Drop Out
- Regie:
- Beatrice Manowski
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Drop Out
1 Review(s)
25.01.2008 | 16:35Einführung:
Es gibt sie ja wirklich nicht sehr zahlreich - kleine Indie-Produktionen, die mit viel Enthusiasmus und einer großen Portion Liebe zum Detail gefertigt werden. Auf DVD findet man solche "No-Budget"-Filme dann leider noch seltener.
Dabei gibt es gerade in diesem Segment so Einiges, das sich zu entdecken lohnt. Hinter solchen Filmen stehen meistens echte Filmfreunde, die ihr letztes Hemd dafür geben würden, einen Film nach ihren Vorstellungen zu inszenieren - meistens merkt das der Zuschauer den Werken dann eben auch an. Deshalb stört es mich dann persönlich auch nicht, dass vielleicht die technische Seite etwas "improvisiert" wirkt. Filme von Filmfreunden für echte Filmfreunde eben.
Aus oben genannten Gründen hat es mich dann natürlich ganz besonders gefreut, dass sich Epix einem solchen handgemachten Film aus deutschen Landen angenommen hat. "Drop Out" sollte laut Pressemitteilung eine wilde Mischung aus Trash, Sleaze, Krimi und Satire sein. Eine Mischung, die mich sehr neugierig auf den Film gemacht hat - genau meine Kragenweite. Leider konnte "Drop Out" die hohen Erwartungen, welche ich aufgrund dieser Aussagen in ihn gesetzt hatte, nicht ganz erfüllen.
Trash? Nicht wirklich.
Krimi? Ja, sogar ein moderner Film-Noir.
Blutig? Ein wenig.
Aber dafür viel nackte Tatsachen.
Daten:
Regie: Beatrice Manowski, Wolfgang Büld
Buch: Wolfgang Büld, Beatrice Manowski
Darsteller:
Beatrice Manowski als Marion Niplowski (Nippelsuse)
Erdal Yildiz als Bulle
Axel Pape als Louis
Martina Schießer als Karin Semmelrogge
Robert Viktor Minich als Micky
Lars Pape als Bodybuilder
Barbara Philipp als Ann Katrin
Péter Horkay als DJ
Neal Wach als Nils
Jürgen Görlitz als Dr. Jürgen
István Horkay als Hausmeister
Alexander Fialski als Nils Sohn
Andrea Schempp als Rita
Originalmusik: M. Sid Behrend, Zzup Comanche, Lennart Krarup
Kamera: Uwe Bohrer
Schnitt: Matthias Morick, Magdolna Rokob
Ton: Pierre Brand, Martin Langenbach
Zitate aus dem Presseecho:
"wagt frisch und frech neue Wege des filmischen Erzählens" - zitty
"Der Film ist ein Klasse-Rap, der rücksichtslos alles zershreddert - nur nicht sein eigenes Leben" - Der Tagesspiegel
Handlung:
Marion Niplowski (Beatrice Manowski) hat endgültig die Nase voll! Ihr drogenabhängiger Freund bekommt keinen mehr hoch und behandelt sie wie den letzten Dreck. Daher packt die Vernachlässigte ihre sieben Sachen und haut aus der gemeinsamen Wohnung einfach ab. Zuerst weiß Marion nicht so recht wohin, doch kurz darauf hat sie die zündende Idee: Einfach ein Büro mieten, das ist billig, aber es hat auch nur einen Raum. Für ein paar Wochen, bis wieder Geld in die Kasse kommt, wird das aber sicher reichen. Der Hausmeister - gleich misstrauisch - fragt die junge Frau, um was es sich bei ihrem Unternehmen denn handeln würde. Auf die Schnelle fällt ihr nur etwas ein: Sie ist Privatdetektivin und das neue Domizil sind ihre Geschäftsräume.
