Dead Silence - Ein Wort - und du bist tot!
- Regie:
- Wan, James
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Dead Silence
2 Review(s)
04.03.2008 | 22:14Daten:
Regie: James Wan
Buch: Leigh Whannell (Drehbuch), James Wan (Geschichte), Leigh Whannell (Geschichte)
Regie: James Wan
Musik: Charlie Clouser
Kamera: John R. Leonetti
Darsteller:
Ryan Kwanten als Jamie Ashen
Amber Valletta als Ella Ashen
Donnie Wahlberg als Det. Jim Lipton
Michael Fairman als Henry Walker
Joan Heney als Marion Walker
Bob Gunton als Edward Ashen
Laura Regan als Lisa Ashen
Dmitry Chepovetsky als Richard Walker
Judith Roberts als Mary Shaw
Keir Gilchrist als Junger Henry
Steven Taylor als Michael Ashen
David Talbot als Priester
Steve Adams als 1941 Detective
Shelley Peterson als Lisa's Mutter
Die Handlung:
Seit Jamie Ashen ein kleines Kind war, kennt er die gruselige Geschichte um die zu Tode gekommene Bauchrednerin Mary Shaw, die als Geist in seiner Heimatstadt ihr Unwesen treiben soll. Er hielt diese Geschichte immer für ein Märchen, das unartigen Kindern erzählt wird, um den Kleinen Angst zu machen. Eigentlich hatte er dieser Geschichte aber schon lange vergessen, doch als an seiner Haustüre eine Bauchrednerpuppe abgegeben wird, erinnert er sich mit einem unguten Gefühl an die gruselige Geschichte.
Sein Gefühl hat Jamie nicht getäuscht, denn als er an einem der nächsten Abende nach Hause kommt, liegt seine Frau entsetzlich entstellt und blutüberströmt tot im Bett, daneben die Puppe. Die herbeigerufene Polizei steht vor einem Rätsel – sie erklärt Jamie sogar für den Hauptverdächtigen, schließlich gibt es in der Wohnung keinerlei Spuren für einen fremden Täter.
Der mit dem Fall betraute Detektive Lipton scheint schon eine vorgefertigte Meinung zu haben. Jamie muss also handeln, um nicht für ein Verbrechen verurteilt zu werden, das er nicht begangen hat. Die einzige Spur führt in seine frühere Heimatstadt, die Stadt, in welcher der Geist Mary Shaws sein Unwesen treiben soll, seitdem die Bewohner ihr laut der Geschichte die Zunge herausschnitten und sie töteten. Nach der Legende schneidet sie deshalb jedem die Zunge heraus, der bei ihrem fürchterlichen Anblick vor Entsetzen schreit, danach sind die so verstümmelten Opfer dem Tode geweiht.
Hat tatsächlich Mary Shaw die Puppe zu Jamie geschickt um ihn in seine Heimatstadt zu locken? Jamie steht vor einem Rätsel und versucht alles Mögliche, um Licht in diesen undurchsichtigen Fall zu bringen. Wie steht er im Zusammenhang mit der unglaublichen Geschichte? Jamies Verschwinden bleibt Detektive Lipton aber nicht lange unbekannt. Er folgt ihm und wird mit in den Strudel der Ereignisse gezogen – unglaubliche Dinge geschehen...
Kritik:
Horrorfans dürften die Macher von "Dead Silence" sicherlich ein fester Begriff sein, denn diese zeichneten für den Genre-Meilenstein "Saw" verantwortlich. Bei "Dead Silence" bedienten sie sich dieses Mal allerdings eher alt bekannten Zutaten, denn Puppen, genauer gesagt Bauchrednerpuppen, waren schon in einigen anderen Horrorfilmen, wie z.B. "Joey" die Hauptakteure. Nicht zuletzt seit "Chucky" sorgen diese Puppen dank ihres ungewöhnlichen Eigenlebens beim Zuschauer für wohligen Grusel.
