Ein Mann wird zur Bestie (DVD)
- Regie:
- Hunt, Peter R.
- Jahr:
- 1981
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Death Hunt
1 Review(s)
26.06.2011 | 20:29Actionreich: Menschenjagd in Kanada
Zu Zeiten des großen Goldrauschs am Klondike River versuchen die Männer, bei brutalen Hundekämpfen von ihrem harten Alltag abzuschalten. Als der Trapper Johnson einen verletzten Hund retten will, muss er in Notwehr dessen Besitzer töten. Dem Polizeichef der Gegend Sergeant Millen fällt die undankbare Aufgabe zu, für Gerechtigkeit zu sorgen und Johnson hinter Gitter zu bringen. Denn niemand kennt sich in der Wildnis des Yukon besser aus, als der einsame Trapper und so starten Polizei und Kopfgeldjäger eine Menschenjagd auf Johnson mit Gewehren, Bomben und Dynamit. (Verleihinfo)
Dies ist die ungekürzte Fassung.
Handlung
Die Trapper und Goldgräber im äußersten Westen Kanadas vertreiben sich die Zeit mit Hundekämpfen. Als ein Fremder einen der dabei verletzten Hunde für 200 Dollar kauft, fühlt sich dessen Besitzer Hazel beleidigt und erstattet bei Sgt. Edgar Millen von der Royal Canadian Mounted Police Anzeige. Im Yukon-Territorium ist selbst im Jahr 1931 noch fast alles wie im alten Westen vor 50 Jahren. Doch am gleichen Tag tritt bei Millen auch Constable Alvin Adams seinen Dienst an - und er bringt ein Funksprechgerät und neumodische Ansichten mit. Die Moderne klopft an Millens Tür.
Der alte Cop hat überhaupt keine Lust, dieser Sache nachzugehen. Deshalb unternehmen Hazel und seine Kumpane selbst eine Aktion, sobald sich das Wetter gebessert hat. Inzwischen hat der Fremde, der sich Albert Johnson nennt, nicht nur viel Munition gekauft, sondern auch den gekauften Hund gesundgepflegt. Der Hund wittert Hazel sofort und greift ihn an. Bei der anschließenden Schießerei segnet Jimmy Tom das Zeitliche. Nun hat Millen einen Mord aufzuklären. Doch eigentlich würde er sich die Zeit lieber mit der schönen Goldgräber-Witwe Vanessa (Dickinson) vertreiben.
Kaum ist Millen mit seinem Verfolgungstrupp aufgebrochen, warnt der alte Trapper Bill seinen Freund Albert Johnson. Der trifft in seiner Berghütte rätselhafte Vorbereitungen, die darauf schließen lassen, dass dieser Fallensteller weit mehr ist als nur ein gewöhnlicher Glücksritter wie die anderen. Vor der Hütte kommt es zu einer verlustreichen Belagerung, die mit Dynamit beendet wird.
Doch Johnson entkommt. Offensichtlich will er zum Pass, der nach Alaska und in die Freiheit führt. Millens Truppe, ein Luftwaffenpilot und zahlreiche Kopfgeldjäger, die von einer Belohnung der Zeitung aufgestachelt worden, begeben sich auf eine Menschenjagd, von der nicht alle zurückkehren werden ...
Mein Eindruck
Es gehört zu den Standardplots des Actionkinos, dass ein Unschuldiger gejagt wird und sich dann als den Verfolgern überlegen erweist. (Albert Johnson beispielsweise ist ein ehemaliger amerikanischer Geheimdienstagent mit der Spezialität Überlebenstechnik.) Charles Bronson hat eine solche Rolle auch in "Chatos Land" verkörpert. Dort durfte er aber viel mehr nackte Haut und gewölbte Muskeln zeigen. Das nützte den Verfolgern aber genauso wenig - sie wurden alle bis auf den letzten Mann niedergemacht.
Todesliste 1
Es ist immer interessant, wer bei dieser Allegorie auf das Rat Race des American Dream als Erster ins Gras beißen muss. Denn stets suggeriert uns die Handlung, dass manche der Verfolger den Tod verdient haben und manche nicht. Da wären als wahrscheinlichste Kandidaten natürlich die Trapper, die Johnson zu Unrecht beschuldigt haben. Sie haben weder Respekt vor der Kreatur - den Kampfhunden - noch vor Mitmenschen, und erst recht nicht füreinander. Weil ihnen jeder Teamgeist abgeht, landen sie als Erste im Jenseits.