Eigentlich als Notlüge gestartet, hat Marion aber mit ihrer Detektei mehr Erfolg als ihr lieb ist. Der erste Kunde steht vor der Türe. Sie soll einer Frau die Untreue nachweisen, Auftraggeber ist ihr Freund (Lars Pape), der auch gleich einen Vorschuss von 1000 Mark hinterlegt. Das Geld kann Marion natürlich gut gebrauchen, weshalb sie dann auch ohne groß zu überlegen den Fall kurzerhand annimmt.
Als "Privatdetektivin Niplowski" die zu überwachende Frau verfolgt, kommt sie sehr schnell hinter deren Geheimnis. Sie ist lesbisch veranlagt und feiert mit ihren Gespielinnen wilde Drogenparties. Um diese pikanten Details vor ihrem Freund geheim zu halten, verschwindet sie eben manchmal für einige Zeit spurlos.
Marion will aber mehr wissen. Sie schleicht sich bei einer dieser Lesbenparties ein, doch diese nimmt leider einen anderen Verlauf wie geplant - sie steht plötzlich vor der Leiche der zu observierenden Frau. Nackt und noch mit einem Umschnall-Dildo bewaffnet, flüchtet sie auf die Straße.
Niplowski meldet den Mord der eintreffenden Polizei, trotzdem gilt sie als Hauptverdächtige. Jetzt muss sie ihren eigenen Fall aufklären um nicht ins Gefängnis zu wandern...
Kritik:
Manchmal muss man ja als aufgeschlossener Filmfreund so Einiges mitmachen, wenn man bei der Suche nach ungewöhnlichen Filmen auf Independentwerke wie "Drop Out" stößt. Es ist schon klar, dass bei einer "No Budget"-Produktion Abstriche bezüglich der schauspielerischen und technischen Qualität gemacht werden müssen, doch was den Inhalt oder die Handlung betrifft, habe ich in der Vergangenheit schon einige Perlen in der Riege dieser handgemachten Filmen gefunden. Interessant ist "Drop Out" zugegebenermaßen auch, hat man zumindest die ersten quälenden Minuten erst einmal überstanden, doch ein wahres Vergnügen war der Film dann trotzdem nicht.
Doch zunächst zu den Machern. Regie führte bei dieser eher in der Amateur-Underground-Ecke anzusiedelnden "No Budget"-Produktion Beatrice Manowski, die Indie-Fans vielleicht schon aus "Nekromantik" oder auch Serien-Fans aus der etwas primitiven TV-Serie "Und Tschüss" bekannt sein dürfte. Zusammen mit Regisseur Wolfgang Büld ("Manta Manta", "Love Sick"), der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, hat sie nun also als Erstlingswerk "Drop Out" geschaffen - ein experimentell angelegter Film, der gleichzeitig eine Hommage an den klassischen Film Noir darstellen soll, aber auch Doku-ähnliche Züge trägt (technisch ähnelt die Machart dem "Bair Witch Projekt"). Diesen schwierigen Spagat erreicht die frisch gebackene Regisseurin mittels Flashback-Sequenzen, die durch den Einsatz einer unscharfen, verwackelten Handkamera auf "authentisch" getrimmt wurden. Daraus entsteht eine Art Videotagebuch der Privatdetektivin, aus dem der Zuschauer die weiter zurückliegenden Handlungsteile erfährt. Einige Szenen wirkten mit ihrem Spiel von Licht und Schatten wie ein alter Humphrey Bogart-Film, hier allerdings in Farbe. Dazu graphische Elemente, dann noch die von den Drogen verursachten Halluzinationen. Dies alles wurde von Beatrice Manowski und ihrem Kameramann Uwe Bohrer sehr gut und interessant in Bilder verwandelt. Diese Elemente sind der positive Aspekt, den ich bei diesem Film loben möchte: Die Optik und die gute, innovative Kameraarbeit, sowie die Idee mit dem Videotagebuch. Da gibt es wenig zu bemängeln, Experiment gelungen.
