Duft von Lavendel, Der
- Regie:
- Charles Dance
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Ladies in Lavender
1 Review(s)
10.01.2008 | 18:30Einführung:
Beim Stöbern in meinem DVD-Laden fiel mir ein lilafarbenes Cover auf, auf dem Judy Dench und Daniel Brühl als Schauspieler genannt wurden. Vom Titel "Der Duft von Lavendel" hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt aber weder etwas gehört noch gelesen. Also schnell den Titel notiert und zu Hause nachgeforscht, um was es sich dabei handelt.
Im Internet habe ich dann durchweg gute Kritiken zu diesem Film gelesen. Deswegen habe ich dann bei meinem nächsten Besuch des Ladens auch zugegriffen. Ein paar Tage später fand ich dann endlich die Zeit und die Muse, diesen ruhigen Film mit gebührender Aufmerksamkeit anzusehen.
Handlung:
Die Story beginnt in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zeitlich befinden wir uns kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges an der stürmisch-rauen Küste Cornwalls. Dort leben die beiden älteren Schwestern Ursula (Judy Dench) und Janet Widdington (Maggie Smith) ein ruhiges und geregeltes Leben. Zwei ältere Damen eben, die mit ihrem Leben zufrieden sind, aber nichts Spektakuläres erleben.
Doch diese beschauliche Ruhe wird jäh gestört, denn nach einem der für diese Region typisch zahlreichen Stürme liegt ein junger Mann am Strand, den die beiden Damen notgedrungen zu sich nach Hause holen um ihn gesund zu pflegen.
Bei dem jungen Mann handelt es sich, wie sich erst später herausstellt, um den jungen polnischen Violinisten Andrzej (Daniel Brühl), der zum Leidwesen der älteren Damen fast kein Wort Englisch spricht.
Während er gesund gepflegt wird, lehrt ihm Ursula nicht nur die Sprache, sondern sie entwickelt auch eine große Zuneigung zu ihm. Aber auch in Janet regen sich plötzlich wieder längst verloren geglaubte Gefühle. Andrzej muss bei ihnen bleiben – soviel steht fest. Also wird er gehegt und gepflegt, so gut es eben geht.
Doch als Andrzej wieder laufen kann, lernt er auf einem Dorffest eine schöne junge Frau kennen, die auch sehr großen Gefallen an dem jungen Musiker findet. Eine weitere Rivalin hat das Schlachtfeld betreten.
Kritik:
Ich hatte ja schon ein paar Bedenken, als ich die DVD von "Der Duft von Lavendel" gekauft habe, denn eine dramatische Komödie mit älteren Damen in der Hauptrolle ist normalerweise nicht so ganz mein Fall. Die beiden Hauptdarstellerinnen haben mich aber dann doch neugierig gemacht – besonders Judy Dench halte ich für eine der derzeitig besten noch aktiven Schauspielerinnen alter Schule.
Alle Bedenken wurden aber bereits in den ersten Minuten des Films ausgeräumt, denn die atmosphärisch dichte Erzählweise und die sympathischen Charaktere des Films zogen mich sofort in ihren Bann. Dabei ist das Thema des Films eigentlich gar nicht so lustig, wie man aufgrund der Handlungsbeschreibung annehmen möchte. Der Film geht nämlich ein Thema an, das in unserer modernen Gesellschaft oft totgeschwiegen wird – ja, es ist sogar fast ein Tabuthema.
Ältere Menschen und ihre Gefühle. Immer muss alles hipp und modern sein. Irgendwie hat man den Eindruck, Menschen jenseits der 40 sind nur noch eine Last und werden von den Jüngeren nur noch geduldet. Ihnen billigt man einfach keine Bedürfnisse zu – dies gilt insbesondere für das Verlangen nach einer intimen Beziehung, besonders zu jüngeren Partnern. Das gehört sich einfach nicht.