Todesliste 2
Aber es gibt noch weitere Todeskandidaten. Von den Kopfgeldjägern mal abgesehen, die nur für Geld töten, ist da auch noch der Pilot der Luftwaffe, der Johnson um des Ruhmes willen mit seinem Maschinengewehr abknallen will. Millen, das moralische Zentrum der Handlung, verfucht den "flyboy". Das haben auch der Regisseur und sein Cutter kapiert: Sie machen den Doppeldecker der Luftwaffe zu einer dämonischen Maschine des Todes. Auf diese Weise wird der Flieger zu einem richtigen Schurken im Stück.
Mad Trapper
Einer der Gründe, warum Johnson mit solcher Wut und Verbissenheit verfolgt wird, ist die fälschliche Annahme, es handle sich bei ihm um den Trapperkiller (Mad Trapper im Original), der andere Trapper umbringe, um an deren Goldzähne heranzukommen - für einen Goldzahn gibt es immerhin 35 Dollar Prämie. Dieser Trapperkiller taucht tatsächlich im Film auf, doch wir und die Figuren lernen seine wahre Identität erst als Pointe während des Showdowns kennen. Raffiniert!
Kollateralschäden
Doch warum muss George Washington Brown alias Sundog (Weatehrs) sterben? Er ist ein Cop und tut nur seine Pflicht. Er wird ja nicht einmal von einem der Idioten unter Kopfgeldjägern oder Trappern getötet. Nein, sein Fehler besteht darin, a) ein Schwarzer unter lauter Weißen zu sein (Alibifunktion) und b) zu unvorsichtig in die Schusslinie des Todespiloten zu geraten. Sundog, der netteste unter den drei Cops aus Rat City, büßt für seine Lebensfreude (die er am liebsten auf der Indianerin namens Buffalo Woman auslebt) und Unschuld.
Frischling
Um ein Haar hätte es auch den Neuling erwischt, Alvin Adams (nomen est omen). Frisch von der Polizeiakademie in Edmonton nach Rat City versetzt, muss er sich erst den Wildwest-Lebensstil aneignen und seine Sporen verdienen. Dazu gehört auch das Liebesleben. In einer der aufschlussreichsten Szenen provoziert der fiese Trapper Hazel, jetzt Hudneführer, den Frischling, indem er ihn auf den Mund küsst, wie es Schwule tun würde. Der verblüffte Adams hält erst still, bevor er dem vorwitzige Knutscher seine Faust ins Gesicht haut. Millen lässt alles ruhig geschehen. Erst als Hazel seine Abreibung bekommen hat, lässt er Sundog dazwischengehen.
Die Rollenbeschreibung des Westmanns verlangt, dass er nicht nur autonom und rechtschaffen handeln kann, sondern vor allem, dass er seine Männlichkeit durch Heterosexualität und Gewaltbereitschaft unter Beweis stellt. Dieses Rollenbild ist offensichtlich längst dem Untergang geweiht, und Filme wie "Brokeback Mountain", geschrieben von einer Frau (Annie Proulx), haben mit dem Mythos vom rauhen Cowboy, der Marlboro raucht, Schluss gemacht.
Das Urteil
Jede Verfolgungsjagd ist ein Gerichtsverfahren ohne Verteidiger und Geschworene, es gibt nur einen Richter, der zugleich Henker ist. Zum Glück ist Sgt. Edgar Millen nicht auch noch der Chefankläger. Dennoch ist er als Gesetzesvertreter das moralische Zentrum des Films. Folglich muss er irgendwann sein Urteil fällen, vorzugsweise am Ende des Finales, denn wozu hätte die Handlung sonst so viel Spannung aufbauen müssen?
Es wäre nun nicht nett von mir zu verraten, wie das Urteil ausfällt und ob es gegen Albert Johnson vollstreckt wird. Aber wir sehen, wie Millen beim Anvisieren des Verfolgten innehält und überlegt ... Auf jeden Fall gibt es danach noch eine schöne ironische Pointe.