Doch das waren dann leider auch schon die einzigen positiven Elemente in "Drop Out", denn es gibt wirklich sehr viel Negatives an diesem Film zu kritisieren. Den schwersten Fehler hat aber nicht die Regisseurin zu verantworten, sondern der für den Ton verantwortliche Mitarbeiter, auch Toningenieur genannt (ich will diesen Ausdruck bei diesem Film aber nicht gebrauchen, denn von seinem Fach hatte der Kollege nur wenig Ahnung). Dank der missratenen Leistung dieses Mannes klingen die Dialoge extrem dumpf, die Umgebungsgeräusche und die Musik sind im Vergleich zu den Dialogen derart laut, dass der Zuschauer so gut wie nichts versteht. Ich schätze, ich habe etwa ein Drittel des Films immer hin- und herspulen müssen, um vielleicht doch noch ein paar Fragmente der wichtigen Dialoge zu verstehen. Man kann sich die dargebotene Tonqualität vielleicht so vorstellen: Man nehme zwei Kopfkissen, drücke sich diese auf die Ohren und versuche eine nuschelnde Person mit einem Socken im Mund zu verstehen - dabei noch laute Musik im Hintergrund. Fast unmöglich? Aber genau so klingt der Ton bei "Drop Out". Bei diesen "Verhältnissen" konnte ich der Handlung natürlich leider nicht immer folgen. Gerade dieser Mangel hat mich dann an "Drop Out" auch am meisten genervt, weil heutzutage jeder PC-Besitzer mit dem eigenem Mischpult bessere Ergebnisse zustande bekommen würde, als diesen Murks-Ton in diesem Film. Unnötig...
Versteht der Zuschauer dann doch einmal ein paar Sätze einwandfrei, dann kommen gequält-lustig konstruierte Dialoge zum Vorschein. Auf cool getrimmt und irgendwie unwirklich, nicht in den Film passend. Zwar funktionieren bei "Drop Out" einzelne Szenen sehr gut und wären für sich genommen auch lustig und gut gefilmt, doch hat Beatrice Manowski über diese Detailverliebtheit in den einzelnen Szenen, den Zusammenhang und damit den spannenden Aufbau des Films vollkommen aus den Augen verloren. So hopst der Film von (gelungener) Szene zu Szene, ohne dass die Handlung davon profitieren würde. Spannung kann so zu keiner Zeit aufkommen. Ebenfalls schade.
Ein weiterer schwerer Brocken, den der Zuschauer dann noch schlucken muss, ist die fürchterliche Qualität der Schauspieler. An erster Stelle muss ich Beatrice Manowski nennen (als Marion Niplowski, die übrigens auch als "Nippelsuse" bekannt ist, weil sie im Film immer wenn sie nachdenkt, an ihrem Nippel herumspielt - das aber nur nebenbei). Ihre Leistung erreicht nicht einmal Serienniveau, das sogar die anderen Schauspieler gerade noch aufweisen könnten. Also ist die Hauptdarstellerin gleichzeitig die schlechteste Darstellerin - für Spaß beim Zuschauer sorgt das natürlich nicht gerade, der finale Todesstoß für diesen Film.
Und genau diese Kombination aus schlechtem Ton, zusammenhangsloser, holpriger Inszenierung, gequält-witzigen Dialogen und schlechter darstellerischer Leistung der Hauptdarstellerin vernichtet den Film auf ganzer Linie.
Das hat jetzt aber absolut nichts damit zu tun, dass es sich bei "Drop Out" um eine Billig-Produktion handelt. Nein, die Zutaten wären schon für einen guten Film in Ordnung gewesen. Eine interessante Geschichte, mit modernen Film-Noir-Elementen, dazu die innovative Kameraarbeit und das unverbrauchte Element des Videotagebuches. Alles Zutaten, die für einen gelungenen und unterhaltsamen Film im Indie-Segment gereicht hätten. So wurde aber dann doch nichts draus, fast ungenießbar ist "Drop Out" geworden. Fans wird der Film aber dennoch finden, denn ein paar "kultige Sprüche" und denkwürdige Szenen hat "Drop Out" dann trotzdem zu bieten. Oder in welchem Film sieht man schon eine Darstellerin beim Nachdenken mit ihren Nippel spielen, oder wo sieht man schon Darstellerinnen mit einem wippenden Umschnall-Dildo die Treppe hinunterhüpfen?