~ Grusel oder Blutbad? ~
Freunde der oben genannten, sehr blutigen "Saw"-Reihe müssen ihre Erwartungen grundlegend umstellen, denn blutige Details oder Nerven zerfetzenden Terror gibt es bei "Dead Silence" so gut wie gar nicht. Regisseur James Wan setzt bei seinem neuesten Werk eher auf ein herkömmliches Konzept, ja man könnte sogar sagen, er zitiert alte Klassiker des Genres. Aus diesem Grund könnten Kritiker ihm daher vorwerfen, einen ideenlosen Gruselfilm inszeniert zu haben, doch damit würde man ihm sicher Unrecht tun. "Dead Silence" geht eben nur in eine andere, wohltuend klassische Richtung. Die Handlung dominiert eher ein unangenehmes Gefühl der Angst, die mit ein paar eingestreuten Schockelementen zusätzlich aufgepeppt wird. Dies führt zu einer stetig steigenden Spannungskurve, welche sich in einem furiosen Finale entlädt. Die erwähnten unheimlichen Puppen sind dabei das geeignete Mittel, um beim Zuschauer für die nötige Gänsehaut zu sorgen. Dazu noch eine Geistergeschichte, was will man mehr?
~ Das Set und die Optik - eine sichere Bank ~
Großen Anteil an der sehr dichten Atmosphäre des Films haben die ausgesprochen gut gewählten, gruseligen Sets des Films. Regisseur James Wan setzt dabei gleichfalls auf für Horrorfans sehr bekannte Motive um für die nötige Stimmung sorgen zu können. Ein altes riesengroßes Herrenhaus, eine fast verlassene Kleinstadt und der dazugehörige Friedhof. Alle diese gruseligen Orte wurden in kalten, herbstlichen Farben eingefangen, fast unwirklich und apokalyptisch wirkt diese Szenerie.
Mit dem Hauptschauplatz für den finalen Showdown hat James Wan aber den Vogel abgeschossen. Dafür hat er ein altes verfallenes Theater, mitten auf einer Insel in einem See gewählt. Einsam und vermodert in den feucht-schwülen Gewässern. Mehr Atmosphäre geht wirklich nicht, denn diese Sets wurden äußerst detailliert und sehr aufwändig in Szene gesetzt.
~ Die Technik ~
Ich dachte eigentlich, dass "Dead Silence" ein etwas durchschnittlicher Film sei, bei dem sicher auf die Technik nicht viel Wert gelegt werden würde, aber ich habe mich in dieser Hinsicht getäuscht. Wilde Kamerafahrten, ungewöhnliche Einstellungen und ein Füllhorn voll technischer Spielereien bringen ebenso viel Schwung in den Film, wie der gut getimte Schnitt. Die erwähnten Elemente sind sozusagen der Motor, welche die Geschwindigkeit und den Erzählrhythmus der Story bestimmen. Als weitere künstlerische Mittel kommen Farbfilter und eine reduzierte Farbsättigung zum Einsatz, um für eine kalte Atmosphäre zu sorgen.
~ Die Figuren ~
Die Qualität der Schauspieler ist ohne Ausnahme gut bis sehr gut. Sie können ihre Charaktere dem Zuschauer glaubhaft vermitteln. Im Folgenden möchte ich die Figuren und ihre Darstellungsform kurz vorstellen.
Jamie Ashen, die zentrale Hauptfigur, sucht nach der Wahrheit - warum wurde seine Frau ermordet und wie ist diese Tat mit der Geschichte der alten Bauchrednerin Mary Shaw in Verbindung zu bringen. Die Figur "Jamie" wird vom Drehbuch sehr detailliert aufgebaut und mittels Rückblenden in die Vergangenheit werden auch interessante und wissenswerte Hintergrundinformationen geliefert, sodass Jamie für den Zuschauer nachvollziehbar reagiert. So eine gründliche Charakterzeichnung würde ich mir in manch anderem Film auch wünschen.
Ebenso ausführlich wird die Geschichte der Bauchrednerin "Mary Shaw" erzählt. Welche Ereignisse führten zum Tod der alten Dame, warum spukt und mordet sie in der Kleinstadt und wie war ihr Verhältnis zu ihren Puppen. Zu dieser Figur und ihren Motivationen dürften für den Zuschauer ebenfalls keine Fragen offen bleiben, er wird aber auch nicht mit zuviel Wissen überfordert.