Schwächen
Ach ja, und Angie Dickinson als schöne Witwe Vanessa McBride? Wie schon Leo Maltin 2008 in seinem DVD-Führer anmerkte: "Ihre Rolle ist an diesen Film einfach nur verschwendet - ein Jammer."
Bronson sagt in der zweiten Hälfte des Films kein einziges Wort. Auch der Schnitt wirft Fragen auf. Denn kaum hat Johnson den Pass zur Freiheit erreicht, findet er sich in der nächsten Szene mitten im Wald wieder - auf der kanadischen Seite! Das nenne ich einen Rücksprung, der hier nichts zu suchen hat.
Zu Zweikämpfen kommt es übrigens auch nicht, denn Johnson vermeidet dies um jeden Preis - warum nur? Offenbar unterlässt er alles, was seinen Status als Unschuldiger untergraben könnte - er knallt aber jeden ab, der ihm ans Leben will. Seine Strategie lautet also Verteidigung - und nichts sonst. Ungewöhnlich für einen Kämpfer der Spezialtruppen. Und es stimmt auch nicht mit dem Titel dieser DVD überein.
Uncut
Obwohl es auf der DVD, die früher mal unter dem Titel "Yukon" angeboten wurde, nirgendwo vermerkt ist, wurde mir doch beim Anschauen schnell klar, dass es sich bei der hier gezeigten Fassung nur um die UNCUT-Version mit FSK16-Freigabe handeln kann (und nicht nur wegen der drei zusätzlichen Minuten).
Denn in den Versionen, die man im Free-TV gezeigt bekommt, fliegt einem Trapper nie die Schädeldecke weg. Und man sieht auch kein Blut aus seiner Halsschlagader sprudeln. Beide Szenen sind zwar ultrakurz gezeigt, aber dennoch in Großaufnahme zu sehen. Kein Wunder, es sind ja Spezialeffekte an Puppen.
Auf dem DVD-Cover ist ein angreifender Grizzlybär abgebildet. Ein Bär kommt im ganzen Film nicht vor. Schade. Wer also an jenen Bären-Film mit Alec Baldwin und Anthony Hopkins denkt, liegt völlig falsch.
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des Bildes entspricht dem der späten siebziger Jahre, was bedeutet, dass die Auflösung sehr zu wünschen übriglässt. So ist das Bild kurz davor, in Gegriesel abzugleiten. Der Sound entspricht dem eines Stereofernsehers der vorletzten Generation. Von guten Stereoeffekten kann der Filmfreund nur träumen. Immerhin kann das Breitwandfilmformat nun auf einem 16:9-Fernseher voll zur Geltung kommen. Das ist für die grandiosen Landschaftsaufnahmen auch höchst wünschenswert.
Das Bonusmaterial
1) Deutscher und englischer Trailer (je 2:20 min)
Der Trailer ist ganz auf Action und Gewalt abgestellt, was dem Inhalt nur sehr bedingt gerecht wird. Es gibt auch schöne Szenen, in denen Lee Marvin und Angie Dickinson miteinander tanzen und auch sonst fröhlicher Unsinn getrieben wird.
2) Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Die rund dreißig Motive dieser Bildergalerie zeigen internationale Filmplakate und zahlreiche Aushangbilder mit Filmszenen.
3) Audio-Interviews mit den Darstellern Charles Bronson und Lee Marvin (ca. 20 Minuten)
Dieses Interview ist mit Abstand die interessanteste Beigabe zur DVD. Es handelt sich um ein Radio-Interview, das kurz nach dem Filmstart auf einer Pressekonferenz aufgenommen, aber erst später in der Radio-Sendung "ShowBiz America" gesendet wurde. Wieviel später, ist an der Klangqualität zu hören, die die Kommentare der zwei Radiosprecher aufweisen. Diese dauern rund viereinhalb Minuten und stellen die zwei Schauspieler vor, die sich der Presse stellten: Charles Bronson und Lee Marvin.
Für die Pressekonferenz bleiben also noch rund 22:30 Minuten. Dabei erweist sich Lee Marvin als richtiger Scherzkeks, der aber stets seinen Yankee-Charakter verrät (ablesbar an seinem Geschäftsssinn). Im Unterschied dazu wirkt Charles Bronson wie ein akademischer Professor: intellektuell, ruhig, besonnen - ganz anders als seine Rollen.
