Duell - Enemy at the Gates
- Regie:
- Annaud, Jean-Jacques
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Kriegsfilm
- Land:
- USA / Germany / UK / Ireland
- Originaltitel:
- Enemy at the Gates
1 Review(s)
28.07.2004 | 15:30Stalingrad, 1942: Hitlers 6. Armee ist auf dem Vormarsch und Stalin lässt aus allen Ecken der Sowjetunion "Freiwillige" herankarren, um in "seiner Stadt" Widerstand zu leisten. Zu diesen Zwangsverpflichteten gehört auch der aus dem Ural stammende Bauernsohn Vassili Zaitsev (Jude Law). Als sein Landungsboot eine Gruppe vor Angst und Kälte zitternder Rekruten an das Stalingrader Ufer der Wolga spuckt und er mit ansehen muss, wie nur jeder zweite Rekrut eine Waffe in die Hand bekommt, sehen seine Überlebenschancen reichlich mager aus. Beim Sturm auf den roten Platz stirbt der Großteil seiner Gruppe im feindlichen Feuer - und die wenigen Überlebenden beim Rückzug im eigenen Feuer. Als einziger Überlebender rettet er nicht nur dem Politkommissar Danilov (Joseph Fiennes) das Leben, sondern erledigt dabei eine Gruppe deutscher Soldaten inklusive eines hochrangigen Offiziers - und wird zum Dank zum Helden hochstilisiert und vor den kampfmoralischen Karren gespannt, der aus dem Dreck gezogen werden muss, um Stalingrad zu halten. Zaitsev wird zur Scharfschützeneinheit versetzt und bald eilt ihm sein Ruf voraus. Die deutschen setzen daher ihren besten Scharfschützen auf ihn an, Major König (Ed Harris), einen bayerischen Adligen und den Leiter der Scharfschützenausbildung.
Während Stalingrad weiter in Schutt und Asche fällt, entbrennt zwischen Zaitsev und König eine persönliche Fehde, die Danilov geschickt als wahrgewordenen Klassenkampf vermarktet. Doch neben der Fehde mit König hat Zaitsev bald einen persönlichen Nebenkriegsschauplatz: Tania (Rachel Weisz), eine gebildete und attraktive Soldatin, für die sich auch Danilov interessiert.
Es muss ja beinahe schon lobend erwähnt werden, wenn ein Film mit der Thematik des zweiten Weltkriegs sich nicht mit amerikanischen oder britischen "Heldentaten" befasst, sondern an einem anderen Schauplatz spielt. So war es sicherlich etwas gewagt, als Kriegsschauplatz die russische Front zu wählen. Wenn man jetzt auch noch berücksichtigt, dass dank des Massakers der Russen an ihren eigenen, sich zurückziehenden Leuten, die Gut- und Böse-Verteilung mal nicht eindeutig zu Ungunsten der Deutschen ausgefallen ist, dann verdient dieser Film allein dafür schon Anerkennung und Beachtung.
Aber auch darüber hinaus ist dieser Film überaus sehenswert. Die Geschichte des Kriegshelden spaltet zwar die Historiker, denn bis heute konnte nicht nachgewiesen werden, ob es tatsächlich jenen Major König gab und ob Zaitsev ihn (oder überhaupt jemand vergleichbaren) in Stalingrad getötet hat, aber Zaitsev selbst ist Realität, Träger des Lenin-Ordens und sowjetischer Kriegsheld aus jenen Tagen, mit über 400 bestätigten Abschüssen zum Ende des Krieges. Unabhängig von diesen historischen Fakten ist die erzählte Geschichte aber spannend und durchaus auch unterhaltsam und das sollte für einen guten abendfüllenden Spielfilm - und "Duell - Enemy at the Gates" ist genau das, keine Dokumentation - ausreichen.
Im wesentlichen gibt es an diesem Film nichts zu bemängeln. Die Bilder sind teilweise grausam und schonungslos, die Stimmung düster, verzweifelt und verdreckt, aber das alles gehört zum Erlebnis dieses Films dazu, ganz wie der hervorragende Cast. Jude Law scheint die Rolle des ungebildeten, aber ehrlichen und anständigen Bauernjungen, der mit seiner eigenen Popularität schlicht überfordert scheint, auf den Leib geschnitten zu sein. Auch Ed Harris spielt den deutlich bedächtigeren, nachdenklichen, grüblerischen deutschen Major überaus überzeugend. Und auch die "kleineren" Rollen sind mit Leuten wie Bob Hoskins als Nikita Sergejewitsch Chrustchov überaus geschickt besetzt.
Als kleine Randnotiz sei angemerkt, dass es tatsächlich einen deutschen Anteil an diesem Film gibt. So wurde ein Teil des Films in den neuen Bundesländern gedreht und auch in der Besetzungsliste finden sich einige durchaus bekannte Namen, etwa Hans Martin Stier, Markus Majowski, Matthias Habich oder Robert Stadtlober, der als Österreicher immerhin dem deutschsprachigen Raum entstammt.
Die DVD ist gut mit Extras bestückt. Ein 20-minütiges "Making of", ausführliche und überaus lesenswerte Produktionsnotizen, sowie Bio- und Filmografien inklusive Statements von Cast & Crew finden sich da. Verschiedene Deleted Scenes runden das ganze ab, sollten aber nur sehr aufmerksam genossen werden, da die Darsteller entweder Schützengraben-Nuscheln oder aber vom Geschützfeuer übertönt werden und die Szenen weder untertitelt, noch synchronisiert wurden.
Eine englische DD-5.1-Tonspur sowie deutsche Tonspuren in DD 5.1 und dts 5.1 lassen in dieser Hinsicht kaum Wünsche offen.
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann