Durst
- Regie:
- Park Chan-wool
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Horror
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Bakjwi
1 Review(s)
26.11.2009 | 13:45Der Südkoreaner Park Chan-wook darf sich definitiv zu den kreativsten Filmemachern des asiatischen Kontinents zählen. Nach einem fabelhaften Polit-Thriller („Joint Secure Area“, 2000), der International vollkommen zurecht gefeierten Rache-Trilogie, bestehend aus „Sympathy for Mr. Vengeance“ (2000), „Oldboy“ (2003) und „Lady Vengeance“ (2004), sowie der herzerwärmenden SciFi-Romantik-Komödie „I’m a Cyborg, But That’s OK“ (2006) ist es nun endlich Zeit für den schon lange geplanten Vampirfilm des Autorenfilmers. „Durst“ heißt das erneut ungewöhnliche Stück Film, welches auf diesjährigen Film-Festivals, wie zu erwarten, einmal mehr für jede Menge Beifall und Auszeichnungen sorgte. Mit Parks vorherigen Filmen kann die Geschichte um einen Priester mit Blutdurst jedoch nicht ganz mithalten.
Der katholische Krankenhauspriester Sang-hyeon (Kang-ho Song) opfert sich in seinem Beruf regelrecht auf. Doch der Gutmensch ist mit seinem Leben und Taten nicht wirklich zufrieden und will den Menschen mehr helfen, als nur mit Gebeten. Deshalb entschließt er sich an einem Testversuch für ein Impfstoff teilzunehmen, welches ein mysteriöses und überaus tödliches Virus heilen soll. Doch dieser Testversuch ist alles andere als harmlos, denn von den knapp 500 Menschen, an denen das Mittel bereits getestet wurde, hat bisher noch niemand überlebt.
Auch bei Sang-hyeon tritt kurze Zeit nach der Injektion mit den Antikörpern das Virus auf, welches ihn im Gesicht entstellt und zu heftigen Blutungen führt. Als er schließlich einen qualvollen Anfall bekommt und dem Tode nahe ist, versuchen die Ärzte ihn mit Blutinfusionen zu stabilisieren. Nutzlos, denn schon kurz nach der Infusion stirbt Sang-hyeon auf dem OP-Tisch. Als die Ärzte gerade dabei sind seinen Tod festzustellen, erwacht der Priester plötzlich von den Toten. Ein Wunder. Allerdings hat die Wiedergeburt des Gottesmannes einen gehörigen Haken, denn Sang-hyeon verspürt plötzlich den Trieb Blut zu trinken. Hat ihn die Infusion in einen Vampir verwandelt? Eines steht jedoch fest: töten will Sang-hyeon nicht.
Eines Tages trifft Sang-hyeon seinen alten Freund Kang-woo (Ha-kyun Shin) wieder. Dieser lädt ihn daraufhin zu sich nach Hause ein, wo der Priester auf Kang-woos Adoptivschwester und Ehefrau, Tae-joo (Ok-vin Kim), trifft. Sang-hyeon fühlt sich von dieser wie Magisch angezogen, und auch das junge Mädchen verliebt sich schnell in den Freund ihres Mannes. Es entwickelt sich eine gefährliche Beziehung, die schon bald erste Opfer fordert...
Vampirfilme erleben momentan, so viel steht zweifelsohne fest, eine wahre Renaissance. Dabei sind die meisten, vornehmlich aus Hollywood stammenden, Auswüchse meist eher kitschiger Natur und stellen sich als ziemlich belanglos heraus. Nicht so „Durst“. Es dürfte jedoch viele Anhänger des Südkoreaners überraschen, das die Geschichte um Sang-hyeon und Tae-joo im großen und ganzen ziemlich Traditionell geworden ist und sich gar nicht mal so sehr von den westlichen Varianten um die todbringenden Blutsauger unterscheidet.
So hält sich Park ziemlich genau an die klassischen Vampirgesetze (sie vertragen kein Sonnenlicht, brauchen Blut, haben übermenschliche Kräfte etc.) und verpackt diese in eine, für seine Verhältnisse, äußerst konventionelle Geschichte, die aber, um die Gemüter wieder zu beruhigen, durchaus unkonventionelle Pfade einschlägt. Allerdings lässt sich das erste mal in Parks Karriere feststellen, das sein Drehbuch nicht ganz durchdacht ist und einige Schwachstellen aufweist. So ist der Einstieg etwas holprig geraten, während sich der Regisseur im letzten Drittel gar gehörig verzettelt indem er versucht zu viele vorher angefangene Nebenhandlungen zu Ende zu bringen und sich gleichzeitig noch mit, für die Dramaturgie vollkommen überflüssigen, Szenen aufhält. Das ganze sorgt schließlich dafür, das der Film im besagten letzten Drittel gestreckt wirkt und sich schwer tut auf den Punkt zu kommen.
Positiv ist hingegen, das alles was zwischen der ersten Viertelstunde, sowie den letzten dreißig Minuten stattfindet Park´sches Kino par excellence darstellt. Die Geschichte ist spannend, die Inszenierung mit einigen stilistischen Leckerbissen und einer wunderbaren Kameraarbeit nahe der Perfektion, die Hauptcharaktere einfühlsam und menschlich gezeichnet und mit aller Freiheit sich zu entwickeln gesegnet, es gibt intensive Momente, wobei vor allem die Sexszenen hervorzuheben sind, sowie die für den Regisseur typisch abgedrehten Sequenzen. Insgesamt muss man jedoch etwas nüchtern feststellen, das es dem Film an der Kraft der vorherigen Park Werke fehlt. Es gibt keinen so gewaltigen Twist, wie in „Oldboy“, der den Zuschauer förmlich in die Magengrube schlägt, auch ist der Film nicht so Intelligent gestrickt wie einst noch „Joint Secure Area“ oder lässt viel Freiraum für Interpretationen. Dies macht „Durst“ zu einem, zumindest für Parks Verhältnisse, fast schon simplen Werk, aber keinesfalls zu einem schlechten Film, denn insgesamt funktioniert er trotz seiner unnötigen Schwächen noch immer ausgezeichnet als emotionale Studie über die Psyche des Menschen und behält sich gleichzeitig das Recht als, wenn auch schwieriger, Unterhaltungsfilm aufrecht.
Das ist aber auch der Verdienst von Parks großartigem Ensemble. Kang-ho Song, der mit dem Regisseur bereits in „Joint Secure Area“ zusammengearbeitet hat, spielt die Rolle des katholischen Priesters Sang-hyeon wahrlich fabelhaft und mit vielen Facetten. Egal ob der Gottesmann von seinen menschlichen und übermenschlichen Trieben gesteuert wird oder qualvoll mit seinem Gewissen rankt: das Spiel von Kang lässt so gut wie nichts vermissen, auch wenn es manchmal eine Spur zu zurückhaltend wirkt. Auch mit Ok-vin Kim („Ghost Voice“) als weibliche Hauptbesetzung wurde alles richtig gemacht. Die junge Schauspielerin verleiht ihrer Rolle unglaublich viel Kraft und baut sich nach und nach als gleichwertiges und äußerst manipulatives Gegenstück zu ihrem männlichen Pendant auf. Die Nebenrollen sind mit Ha-kyun Shin („Sympathy for Mr. Vengeance“, „Lady Vengeance“) und Dal-su Oh („Oldboy“, „I'm a Cyborg, But That's OK„) ebenfalls mit, für Park Fans, bekannten Gesichtern besetzt und machen ihre Sache insgesamt gewohnt gut.
Original Filmtitel:
Bakjwi (2009)
Länge des Filmes:
Ca. 133 Minuten
Darsteller:
Kang-ho Song...Sang-hyeon
Ok-vin Kim...Tae-joo
Hae-sook Kim...Lady Ra
Ha-kyun Shin...Kang-woo
In-hwan Park...Priest Noh
Dal-su Oh...Yeong-doo
Young-chang Song...Seung-dae
Mercedes Cabral...Evelyn
...
Regisseur:
Park Chan-wook
FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren
Fazit
„Durst“ ist sicherlich nicht Parks bester Film geworden, dafür weist er zu viele, wenn auch kleine, Schwachpunkte auf. Trotzdem funktioniert die Geschichte um den zum Vampir gewordenen Priester, der jegliche Hemmungen verliert und eine gefährliche Liebschaft eingeht, ungemein gut, zumal es Park einmal mehr versteht ein wunderbares Abbild einer vereinsamten Gesellschaft zu zeichnen, die sich um sich selbst kümmert und sich um Fremde wenig schert. Insofern ist „Durst“ natürlich mehr eine Liebesgeschichte um zwei einsame und gequälte Seelen, die ihrem Leben entkommen wollen, als ein richtiger Horrorfilm. Daher ist der Film auch sicherlich weniger etwas für strikte Genrefans, als mehr für Leute, die sich mit etwas schwereren Filmstoffen auseinandersetzen können.
7/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte