El Cid
- Regie:
- Jose Pozo
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Spanien
1 Review(s)
17.10.2005 | 07:04Nach der Vorlage des legendären Films aus den Sechzigern, bei dem unter anderem auch Charlton Heston mitspielte, hat der Spanier Jose Pozo im Jahre 2003 einen Zeichentrickfilm rund um die Geschichte des tapferen Ritters Rodrigo Diaz de Vivar, der später zum spanischen Volkshelden "El Cid" werden sollte, entwickelt. In bester Disney-Tradition hat der Regisseur hier einen kurzweiligen Film erschaffen, der aber leider neben den Originalen aus der amerikanischen Erfolgsschmiede recht blass bleibt.
Story:
Im 11. Jahrhundert kämpfen die Spanier mit sinkendem Erfolg gegen die Übermacht der einfallenden Mauren und müssen sich schließlich deren Übermacht beugen. Während dieser Zeit wächst am Hofe des Königs auch der junge Ritter Rodrigo mit seinem besten Freund, dem Prinzen Sancho, und der Königstochter Gimea auf. Rodrigo empfindet schon sehr früh etwas für die hübsche Gimea, doch seine Liebe für die Tochter des Königs wird von diesem nicht wirklich gerne gesehen. Als der Ritter jedoch eines Tages wegen eines Mordkomplotts, bei dem der König ums Leben kommt, vom Hofe verbannt wird, macht er sich keine große Hoffnung mehr, Gimea je wiederzusehen. Doch gestärkt durch den Willen, die Mauren aus dem Land zu treiben und die Wahrheit über den angeblich von ihm ausgeführten Mord an Gimeas Vater ans Licht zu bringen, zieht Rodrigo in den Krieg und wird im Bunde seiner wenigen, aber sehr streitkräftigen Kameraden zu "El Cid", dem Herren des Aufstands gegen die Mauren. Der neue König jedoch glaubt nicht an Rodrigos edle Gesinnung und nimmt Rodrigo erneut gefangen. Dabei übersieht der Thronfolger jedoch, dass er nur mit der Hilfe von Rodrigo und seinen Mannen die endgültige Herrschaft der Mauren verhindern kann ...
Jose Pozo scheint keinen Hehl daraus machen zu wollen, dass er mit diesem Film auf den Spuren von Walt Disney wandeln möchte. Dementsprechend viele Ähnlichkeiten zu den berühmten Meisterwerken aus dem Hause Disney findet man schließlich bei diesem 2003 entstandenen Film des Spaniers. Da wären zum Beispiel solche Thema wie das eines verbannten Helden (siehe "Der König der Löwen"), die Liebe, die eigentlich keine sein darf, weil größere Mächte etwas dagegen haben, eine kleine illustre Truppe, die das Land retten soll und natürlich einige üble Wiedersacher, die aber aufgrund ihrer Tolpatschigkeit nichts taugen.
Nun, mal ganz davon abgesehen, dass Pozo sich sehr stark bei Disney bedient (selbst die Zeichnungen sind in diesem Stile angelegt), ist die Story nicht ganz so überzeugend wie bei vergleichbaren Streifen aus den Staaten. Das Problem ist, dass der Regisseur versucht, in "El Cid" ziemlich viele Unterhandlungen einzubauen, die aber in der Kürze der Zeit - der Film hat eine Nettospielzeit von weniger als 75 Minuten - kaum unterzubringen sind. Es wäre wohl weitaus günstiger gewesen, wenn man sich stattdessen für ein bestimmtes Thema entschieden und dies weiter ausgeschmückt hätte - und da bleiben schließlich nur die Liebe zwischen Rodrigo und Gimea ODER der Kampf gegen die befeindeten Mauren. Beides gleichzeitig ist hier einfach zu überladen.
Ein anderer wichtiger Gesichtspunkt in diesem Film sind die fehlenden Identifikationspersonen. "El Cid" ist nunmal ein Kinderfilm, auch wenn er natürlich für die gesamte Familie geignet ist, aber sieht man mal vom recht blassen Helden und den wenigen Tieren (ein Dachs namens Firlefanz sowie das treue Pferd von Rodrigo) ab, sind solche nicht vorhanden. Und umgekehrt sind die 'Bösen' auch nicht richtig böse. Der Kalif der Mauren oder Gimeas neuer Verlobter zum Beispiel sind in ihrer Wirkung eher schwach, ebenso der zunächst misstrauische König und seine verräterische Schwester. Die Stärken der Disney-Filme hat Pozo sich also anscheinend nicht abgeguckt ...
Nun, schlecht reden möchte ich "El Cid" dann aber auch nicht, denn gut unterhalten kann dieser spanische Zeichentrickfilm dennoch. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die entsprechende Zielgruppe schon vor Ende das Interesse verliert, dafür ist der Film dann auch wieder zu gut gemacht. Aber in diesem Genre muss man sich halt den Vergleich mit ähnlichen Streifen aus dem Disney-Camp gefallen lassen, und dem hält "El Cid" aufgrund der genannten Mängel nicht stand.
Die Aufarbeitung der DVD ist jedoch sehr gut gelungen. Das Bild ist voller Farben und, wie in diesem Bereich so üblich, sehr scharf. Fast noch überzeugender ist jedoch der sehr gute deutsche DTS-Sound und damit verbunden auch der tolle Soundtrack mit dem Titellied, das im Abspann als Videoclip gezeigt wird. Auch die Extras sind nicht von schlechten Eltern. So gibt es ein rund zehnminütiges Making-of sowie einen recht ausführlichen Blick hinter die Kulissen dieses Filmes. Übliches wie der Original-Kinotrailer (sehr fein) und einzelne spanische TV-Spots werden dem Zuschauer ebenfalls nicht vorenthalten.
"El Cid" ist ein ganz ordentlicher, aber selten herausragender Zeichentrickfilm, den man sich gerne mal zwischendurch ansehen kann, der sich aber im direkten Vergleich gegen ähnliche Formate wegen einer zu durchsichtigen und manchmal auch platten Handlung geschlagen geben muss.
- Redakteur:
- Björn Backes