Detektive Lipton, gespielt von Donnie Wahlberg, widmet sich das Drehbuch leider nicht in so ausführlicher Form. Er folgt Jamie zwar, um herauszufinden ob dieser für den Tod seiner Frau verantwortlich ist, doch die wahren Beweggründe des Ordnungshüters bleiben immer im Dunklen. Mir ist diese Rolle irgendwie zu flach und zu wenig detailliert dargestellt worden. Der Detektiv bleibt eine nur oberflächlich beleuchtete Figur, die ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Ein weiterer Hauptakteur ist die Bauchredner-Puppe "Billy". Obwohl Billy nur wenige Aktionen wie Augenrollen oder Unterkieferklappen beherrscht, sorgen diese für "normale" Puppen ungewöhnlichen Bewegungen beim Zuschauer für bleibende Eindrücke. Ich kann es mir eigentlich nicht erklären, wie diese Puppe durch ihre kurzen Szenen so eine dominante Präsenz erreichen konnte. Gruseliger als Chucky, vergleichbar mit Joey. Diese Puppe wurde von den Machern sehr gezielt und mit viel Fingerspitzengefühl eingesetzt. So soll es sein.
Die übrigen Figuren, wie der von Jamie verhasste Vater mit seiner jungen Frau oder der Leichenbestatter werden vom Drehbuch nur oberflächlich eingeführt. Mehr ist für die Handlung auch nicht nötig. Auch in dieser Hinsicht wurde vom Regisseur alles in die richtigen Bahnen gelenkt, um den Zuschauer weder zu überfordern, noch irgendwelche wichtigen Fragen offen zu lassen.
~ Was sind nun die Qualitäten? ~
Horrorfans ohne den Hang zu Blutorgien sollten sich von der scheinbar innovationsarmen Geschichte wirklich nicht abhalten lassen, einen genaueren Blick auf „Dead Silence“ zu werfen. Zwar bietet die Story nicht gerade viele neue Elemente, doch durch die vielen informativen Rückblenden und die punktgenaue Inszenierung erzeugt James Wan eine dichte Story und eine hoch spannende Atmosphäre.
Den größten Pluspunkt stellen für mich aber die eindrucksvollen Sets dar, allen voran das alte verfallene Theater auf der Insel. Hinzu kommt die stimmige Optik, die zusätzlich für Stimmung sorgt. "Dead Silence" ist keine "Billig-Produktion" und das merkt man dem Film in jeder Szene an. 20 Millionen Dollar standen den Machern zur Verfügung – kein Wunder also, dass sich die Qualität durchaus mit den besten Vertretern des Genres messen kann. Zum Vergleich, "Saw" kostete nur eine Million – was für ein Unterschied.
"Dead Silence" ist ein sehr guter Horrorfilm, der höhere Wertungen verdient hätte. Leider floppte der Titel in den amerikanischen Kinos; der Geschmack der Kinozuschauer geht vermutlich momentan in eine andere Richtung.
Leider muss ich allerdings noch einen kleinen Minuspunkt an den am Ende stattfindenden obligatorischen Plottwist verteilen. So eine Story-Wendung wäre nicht mehr nötig gewesen, denn so wirkt der Film irgendwie "unrund" und der Zuschauer wird eher verstört vor dem Fernseher sitzen, als das dieses Element für Begeisterung sorgt. Bei Saw hatte das funktioniert, aber hier bei "Dead Silence" ist das völlig unnötig.
Die DVD:
Universal Pictures hat beim Mastern des Films sehr gute Arbeit geleistet. Besonders angenehm ist mir dabei die durchgehend hohe Bildschärfe aufgefallen. Nur manchmal gibt der zu geringe Schwarzwert Anlass zu Kritik, aber bei den vielen verwendeten Filtern und den Bildverfremdungen in fast jeder Szene kann wohl niemandem die Schuld dafür zugesprochen werden. Hauptsache ist, dass bei den vielen nächtlichen Szenen alle Details in den dunklen Bildteilen gut sichtbar dargestellt werden, und das werden sie.
Zufriedenheit konnte bei mir auch der gute Ton erzeugen. Die Dialoge sind immer gut verständlich und die Schockmomente katapultieren sich dynamisch und räumlich ins heimische Wohnzimmer. Der Ton hatte ebenfalls keine nennenswerten Schwächen, die mir aufgefallen wären, sogar die deutschen Synchronsprecher machen ihre Arbeit sehr gut.
