Dhoom - Die Jagd beginnt
- Regie:
- Sanjay Gadhvi
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- Indien
1 Review(s)
21.03.2006 | 09:02Wer mit dem Bollywood-Kino ausschließlich rührende Schnulzen und Herzschmerz-Kino verbindet und sich einzig und aleine aus diesem Grund dem weiterhin aufstrebendem Genre verweigert, sollte sich vielleicht mal mit "Dhoom" befassen. In diesem Streifen hat Regisseur Sanjay Gadhvi eine recht bunte Mischung aus reißerischem, amerikanischem Action-Kino und bewährt indischem Charme zusammengestellt, die zu meiner eigenen Überraschung ganz gut funktioniert - vorausgesetzt, man ist der Bollywood-Kultur gegenüber offen!
Story
Schon seit geraumer Zeit treibt in Bombay eine Motorrad-Gang ihr Unwesen und raubt einen Geldtransport nach dem anderen in verblüffend schnellem Tempo aus. Die Polizei kommt immer wieder zu spät und kann von den geschickten Gangstern abgehängt werden. Die anhaltende Raubserie bringt den jungen Kommissar Jai Dixit auf den Plan, der die Täter endlich dingfest machen soll. Sein Problem: Er versteht absolut nichts von Motorrädern. Da kommt ihm die neue Bekanntschaft seiner Freundin gerne recht, denn der gewiefte Ali verdient schon seit einiger Zeit bei illegalen Straßenrennen auf seiner Rennmaschine hohe Preisgelder und kann die entsprechende Erfahrung auf dem Zweirad vorweisen. Der coole Polizist und der aufbrausende Kleinkriminelle raufen sich schließlich zusammen, um gemeinsam gegen die skrupellosen Verbrecher vorzugehen. Allerdings werden sie immer wieder von Neuem auf die Probe gestellt, denn von echtem Teamgeist kann bei dem sehr ungleichen Paar nie wirklich die Rede sein...
Meine Meinung
Keine originelle Geschichte, keine fortschrittlichen Ideen und schon gar keine übermäßig herausragende Action - wäre "Dhoom" mit amerikanischen Schauspielern über den Umweg Hollywood in die Kinos dieser Welt gelangt, wäre die volle Pleite programmiert gewesen. Derartige Filmchen sind schließlich schon zu Genüge über die Leinwand geflimmert.
Doch bei "Dhoom" sieht das Ganze dann dennoch anders aus, denn durch die Einflüsse der indischen Kultur und die herausragenden Schauspieler (vor allem Abhishek Bachchan in der Rolle des Jai) wird die einseitige Rahmenhandlung plötzlich in ein völlig neues Licht getaucht. In seiner Machart ist der Streifen nämlich ziemlich eigen - das wird schon zu Beginn klar, als eine leidenschaftliche, beinahe schon erotische Tanzszene den Plot eröffnet und noch gar nicht erahnen lässt, in welche Richtung sich das Ganze bewegen wird. Zudem begeht der Regisseur nicht den Fehler, durch die Kombination des eigensinnigen Gannoven Ali und des kultivierten Kommissars die x-te Aufbereitung eines schlechten Eddie Murphy-One-Hit-Wonders aufzutischen. "Dhoom" ist in den Dialogen nicht erzwungen komisch; der Wortwitz ist ein anderer, ein besserer und keiner, den man in jeder schlecht gemachten Action-Komödie vorgesetzt bekommt. Das macht den Film jetzt nicht plötzlich zu einem Geniestreich, aber letzten Endes irgendwie doch ganz ansehnlich.
Die Kehrseite ist natürlich das wiederholte Aufgreifen eines bekannten Themas. Ein 'Guter' und ein 'Böser' schlagen sich als Team durch, um die gemeinen Verbrecher einzufangen. Kennt man alles schon, nur der Urpsung hat sich geändert. Den Unterschied macht lediglich die hier weitestgehend ordentliche Umsetzung, die nur in den Action-Szenen einige Mängel aufweist. Die Überfälle zum Beispiel sind recht unmotiviert inszeniert worden und können gegen die aufgeblasenen Vergleichsmomente aus der Traumschmiede Amerikas nichts ausrichten. Irgendwie scheint die Vorstellung von knallharter Action auch eine ganz andere zu sein, ganz so, als würde der eigentliche Dreh- und Angelpunkt nur nötiges Beiwerk sein. Und wenn dann auch noch - wie manchmal geschehen - das Bild in mehrere Abschnitte geteilt wird, nimmt man der hierdurch zu erzeugen versuchten Spannung auch noch den letzten Auftrieb.
Gute Unterhaltung ist "Dhoom - Die Jagd beginnt" aber insgesamt schon, denn von Längen kann in den zwei Stunden, die der Film andauert, nicht die Rede sein, und eine gewisse Spannung - trotz vorhersehbarer Entwicklung - kann man dieser Produktion ebenfalls nicht absprechen. Die ganz große Sause ist dieses Werk allerdings nicht, und es wird auch in vielerlei Hinsicht sehr deutlich, dass man in Bollywood noch nicht über die Ansätze und Möglichkeiten verfügt, um im Bereich des Action-Movies international konkurrenzfähig zu sein. Abschrecken lassen sollte man sich davon aber bitte nicht, denn in dieser Sparte bleibt "Dhoom" einer der ganz wenigen sehenswerten Vertreter.
Die Aufarbeitung der DVD ist indes wirklich gelungen. "Dhoom" ist ein farbenreiches Spektakel, das in der digitalen Fassung wirklich was hermacht. Bunte, prächtige Farben und tolle Kontraste sind die lobenswerten Standards und kommen hier auch vollkommen ohne störende Nebeneffekte aus. Der Ton hingegen wird kaum richtig gefordert. Die Dialoge kommen über die Frontbox, wohingegen im Hintergrund nur bei den Musikeinlagen mehr passiert. Anlass zur Kritik gibt es aber keinen, zumal die Synchronisation - in diesem Fall ein wichtiger Punkt - top ist.
Fazit
"Dhoom" ist auf dem europäischen Markt sowas wie ein Pionierstück aus dem Bollywood-Kino und kann als solides Werk durchaus bestehen. Weil es der Handlung jedoch an wirklich interessanten Ideen mangelt, ist das Ganze wohl eher nur was für das bereits 'eingearbeitete' Publikum des indischen Films, das mit diesem Streifen auch mal andere Seiten des Genres kennen lernt. Mehr als guter Durchschnitt wird einem hier jedenfalls nicht geboten!
- Redakteur:
- Björn Backes