Django - Die Geier stehen Schlange
- Regie:
- Alberto Cardone
- Jahr:
- 1966
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien / Spanien
- Originaltitel:
- Sette dollari sul rosso
1 Review(s)
30.09.2008 | 08:22Guter Rache-Western in prächtigen Farben
Eine brutale Gangsterbande hat Djangos Haus niedergebrannt, seine Frau erschlagen und den gemeinsamen Sohn entführt. Der einsame Rächer macht sich auf die Jagd nach seinem einzigen Kind und dem gefürchteten Sancho, der für die grausame Tat verantwortlich ist. Als Django Sartana, den brutalsten und am meisten gefürchteten Pistolero der Bande, stellt, weiß er nicht, dass er seinem verloren gegangenen Sohn gegenübersteht. (Verleihinfo)
Diese erste Uncut-Fassung ist etwa zehn Minuten länger als die bisherige deutsche Fassung. Es handelt sich um die Nummer sechs der Koch-Media-Western-Collection.
Filminfos
O-Titel: Sette dollari sul rosso (Italien / Spanien 1966)
Dt. Vertrieb: Koch Media (4. April 2008)
FSK: ab 16
Länge: ca. 95 Minuten
Regisseur: Alberto Cardone
Drehbuch: Amedeo Mellone, Juan Cobos, Melchiade Coletti
Musik: Francesco de Masi
Darsteller: Antonio De Teffe (= Anthony Steffen, Django), Fernando Sancho (Der Schakal), Spartaco Conversi, George Mataro, Franco Gula, Renato Terra, Elisa Montes, Alfredo Varelli, David Mancori, Bruno Carotenuto, Roberto Miali (= Jerry Wilson als "Jerry Ashley"), Annie Giss, Nino Musco, Franco Fantasia, Miriam Salonicco, Jose Manuel Martin, Loredana Nusciak (Emily), Gianni Manera
Handlung
Während Johnny Ashley, genannt Django, noch im Krieg ist, überfallen die Banditen des "Schakals" das Haus seiner Familie. Sie erschießen seinen Vater und seine Frau, ein Indianer-Halbblut. Auf den roten Rock der Toten wirft der Schakal sieben Silberdollars, damit sich Johnny eine neue Frau kaufen kann. Den kleinen Sohn der Toten lässt er jedoch mitnehmen, damit ihn seine Lebenspartnerin Rosaria wie seinen eigenen Sohn aufzieht.
Als Johnny nach Hause zurückkehrt, findet er nur zwei Leichen, aber keinen Sohn vor. Wer hat diese Schandtat begangen? Er schwört Rache, bis er die Übeltäter zur Strecke gebracht hat. Als er am Teufelspass auf die Spuren eines kürzlich erfolgten Kutschenüberfalls des Schakals stößt, gelingt es ihm, einen der Räuber zu verfolgen und in einer aufgegebenen Mine zu stellen. So erfährt er ein paar weitere Einzelheiten, doch muss er den Mann erschießen. Der angegebene Unterschlupf des Schakals ist leider leer - der Vogel ist ausgeflogen.
16 Jahre der vergeblichen Suche vergehen, bis Johnny wieder auf den Schakal stößt. Zunächst hat er keine Ahnung, mit wem er es zu tun hat. Es ist sein Sohn Jerry, der inzwischen zum Stellverteter seines "Vaters" herangewachsen ist. Jerry und sein Mentor befreien Johnny aus den Händen von Cowboys, die ihn schikanieren. Um sich zu erholen, begibt sich Johnny in die Stadt Wishville. Der Saloon wird von seiner Freundin Emily (Loredana Nusciak) geleitet, und deren Schwester Marie tritt als Sängerin auf. Emily bittet ihn zu bleiben. Johnny will sich jedoch erst zur Ruhe setzen, wenn er seinen Sohn gefunden und seine Frau gerächt hat.
