Days Of Being Wild
- Regie:
- Wong Kar-Wai
- Jahr:
- 1991
- Genre:
- Drama
- Land:
- Hongkong
- Originaltitel:
- A Fei jing juen
1 Review(s)
05.01.2008 | 10:05Einführung:
"Days Of Being Wild" war der internationale Durchbruch Wong Kar-Wai's und stellt für mich einen der wichtigsten Titel des asiatischen Kinos der 90er Jahre dar. Die Klasse des Films bezeugen auch viele internationale Preise. Deshalb war es um so unverständlicher, dass dieser Klassiker kein Label für eine Veröffentlichung gefunden hatte. Alamode Film hat sich dann endlich erbarmt, diesen Ausnahmefilm bei uns auf den Markt zu bringen.
Ich war aber nicht nur wegen den verliehenen Auszeichnungen gespannt, sondern weil bei "Days Of Being Wild" mein Lieblings-Kameramann wieder mit von der Partie war: Christopher Doyle. Die Zusammenarbeit Doyle's mit Wong Kar-Wai stellt für mich die ideale Konstellation dar - die beiden ergänzen sich wirklich hervorragend und haben nach diesem Film auch noch öfters zusammengearbeitet. Es kam immer ein genialer und außergewöhnlicher Film dabei heraus.
Weitere Infos:
Hier noch einige Infos zum "Dreamteam" C. Doyle mit Wong Kar-Wai :
Regie Wong Kar-Wai (Auswahl):
- My Blueberry Nights (2007)
- The Lady from Shanghai (2006)
- Eros (2004)
- 2046 (2004)
- Six Days (2002)
- In the Mood for Love (2000)
- Happy Together (1997)
- Fallen Angels (1995)
- Ashes of Time (1994)
- Chungking Express (1994)
- Days of Being Wild (1991)
- As Tears Go by (1988)
Kamera Christopher Doyle (Auswahl):
- Shantaram (2007)
- Dark Matter (2006)
- Lady in the Water (2006)
- Invisible Waves (2006)
- The White Countess (2005)
- Perhaps Love (2005)
- Eros (2004)
- Dumplings (2004)
- Three... Extremes (2004)
- 2046 (2004)
- Infernal Affairs (2002)
- Hero (2002)
- Der Stille Amerikaner (2002)
- 3 Extremes II (2002)
- Long Walk Home (2002)
- In the Mood for Love (2000)
- Happy Together (1997)
- Verführerischer Mond (1996)
- Fallen Angels (1995)
- Die Verlorene Zeit (1994)
- Chungking Express (1994)
- Days of Being Wild (1991)
Die Handlung:
Yuddy (Leslie Cheung) ist ein junger Mann, der eher gelangweilt eine Affäre nach der anderen hat. Keine der Frauen bedeutet ihm wirklich etwas und er entledigt sich ihrer auch recht schnell, so bald sie eine festere Beziehung wollen. Aufgezogen von einer Prostituierten, lernte er das Leben eben nur auf ihre Weise kennen - er kann aus diesem Grunde keine richtigen Gefühle aufbauen und blockt deshalb alles ab, was ihm zu viel Intimität abverlangt.
Ebenso ergeht es auch der liebenswerten Verkäuferin Su Lizhen (Maggie Cheung) - nachdem sie sich in Yuddy hoffnungslos verliebt hat und ihn schließlich gefragt hat ob er sie heiraten will, wird sie sehr schnell auf die Straße gesetzt. Dort lernt sie den Polizisten Tide (Andy Lau) kennen, der sich in sie sofort verliebt. Die beiden treffen sich öfters und Su Lizhen klagt ihm ihr Leid - doch sie liebt Yuddy immer noch zu sehr um auf die Liebe Tide's eingehen zu können.
Etwas möchte Yuddy aber doch unbedingt in seinem Leben noch erfahren. Er will wissen, wer seine wirkliche Mutter ist und warum sie ihn als Kind weggegeben hat. Doch die Frau, welche ihn aufgezogen hat, will nichts darüber sagen - sie befürchtet, dass sie ihn an die leibliche Mutter verliert. Als sie jedoch einen Mann kennen lernt und mit ihm nach Amerika auswandern will, gibt sie schließlich ihr Geheimnis preis. Er macht sich sofort auf die Reise um seine wirkliche Mutter und seine damit zusammenhängende Vergangenheit zu suchen und die Wege von Yuddy, Li Chen und Tide kreuzen sich auf dieser Reise mehr als einmal...
Kritik:
Nach dem Genuss von "Days Of Being Wild" war mir sofort klar, warum dieser Film als "Schlüsselwerk" Wong Kar-Wai's angesehen wird. In "Days Of Being Wild" hat der Meisterregisseur nach dem eher unausgegorenen "As Tears Goes By" seinen endgültigen eigenständigen Weg gefunden und zusätzlich mit Christopher Doyle einen Kameramann verpflichtet, der seine Visionen optimal auf das Filmmaterial bannen konnte.