~ Tonformate:~
- Deutsch (Dolby Digital 5.1)
- Englisch (Dolby Digital 5.1)
- Italienisch (Dolby Digital 5.1)
- Spanisch (Dolby Digital 5.1)
~ Untertitel: ~
- Deutsch
- Englisch
- Englisch für Hörgeschädigte
- Italienisch
- Spanisch
- Türkisch
~ Extras: ~
- Alternatives Ende
- Alternativer Anfang
- Geschnittene Szenen
- Making of "Dead Silence"
- Mary Shaws düstere Geheimnisse
- Die Entstehung eines Visual Effects
Bei der vorliegenden deutschen Veröffentlichung von "Dead Silence" handelt es sich übrigens um die Unrated Fassung, welche um einige Handlungsszenen, aber auch um einige Effekt-Szenen (die CGI-Zunge) erweitert wurde.
Fazit:
"Dead Silence" ist ein in jeder Hinsicht gelungener Horrorfilm alter Schule, der vor allem durch seine ausgesprochen hochwertige Machart aus der Masse heraus sticht. So stimmungsvolle Sets habe ich in Horrorfilmen schon lange nicht mehr gesehen und auch die Optik beweist, dass "Dead Silence" zu den besseren Vertreten dieses Genres gehört.
Einziger, wirklicher Kritikpunkt und ein Dorn im Auge war für mich der unnötige Plottwist am Schluss des Films. Ansonsten kann ich "Dead Silence" jedem Horrorfan nur ans Herz legen, der nicht unbedingt Blutfontänen oder Folterqualen zum Glücklichsein braucht.
- Redakteur:
- Detlev Ross
Dem jungen Ehepaar Jamie und Lisa Ashen wird eines Abend anonym ein merkwürdiges Päckchen zugestellt: Im Inneren eines alten Transportkoffers liegt eine schön gearbeitete Bauchrednerpuppe. Viel Zeit, sich darüber zu wundern, bleibt nicht, denn kurze Zeit darauf findet Jamie seine Gattin mit brachial aus den Gelenken gerissenem Unterkiefer und ohne Zunge tot im gemeinsamen Bett.
Für Detective Jim Lipton ist der Fall klar: Da nur Jamies Fingerabdrücke in der Wohnung gefunden wurden, glaubt er nicht an einen unbekannten Eindringling, zumal sein Hauptverdächtiger durchblicken lässt, er glaube an ein Mordkomplott oder gar an eine Mitschuld der Puppe. Noch reichen die Beweise für eine Verhaftung nicht aus, was Jamie die Gelegenheit gibt, in seine Heimatstadt zurückzukehren, die er einst nach einem Streit mit seinem Vater verließ.
Der alte Totengräber Henry Walker, der Lisas Leiche im Familiengrab der Ashens bestatten soll, weiß nur zu gut, wie sie zu Tode kam. Seit Jahrzehnten sterben immer wieder Bürger auf diese grausige Weise. Sie gelten als Opfer der Bauchrednerin Mary Shaw, die in ihrer Kunst völlig aufgegangen war und mit ihren 101 Puppen begraben wurde, nachdem sie 1941 mit durchschnittener Kehle gefunden wurde. Jamies Vater Edward kann das Puzzle vervollständigen. Er erzählt von dem kleinen Michael, der Mary Shaw einst auf offener Bühne fauler Tricks bezichtigte; kurze Zeit später verschwand das Kind spurlos. Ein wütender Mob stellte Mary in ihrer Puppenwerkstatt und lynchte sie.
Aber Mary kehrte aus dem Reich der Toten zurück. Sie brachte ihre Mörder um und verfolgt ihre Kinder und Kindeskinder. Vor allem die Ashens stehen auf ihrer Todesliste. Jamie will Rache für Lisa und Marys Terrorherrschaft endlich beenden. Vom hartnäckigen Lipton verfolgt und bedrängt, sucht er das seit Jahrzehnten verlassene "Guignol"-Theater auf, in dem der böse Geist angeblich haust. Er findet mehr, als er verkraften kann - und dabei kennt er noch nicht einmal Marys größten Trick ...
Die Geschichte vom rächenden Gespenst mag altmodisch sein, doch sie funktioniert weiterhin ausgezeichnet, wenn sie so gut erzählt wird wie in unserem Fall. Die Inszenierung wirkt sehr klassisch, bedient sich aber der Techniken des 21. Jahrhunderts, auch wenn diese immer wieder eingesetzt werden, um die Vergangenheit heraufzubeschwören.