Der Schakal hat es mit seiner Bande auf die Bank von Wishville abgesehen, sein "Sohn" Jerry jedoch auf die fesche Sängerin. Diese, ein wenig naiver und lebenshungriger als ihre große Schwester, sehnt sich nach der Liebe eines Mannes, und Jerry kommt ihr wie gerufen. Als sie jedoch Jerrys Gespräch mit dem Bandenführer belauscht, erkennt sie entsetzt, wie sehr sie sich in ihrem Galan getäuscht hat. Doch die Kutschenfahrt zurück in die Stadt tritt sie nicht unbemerkt an, noch beendet sie die Fahrt unverletzt. Sie stirbt in den Armen Johnnys, doch nicht ohne ihn zuvor gewarnt zu haben. Johnny ist inzwischen die Schutztruppe der Bank geworden.
Es kommt zur unausweichlichen Konfrontation zwischen Johnny Ashley, seinen "Hilfssheriffs" und der Bande des Schakals. Besonders tragisch verläuft allerdings sein Duell mit Jerry, weiß er doch nicht, dass er es mit seinem Sohn zu tun hat.
Mein Eindruck
Anthony Steffen trat insgesamt sechsmal als einsamer Rächer Django auf, doch in diesem Streifen wird er kein einziges Mal "Django" genannt, sondern stets nur Johnny. Der Regisseur Alberto Cardone nannte sich Albert Cardiff, und der Darsteller des Jerry Ashley, Roberto Miali, legte sich den Namen Jerry Wilson zu. Merke: Die Italo-Western sollten im internationalen Verleih nicht sofort als solche zu erkennen sein, sondern wie ihre amerikanischen Vorbilder wirken. Alles nur Tarnung, aber sie funktionierte.
Wie schon Wolfgang Luley, der Autor des Essays, bemerkt, zählt auch dieser Django-Streifen zu den Rache-Geschichten, von denen es drei Typen gibt: a) ein Verstorbener oder ein Raub wird gerächt wie in "Spiel mir das Lied vom Tod", b) das Kain-und-Abel-Motiv wie in "Zwei glorreiche Halunken", und c) der Familienkonflikt wie in "Für eine Handvoll Dollar" - allesamt Sergio-Leone-Filme.
Doch selbst wenn Django die Bösewichte reihenweise abzuknallen scheint, so folgt sein Werdegang doch einem Muster. Wie King Lear ist er nach langer vergeblicher Suche in der Wildnis zurück in die Zivilisation gekommen, nur um dort die Wahrheit zu erfahren, die er zuvor verkannt hat: Dass sein gesuchter Sohn in Wahrheit der Vizechef der Schurken geworden ist. Statt sich zu läutern und an Emilys Seite niederzulassen, lässt er jedoch seine Rache nicht ruhen. Einer nach dem anderen muss er die Gegenseite niederkämpfen.
Dabei geraten die Duelle zu epischen Schaukämpfen, voller Wut und Pein. Der Kampf gegen den Schakal, den Mörder seiner Frau, ist von größter Härte auf beiden Seiten gekennzeichnet, denn der Schakal schenkt ihm nichts. Dafür hält sich Django gegenüber seinem wahren Sohn Jerry auffällig zurück, so dass sich dieser wundert, warum der Revolverheld nicht endlich zu seiner Knarre greift. Statt eines Pistolenduells gibt es nun einen Faustkampf, in dem ein Messer, die Waffe der Heimtücke, eine besondere Rolle spielt.
~ Die Musik ~
Man kann sich wirklich nicht beschweren über den Unterhaltungswert dieser zwei Showdowns. Noch stark erhöht wird die Wirkung des gesamten Films durch die fabelhafte Musik Francesco de Masis. Zu diesem Komponisten enthält die DVD eine 40 Minuten lange Featurette, die empfehlenswert ist. De Masi nahm seine Filmmusik wirklich ernst und konstruierte Themen und Kontrapunkte mit fast mathematischer Präzision. Einige Motive nehmen sogar John Williams' berühmte Motive für "Krieg der Sterne" vorweg, und das schon elf Jahre vorher.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Widescreen (2.35:1 - anamorph)
Tonformate: D in DD 2.0, Italienisch in DD 2.0
Sprachen: D, Italienisch
Untertitel: D
EXTRAS:
1) Original-Kinotrailer
2) Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
3) Essay im DVD-Pack
4) Featurette "Cinevento 2007: In Memory of Francesco De Masi"
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des digital überarbeiteten Bildes ist fabelhaft und makellos. Die Farben wie etwa die des roten Indianerkleides sind strahlend und satt. Was noch fehlt, sind weitere solche Motive, beispielsweise die Canyons im Monument Valley. Der Ton ist von guter, wenn auch nicht überragender Qualität, liegt aber immerhin in Stereo statt nur Mono vor.
1) Original-Kinotrailer
Es gibt zwei davon. Der deutsche Trailer (2:55) zeigt ein furchtbar verrauschtes Bild, quasi zur Abschreckung. Im Vergleich dazu erscheint die Bildqualität des italienischen Trailers (3:01) wie das Paradies, obwohl die Bilder die gleichen sind. Beide Trailer sind jeweils in der Landessprache kommentiert.
2) Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Die Diaschau, die der Zuschauer selbst steuert, umfasst internationale Filmplakate, Plattenhüllen, Aushangbilder und ein schwarzweißes, deutsches Filmheft.
3) Essay im DVD-Pack
Auf den Essay Wolfgang Luleys habe ich bereits hingewiesen. Er liefert alle nötigen Infos und nimmt eine kenntnisreiche Typisierung der drei Rachemotive vor, wobei er nicht vergisst, Belege aus der Filmgeschichte anzuführen.
4) Das Hauptstück des Bonusmaterials ist jedoch die Featurette "Cinevento 2007: In Memory of Francesco De Masi" (40:35). Der Sohn und der Enkel des fleißigen italienischen Filmkomponisten (er schrieb über 300 Musiken) ehren ihren Vorfahren mit einem Festival namens Cinevento, das sie im Ort seiner letzten Ruhestätte veranstalten, in der Stadt Rocca Priora. Sogar deren Bürgermeister Franco Spoto meldet sich zu Wort.
Das Festival hat sich dem Genrefilm verschrieben, zeigt entsprechende Neuproduktionen, ehrt aber auch die alten Meister wie Lamberto Bava (Sohn des Horrorregisseurs Mario Bava) und Umberto Lenzi. Beide erzählen relevante Anekdoten, die mit De Masi zusammenhängen, beispielsweise mit dessen Wirken in den USA ("McQuade der Wolf").
Auch die Musiker, die mit und für De Masi arbeiteten, haben einen Auftritt. Besonders gefiel mit der des betagten Gitarristen Alessandro Alessandroni. Auch die Mundharmonika von Franco de Gemini erklingt wie in fast allen Westernmusiken De Masis. Der Trompeter Michele Laceranza, verantwortlich für den auffälligen Film-Sound von "Die Geier stehen Schlange", ist leider nicht dabei. Diese Filmmusik gibt es auf LP und CD.
Höhepunkte dieser Dokumentation sind sicherlich die Auftritte des Meisters selbst. Er berichtet, wie zur Filmmusik kam und was ihn dabei antrieb, wie er an die Arbeit heranging. Am Schluss verabschiedet er sich mit einem Piano-Instrumental. Insgesamt ist die Featurette eine runde, abwechslungs- und facettenreiche Dokumentation geworden, die man gerne öfters ansieht.
Unterm Strich
Dieser Italo-Western ist zwar kein Fressen für die Geier, sondern ein eher durchschnittlicher Film, aber er hat einen sorgfältig vorbereiteten doppelten Showdown. Der Rachefeldzug endet ausnahmsweise tragisch für den Helden. Die mitreißende Filmmusik ist besonders hervorzuheben. Das Remastering durch den Verleih verleiht dem Bild prächtige Farben und gestochen scharfe Konturen. (Abschreckendes Gegenbeispiel: der deutsche Trailer!)
Das Bonusmaterial weiß insbesonders durch eine abwechslungs- und kenntnisreiche Doku zu überzeugen. Allmählich setzt sich in Kreisen der Filmfreunde die Erkenntnis durch, welch gute Arbeit damals trotz der Massenproduktion geleistet wurde. Der Sohn De Masis weiß dies gebührend hervorzuheben. Es besteht Hoffnung, dass sein Sohn wiederum die gute Arbeit De Masis fortsetzt. So etwas nennt man Tradition.
Fazit: ein Volltreffer.
- Redakteur:
- Michael Matzer