Und genau an diesem Knackpunkt setzt der Film dann auch an. Selbst die beiden Damen wollen sich solche Gefühle nicht zugestehen – es darf einfach nicht sein. Doch schließlich brechen die Emotionen der beiden Schwestern durch und sie sind im Werben um den jungen Geigenvirtuosen nur noch Rivalinnen. Sehr schön gespielt und eine wahre Freude zuzusehen. Zu meiner Freude brilliert die in ruhigen Bildern erzählte Geschichte zusätzlich durch ihre dichte Atmosphäre, auch wenn die Handlung etwas vorhersehbar und relativ einfach gestrickt ist. Dazu trägt dann auch die wildromantische Location der rauen Küste Cornwalls bei.
Nun möchte ich ein paar Worte über die komischen Elemente des Films verlieren. Viele humoristische Einlagen ergeben sich durch die Tatsache, dass die beiden älteren Damen nur äußerlich alt aussehen. Ihr Verhalten erinnert aber eher an das von Teenagern. In Liebesdingen ist eben alles zeitlos, so die Aussage. Auch die resolute und sehr direkte Haushälterin der Damen dient als eine Art "Running-Gag" und sorgt durch ihre scharfe Zunge bei dem Zuschauer manchmal sogar für laute Lacher. Das hebt die Stimmung, wenn sie aufgrund des ernsten Themas einmal etwas abgesackt ist. Doch der Grundtenor ist natürlich immer ernst. Laute Lacher sind eher die Ausnahme – sonst sind vereinzelte Schmunzler aber an der Tagesordnung. Perfekt ausgewogen.
Wer also wieder einmal einen ungewöhnlichen und ruhigen Film mit eher britischem Humor (fast schon auf Miss Marple-Niveau) sehen will, dem kann ich "Der Duft von Lavendel" ohne Bedenken ans Herz legen. Besonders die Qualität der Schauspieler(innen) ist eine Wucht, auch wenn ich leider noch ein kleines Manko anführen muss, das mich wirklich gestört hat.
Daniel Brühl, welcher ja den Violinisten spielt, kann anscheinend nicht wirklich Geige spielen – das sieht man. Ansonsten ist auch die Musik für Klassik-Liebhaber wirklich eine Wucht und gibt dem Film seine besondere Note.
Die DVD:
Die DVD von Concorde bietet ein eher durchschnittliches Bild. Besonders die nur mittelmäßige Schärfe muss ich kritisieren, die wahrlich nicht immer optimal ist. Ansonsten waren aber bis auf leichtes Bildrauschen keine gröberen Bildfehler zu beobachten und auch die Bitrate war ziemlich hoch.
Anders beim Ton in Deutsch (DTS 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Englisch (Dolby Digital 5.1). Der ist wirklich sehr gut gelungen – besonders bei Musikstücken in der DTS Variante. Bei diesem ruhigen, dialoglastigen Film braucht man aber natürlich kein Effektgewitter erwarten.
Die Extras:
- Deutscher Kinotrailer
- Original Kinotrailer
- Interviews mit Cast & Crew
- B-Roll - Behind the Scenes
- Cast & Crew Infos (mit Texttafeln)
- Fotogalerie
- Produktionsnotizen (7 Texttafeln)
- Trailer weiterer Filme
- Concorde Web-Link (DVD-ROM-Part)
...und zuletzt möchte ich ein 4-seitiges Booklet erwähnen, das der DVD dankenswerterweise beiliegt.
Fazit:
Ein wirklich sehr schöner und ruhiger Film mit viel britischem Humor, der mit seinen ausgezeichneten Schauspielern zu überzeugen weiß. Langeweile ist jedenfalls ein Fremdwort. Auch das ungewöhnliche Thema "Alter und Gefühle" bewegt sich abseits ausgetretener Handlungspfade.
Wer also wieder einmal einen ungewöhnlichen Film sehen will, der liegt bei "Der Duft von Lavendel" goldrichtig. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und die wundervolle Musik in Verbindung mit der englischen Landschaft verführt auch schon mal zum Träumen.
Trotzdem hat es mich etwas gestört, dass Daniel Brühl anscheinend die Geige zersägen wollte – denn wirklich spielen kann er dieses Instrument anscheinend nicht.
- Redakteur:
- Detlev Ross