Ach ja, warum ist der Film nun "ab 18 Jahren" eingestuft? Ist er wirklich so hart geraten? Nun ja, der unbedarfte und exzessive Umgang mit Drogen und vor allem kein warnender Zeigefinger dürften wohl der Prüfungskommission etwas missfallen haben. Daher hier von mir, in aller Deutlichkeit: "Drogen sind böse - passt bloß auf, sonst geht es euch so wie Nippelsuse".
Die DVD:
Schön, dass man sich bei Epix auch solcher kleinen Indie-Streifen annimmt. Die Bildqualität lässt sich aufgrund des, durch die billige Produktionsmethoden verwendeten Ausgangsmaterials, nicht leicht beurteilen. Unscharf und einfach schlecht, mit vielen Bildfehlern - doch mal ehrlich, was wollte man bei diesem Film anders erwarten? So pendelt sich die Bildqualität auf einem Niveau ein, das der geneigte Hobbyfilmer von seinen eigenen Aufnahmen kennen dürfte. Eben eine "No Budget"-Produktion.
Bei der Tonbewertung (Deutsch, Dolby Digital 2.0) gebe ich den "Schwarzen Peter" direkt an den Tontechniker des Films weiter. Epix kann man wegen der mangelnden Qualität (zu leise, schwer verständliche Dialoge, zu laute Geräusche und Musik, dumpfer Klang, ohne Höhen) sicher keinen Vorwurf machen. Allerdings wären gerade in dieser Hinsicht deutsche Untertitel wünschenswert gewesen, weil diese einige Passagen der Handlung für den Zuschauer deutlicher verständlich gemacht hätten.
Die Extras:
- die kürzere, englische Fassung des Films (Deutsch mit engl. Untertiteln, knapp 90 Minuten)
- Interviews mit Beatrice Manowski (20 Minuten), Kameramann Uwe Bohrer (6 Minuten)
- Fotogalerien
- Epix. Trailershow
Für so einen Film ist die Quantität der Extras lobenswert hoch ausgefallen.
Fazit:
"Drop Out" hätte durchaus die Zutaten für einen gelungenen und ungewöhnlichen Neo-Film-Noir gehabt. Einige Zutaten haben mir sehr gut gefallen, wie z.B. die innovative Kameraführung, Schnitt und die ganze Geschichte. Leider haben die wirklich eklatanten Fehler und Mängel die ganzen positiven Eindrücke wieder völlig zunichte gemacht. Hauptmanko war die Tatsache, dass ich etwa ein Drittel des Films akustisch rein gar nichts verstanden habe. Dann noch die fürchterlich dilettantisch dargestellte Hauptfigur - den Rest an positiven Eindrücken vernichtete die auf einzelne Szenen ausgerichtete, und dadurch sehr holprige Erzählstruktur. Ich kann somit abschließend sagen, dass ich den Film nicht gut fand, trotz den paar wenigen, wirklich witzigen Szenen.
Ich erkenne jedoch wohlwollend an, dass der Film mit viel Liebe hergestellt wurde. Seine Käufer wird "Drop Out" aber trotzdem finden - leider ist ja die Auswahl an Indie-Filmchen dieser Art nicht allzu groß. Wer also gegen Mainstream-Hollywoodproduktionen allergisch ist und gerne einmal einen ungewöhnlichen, handgemachten Film aus deutschen Landen sehen möchte, zusätzlich seine Erwartungshaltung auf das gebotene Niveau einstellen kann, der wird hier sicher einen interessanten Vertreter der Art "Undergroundmovie" finden. Allein die Optik und die Machart sind schon einen Blick wert - einzelne Szenen sind wirklich sehr gut gemacht. Alle anderen Zeitgenossen sollten lieber das Weite suchen.
- Redakteur:
- Detlev Ross