Kaum zu glauben, dass "Dead Silence" von jenen Filmemachern realisiert wurde, die auch für das Todesfallen-Spektakel "Saw" verantwortlich zeichnen. (In einer Ecke von Mary Shaws Werkstatt hockt denn auch Jigsaws Dreirad fahrende Mörderpuppe.) Stilistisch gibt es deutliche Verbindungen. Dazu gehört das geschickte Spiel mit Licht und Dunkelheit - "Schwarz" ist ein wichtiges Element dieses Films, denn es ist neben der Stille das Medium, in dem Mary Shaw sich bewegt. Wan versucht sich hier am 'Retro-Look' klassischer Gruselfilme der 1940er und 50er Jahre, ohne sich sklavisch an die Vorgaben zu halten, was anno 2007 auch keine gute Idee gewesen wäre.
Auch die bemerkenswert Ausstattung erinnert an "Saw". Selten sieht man so liebevoll in den Zustand feuchten Moderns versetzte Sets, die nicht selten von erstaunlicher Größe sind. Das "Guignol"-Theater (nomen est omen) ist eine Brutstätte von Fäulnis und Schimmel, die zum Staunen reizt (was gut ist, denn das verhindert Fragen: Wieso wurde das Theater vollständig eingerichtet dem Verfall überlassen? Wieso hat man es ausgerechnet auf dem Boden eines Steinbruchs errichtet?).
Obwohl "Dead Silence" kein Splatter ist, lassen die Horroreffekte an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Viele hübsche Scheußlichkeiten lassen keine Langeweile aufkommen. Überhaupt hat Regisseur Wan ein Händchen für Spielereien. Mehrfach verwendet er Überblendungen, die eigentlich die Illusion der filmischen 'Realität' zerstören müssten, weil sie so eindeutig als Spezialeffekte zu erkennen sind. Stattdessen fügen sie sich in die Handlung ein, die keinen Hehl daraus macht, dass die Kulissen eine Kinowelt widerspiegeln bzw. gar nicht existieren, sondern digital erschaffen wurden.
Gedreht wurde übrigens wieder einmal im kostengünstigen Kanada. Die daraus resultierende Ersparnis kam dem Film sehr zugute. Er wirkt sehr viel 'teurer', als er eigentlich ist. Das "Making-of" zeigt ein Team, das sich seiner Fähigkeiten bewusst ist und das Optimale aus den beschränkten Mitteln herausholt. Nur ganz selten künden nicht unbedingt perfekte Spezialeffekte von finanziellen Beschränkungen.
Die Story selbst ist ihrer Umsetzung nur bedingt gewachsen. Beseelte Puppen haben den Horrorfilm schon sehr oft heimgesucht. Auch das hölzerne Bengele Billy hält sich an bekannte Vorgaben, d. h. rollt mit den Augen, lässt die Kinnlade krachen und taucht überall & nirgends auf, ohne dass gezeigt würde, wie er das schafft.
"Beware the stare of Mary Shaw.
She had no children, only dolls.
And if you see her do not scream,
she'll rip your tongue out at the seam."
So lautet das Gedicht, das sich um den Geist der Mary Shaw rankt. (Jedenfalls im Trailer, während im Film eine andere, reichlich verschwommene Fassung zitiert wird.) Diese vier Zeilen spiegeln akkurat das Geschehen wider.
Eine Geistergeschichte ist anders als ein Splatter auf schauspielerische Leistungen angewiesen, um den gewünschten Gruseleffekt zu erzielen. Gespenster gehen deutlich subtiler vor als Mord-Monster à la Jason Vorhees. Schreien, rennen & sterben ist deshalb nicht genug als Reaktion auf ihr Wirken. Bis auf eine Ausnahme hat Regisseur Wan die richtigen Schauspieler gefunden.
Leider lässt ihn ausgerechnet Hauptdarsteller Ryan Kwanten im Stich. Ihm wird eine breite Palette von Gefühlen abgefordert, die er einfach nicht glaubhaft zu machen vermag. Trauer, Angst, Rachsucht, Überraschung - Kwanten setzt durchweg dieselbe gleichgültige Miene auf.