Aber nicht nur die technische Seite kann begeistern, sondern auch die Geschichte stimmt. Diese wird langsam und einfühlsam erzählt, sodass der Zuschauer richtig mitleiden kann. Nein wirklich, bei mir hat sich die Story klammheimlich ins Herz geschlichen. Wong Kar-Wai ist der Meister der romantischen Lovestories. Mit viel Fingerspitzengefühl zeigt er die innere Zerrissenheit Yuddy's und stellt auch die weiteren Charakter ausführlichst vor. Das wäre jetzt an sich noch nichts Besonderes, doch wie die Szenen eingefangen wurden schon. Denn jede Szene ist es wert, als Bild an die Wand gehangen zu werden. Wong Kar-Wai kokettiert mit Licht und Schatten, sowie mit den Tageszeiten und auch der Witterung. Jeder Einstellung passt zur Handlung wie die berühmte "Faust auf's Auge". Etwas Vergleichbares hab ich noch bei keinem anderen Regisseur gesehen. Manche Szenen wirken fast wie aus geometrischen Elementen zusammengesetzt. Die Grundfarbe des Films ist ein dunkles Grün. Diese künstlerischen Stilmittel geben dem Film seinen besonderen Touch, für den auch die späteren Werke bekannt sind - hier aber noch unverfälschter, reiner.
Wong Kar-Wai hat einmal in einem Interview gesagt, dass es ihm ein Anliegen ist seine absolute Lieblingsstadt Hong Kong im Film so darzustellen, wie sie auch ein Einwohner empfindet. Auch das gelingt ihm durch seinen Film zu vermitteln - man spürt förmlich die drückende Schwüle und die Gerüche, die über der Stadt liegen.
Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Merkmal, das einen Wong Kar-Wai Film ausmacht: die Filmmusik. Sie besteht meist aus eher westlichen Stücken und wiederholt ihr Thema bewusst um auf bestimmte Schlüsselszenen aufmerksam zu machen. So auch hier.
Über die Schauspieler brauche ich ja wirklich kein Wort zu verlieren. Die junge Maggie Cheung ist wie immer bezaubernd und auch Leslie Cheung und Andy Lau gehen voll in ihren Rollen auf. Solche hervorragenden Schauspieler sind hier im Westen ja leider viel zu unbekannt und würden es sicher verdienen, in internationalen Streifen Hauptrollen zu spielen. Was bleibt mir noch zu sagen, ohne allzu überschwänglich zu wirken? Ich halte diesen Film für einen der besten Filme Asiens und kann ihn deshalb jedem Filmfreund empfehlen, der nicht nur auf reine Unterhaltung steht. Auch aus filmhistorischer Sicht muss man dieses Werk zumindest einmal im Leben gesehen haben. Beeindruckend!
(Quentin Tarantino ist übrigens ein bekennender Fan von Wong Kar-Wai - und das sieht man auch in seinen eigenen Filmen.)
Die DVD:
Die DVD von Alamode Film kommt standesgemäß in einem für diese Firma üblichen schicken Pappschuber und auch das Covermotiv ist sehr geschmackvoll designt worden.
Bei der Bewertung der Bildqualität muss ich vorausschicken, dass es sich bei "Days Of Being Wild" um einen 15 Jahre alten Film aus Asien handelt. Dort werden die Originalnegative nicht so gut behandelt und archiviert wie in der westlichen Welt, was dann häufig leider zu fürchterlichen DVD-Auswertungen führt. So ist das Bild dann auch bei diesem Film leider etwas verwaschen, farbarm (in wie weit das dem Regisseur zuzurechnen ist, weiß ich natürlich nicht) und mit vielen Bildfehlern behaftet. Trotzdem hat man bei Alamode wohl alles Mögliche getan um ein gutes Bild zu mastern, denn die Schärfe ist durchaus noch als gut zu bezeichnen - zumindest im Verhältnis dazu, was ich sonst schon bei Asiafilmen gesehen habe. Als wirklich störend habe ich die geringen Schwarzwerte empfunden - in eigentlich schwarzen Bildteilen war dann schon eher grau die vorherrschende Farbe.
Beim Ton bin ich auch ganz zufrieden. Der liegt in Deutsch (DD 5.1) und zum Glück auch im Originaltonformat Kantonesisch (DD 2.0 Mono) vor. Die Synchro ist ebenfalls gut zu gebrauchen - wobei ich persönlich natürlich den O-Ton vorziehe.
Leider sind auf dieser Disk rein gar keine Extras enthalten. Dabei wären ein Interview oder zumindest die Daten über Wong Kar-Wai oder die bezaubernde Maggie Cheung durchaus interessant gewesen. Mich hätte es zum Beispiel wirklich sehr interessiert, wie sie die Wichtigkeit von "Days Of Being Wild" rückblickend auf ihren Erfolg als Schauspieler und Regisseur sehen.
Fazit:
Ein wirkliches Meisterwerk, das zu recht als Startrampe für Wong Kar-Wai's internationale Karriere fungierte. Hier wird mit viel Fingerspitzengefühl eine Love-Story erzählt, wie sie tiefgründiger und romantischer nicht sein könnte.
Das, was den Film aber wirklich besonders macht, sind seine Optik und auch seine visuellen Qualitäten. Wong Kar-Wai ist zusammen mit dem Kameramann Christopher Doyle wirklich unschlagbar! Jede Einstellung, jeder Schatten - alles wirkt wie ein Gemälde und bringt dem Zuschauer die feuchtwarme Atmosphäre Hong Kongs direkt ins Wohnzimmer.
Ein Film, der mich emotional bewegt hat - das schaffen nicht viele Werke. Deswegen möchte ich diesen ruhigen Film jedem Cineasten ans Herz legen, der auf gut gemachte Filme steht - besonders die Technik ist wie gesagt hochinteressant. Er ist ein Meilenstein des asiatischen Kinos und so etwas trifft wohl leider nie den Massengeschmack der hiesigen Bevölkerung. Ich denke sogar, dass das der bislang beste Film Wong Kar-Wai's war, und ich hatte das Vergnügen ihn zu sehen zu dürfen.
- Redakteur:
- Detlev Ross