drei Geiseln durch Schmerzen, Angst und Psychofolter immer dunklere Abgründe ihrer Persönlichkeit und strebt somit unaufhaltsam gen deren Vernichtung...
"The Dark Hours" ist schwer verdaulicher und ebenso schwer durchschaubarer Psycho-Horror mit einer beklemmenden Atmosphäre, die durch die psychedelisch wirkende Bildführung und die subtile Filmmusik direkt spürbar wird. Was zunächst den Anschein einer typischen Geiselnahme-Story mit Guten und Bösen erweckt, ist in Wirklichkeit viel hintergründiger. Gut und Böse verschwimmen, denn keiner ist ohne Schuld, keiner hat ein reines Gewissen.
Der Streifen aus dem Hause Splendid Film glänzt mit sehr eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen und einer düstren Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Das brachte "The Dark Hours" zwei erste Preise für den besten Film und die beste Hauptdarstellerin beim PiFan-Filmfestival ein. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und das Ende ist alles andere als vorhersehbar, so dass Freunde harten Psycho-Horrors sicher auf ihre Kosten kommen werden, auch wenn am Schluss alles recht kryptisch wird und man nur noch mutmaßen kann, was wirklich passiert ist und was Illusion war. Im Endeffekt scheint es, als wäre viel mehr Illusion als Realität im Spiel. Doch das ist sicher beabsichtigt und passt perfekt zur Thematik des Films. Die wenigen Schockeffekte sind nicht sonderlich plakativ in Szene gesetzt, verfehlen ihre Wirkung aber dennoch nicht. Der Film geht unter die Haut - mir an manchen Stellen fast zu sehr.
Technische Daten:
Sprachen: Deutsch, English - Menüführung: Deutsch
Tonformat: beide Sprachen in Dolby Digital 5.1
Bildformat: 16:9
DVD-Format: DVD-5
Ländercode: 2 (Europa)
TV-Format: PAL
Laufzeit: 77 Minuten
FSK: 16
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle