Erbe, Das
- Regie:
- Per Fly
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- Dänemark/ Schweden/ Norwegen
- Originaltitel:
- Arven
1 Review(s)
29.09.2005 | 09:06Ein saftiges Drama, das einem wirklich alles abverlangt, kommt mir in Form von Per Flys "Das Erbe" ins Haus geflattert. Vor allem verlangt der Film viel Konzentration, die man benötigt, um sämtliche Handlungsstränge, Nebenschauplätze und Nebenstorys am Ende sinnvoll verknüpfen zu können.
Christoffer (Ulrich Thomsen) kehrt nach dem Tod seines Vaters zu seiner Familie zurück. Kaum angekommen, wird er von seiner Mutter Annelise (Ghita Norby) massiv dazu gedrängt, das Familienunternehmen zu übernehmen. Der Konflikt scheint vorprogrammiert, da er hierzu seinen Schwager Ulrik (Lars Brygmann) verdrängen muss, der sich jahrelang um die Firma verdient gemacht hat. Christoffer hingegen lebte in dieser Zeit seinen Traum und stampfte ein eigenes Lokal aus dem Boden. Ulrik wehrt sich mit allen Mittel gegen seine Absetzung, doch Christoffer scheint fest entschlossen, das Familienerbe anzutreten, was zu manch fataler Entscheidung führt.
So viel, genau genug, sei zu Per Flys Drama erzählt. Der Verlauf des Films nimmt einige überraschende Wendungen, bevor das Ende mit einem großen Knall explodiert. Im Dogma-Stil gefilmt, ist die wackelige Kameraführung sicherlich nicht jedermanns Sache, gefällt mir aber gerade wegen des fast dokumentarischen Verlaufs der Geschichte sehr gut und passt meiner Meinung nach wie Arsch auf Eimer.
Zudem machen sämtliche Darsteller eine prima Figur, gerade Ghita Norby, die in ihrer sagenhaft kalten Darstellung der Mutter Annelise das eiserne Element der Stahlproduktionsfirma frostig in ihr Spiel transportiert. Grandios, wie sie nach dem Tod ihres Ehemannes, der sich wegen Überschuldung das Leben nahm, ohne Kompromisse und erbarmungslos das Zepter übernimmt und ihren Sohn ein ums andere Mal roboterhaft konditioniert. Auch Lars Brygmann glänzt in seiner Rolle als Ulrik, setzt ebenfalls aufgrund seines finsteren Charakters Akzente, kann aber dem herzlosen Spiel Ghita Norbys nicht das Wasser reichen. Dennoch erhält der Film gerade durch die bitteren Darstellungen ihrer Akteure das gewisse Etwas, das "Das Erbe" über den Durchschnitt der gängigen Dramenqualität hinaushebt.
Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan dieses Genres. Und doch war ich 110 Minuten lang gefesselt vom Wandel Christoffers vom Lebemann zum Mogul. Die Farben passen sich dem dokumentarischen Erzählstil und der kühlen Atmosphäre an, wobei sich die Blässe mustergültig ins Gesamtgeschehen einfügt, wobei scharfe Konturen und Rauschfreiheit herrschen. Der Surroundsound ist leider etwas unausgewogen gemixt. Mir kommt es zumindest so vor, als käme reichlich Bums über die hinteren Speaker, relativ wenig über die vorderen. Ansonsten ist der Klang aber brillant und prall.
Mit ein paar Produktionsnotizen vom Regisseur und dem Originaltrailer geizt die DVD leider brutal mit Extras, was von mir einen fetten Minuspunkt gibt. Das soll aber der einzige bleiben. Ansonsten kann ich den Film, der sogar mich als Dramenmuffel gefesselt hat, allen Freunden bewegender Geschichten empfehlen.
- Redakteur:
- Alex Straka