Glücklicherweise kann Wan sich auf das übrige Ensemble verlassen. Judith Roberts, die hauptsächlich am Theater auftritt, ist eine wunderbare Mary Shaw. Schon ohne Maske wirkt Roberts eindrucksvoll - eine Dame mit scharf geschnittenem Gesicht und ausdrucksstarken Augen, die ihre Bühnenpräsenz gekonnt einzusetzen und ihre gelungene Maske mit untotem Leben zu erfüllen vermag.
Was Ryan Kwanten vermissen lässt, kann Donnie Wahlberg liefern. Wan hat ihn aus "Saw" (Teil II und IV) übernommen und gut daran getan. Jim Lipton ist wunderbar lässig als skeptischer Cop, der seine Vorurteile Stück für Stück über Bord wirft, bis er endlich davon überzeugt ist, dass es Geister wirklich gibt. Wahlberg bietet auch die notwendige Selbstironie. Mehr davon hätte einem Film, der mit den logischen Löchern seines Drehbuchs quasi kokettiert, gut angestanden. (Kann mir jemand die Frage beantworten, wieso der Geist von Mary Shaw den Ashens die Puppe Billy vor die Haustür legt? Wenn sie das kann, könnte sie eigentlich auch selbst zur mörderischen Tat schreiten.)
Gute Schauspielarbeit leistet auch Veteran Michael Fairman als Totengräber, der mehr weiß als für ihn gut ist. Bob Gunton liefert ein Kabinettstückchen als halbtoter Edward Ashen; was sich hinter seiner steifen Art verbirgt, legt Wan in einem wahrlich gelungenen Finalgag offen.
Daten
Originaltitel: Dead Silence
USA 2007
Regie: James Wan
Drehbuch: Leigh Wannell u. James Wan
Kamera: John R. Leonetti
Schnitt: Michael N. Knue
Musik: Charlie Clauser
Darsteller: Ryan Kwanten (Jamie Ashen), Amber Valletta (Ella Ashen), Donnie Wahlberg (Detective Jim Lipton), Michael Fairman (Henry Walker), Joan Heney (Marion Walker), Bob Gunton (Edward Ashen), Laura Regan (Lisa Ashen), Steven Taylor (Michael Ashen), Dmitry Chepovetsky (Richard Walker), Judith Roberts (Mary Shaw), Keir Gilchrist (Henry als Junge), David Talbot (Priester), Steve Adams (Polizist) u. a.
Label/Vertrieb: Universum Pictures Germany (www.universal-pictures.de)
Erscheinungsdatum: 08.11.2007 (Verleih- u. Kauf-DVD)
Bildformat: 16 : 9 (2,40 : 1 anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch)
Untertitel: Deutsch, Italienisch, Spanisch, Türkisch, Portugiesisch, Slowenisch, Hebräisch sowie englische Untertitel für Hörgeschädigte
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 87 min.
FSK: 16
DVD-Features
Zu einem gelungenen Film gibt es gelungene Features: ein alternativer Anfang, ein alternatives Ende und diverse geschnittene Szenen machen den komplizierten Weg von der Idee zum fertigen Film deutlich. James Wans Professionalität wird daran deutlich, dass sämtliche Veränderungen und Kürzungen zur Verbesserung des endgültigen Films beitrugen. Keine der zusätzlichen Szenen hätte "Dead Silence" verbessern können.
Das "Making-of" ist informativ dort, wo Regisseur Wan und das hinter der Kamera aktive Team über die Dreharbeiten berichten. Die Schauspieler ergehen sich dagegen in gegenseitiger Lobhudelei und ungelenker Ankündigung eines Filmklassikers, der "Dead Silence" nicht ist und nicht sein will. Besser gelang das Feature "Mary Shaws düstere Geheimnisse", da es gut nachvollziehbar beschreibt, wie wichtig die Wahl der 'richtigen' Darstellerin für diese Rolle war. Die beste Maske hätte nicht ausgleichen können, was Judith Roberts der Mary-Shaw-Figur gab: eine Intensität, die glauben macht, dass diese Frau den Tod besiegt.
"Die Entstehung eines Visual Effects" beschreibt die subtile aber dennoch aufwändige CGI-Bearbeitung von "Dead Silence" am Beispiel einer kurzen Szene, die Besucher des "Guignol"-Theaters 1941 auf der Brücke zum Eingang zeigt.
- Redakteur:
- Michael Drewniok