Selbstredend ist das Interview deutsch untertitelt, sodass auch Leute, die des Amerikanischen nicht so mächtig sind, dem Gesagten gut folgen können. Am Schluss muss auch Albert Rudd, der ausführende Produzent, noch etwas zum Einspielergebnis sagen.
Erstaunlich viel Aufmerksamkeit wird einem Film namens "Death Wish II" gewidmet, der Fortsetzung jenes Bronson-Streifens, der bei uns als "Ein Mann sieht rot" läuft. Dieses Interesse ist kein Wunder, denn erstens geht es um die Machofigur, die Bronson zu mimen hatte, und zweitens um Gewaltdarstellung in Actionfilmen - welche Aufgaben haben diese beiden Elemente? Der Begriff "Vigilantismus" (Aufstellen einer Bürgerwehr sowie Selbstjustiz) taucht in den Untertiteln leider nicht auf.
Der Tatsache, dass in "Death Hunt / Ein Mann wird zur Bestie" eine wahre Begebenheit verfilmt wurde, wird vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt. Bronson jedenfalls findet diesen Umstand interessanter als frei erfundene Geschichten.
Unterm Strich
Nach einem langsamen Auftakt von einer halben Stunde steigern sich die Actionszenen langsam, bis sie im Finale der Menschenjagd kulminieren. Die wahre Begebenheit, auf die sich der Film beruft, hat sicherlich nicht so ausgesehen, aber vielleicht gab es doch einen Fliegerangriff, wie er im Film zu sehen ist. Dieses Flugzeug passt anfangs wenig zum Western-Ambiente der Handlung, doch erweist es sich als ein weiterer kompetenter Schurke im Stück.
Für wen sich der Film eignet
Die ziemlich blutigen Actionszenen machen den Streifen wenig attraktiv für weibliche Zuschauer, und jüngere Zuschauer vermissen wahrscheinlich das Tempo, das heute von Filmen wie "Terminator 4", "Fast & Furious" oder "Transformers" vorgelegt wird. So scheint sich der Streifen am besten für Western-Freunde zu eignen, die sich auch mal einen Blick auf die Landschaft gönnen, die hier recht eindrucksvoll eingefangen ist.
Die DVD
Obwohl Ton- und Bildqualität sich auf dem Niveau des Jahres 1980 befinden, gefiel mir die Silberscheibe doch durch das Bonusmaterial und die Tatsache, dass es sich um die ungekürzte Fassung handelt. Die Extras umfassen neben den zwei Trailern vor allem die Bildergalerie und das Interview mit den beiden Stars.
Um deren Aussagen zu verstehen, braucht man kein Englischexamen, denn die Untertitel übersetzen das Gesagte für jeden. Ich hätte nicht erwartet, von Charles Bronson, dem Inbegriff des Action-Machos, derart intellektuelle Aussagen zu hören. Und Lee Marvin, das Schlitzohr ist immer für einen Spaß und Scherz gut.
Technische Infos
O-Titel: Death Hunt (USA 1981)
Dt. Vertrieb: Koch Media
VÖ: 10.6.2011
EAN-Nummer: 4020628939816
FSK: ab 16
Bildformat: 1,85:1 - anamorph
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Italienisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Englisch, Italienisch
Länge: ca. 93 Min.
Regisseur: Peter R. Hunt
Drehbuch: Mark Victor, Michael Grais
Musik: Jerrold Immel
Darsteller: Charles Bronson (Albert Johnson), Lee Marvin (Sgt. Edgar Millen), Angela Dickinson (Vanessa McBride), Carl Weathers (Sundog / George Washington Lincoln Brown), Ed Lauter (Hazel), Andrew Stevens (Const. Alvin Adams, RCMP), Scott Hylands (Capt. Hank Tucker, RCAF) u. a.
Extras:
1. Deutscher und englischer Trailer (je 2:20 min)
2. Audio-Interviews mit den Darstellern Charles Bronson und Lee Marvin (ca. 20 Minuten)
3. Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
- Redakteur:
- Michael Matzer