Ernst sein ist alles
- Regie:
- Oliver Parker
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien, USA
- Originaltitel:
- The Importance of Being Earnest
1 Review(s)
11.01.2008 | 19:04Oscar Wilde wurde im 19. Jahrhundert besonders als Skandalautor bekannt, der einige gesellschaftskritische Werke geschaffen hat. Den heutigen Filmfans dürfte der Name aber eher für die Adaptionen seines Romans "Das Bildnis des Dorian Gray" und des Bühnenstücks "Lady Windermeres Fächer" bekannt sein.
Bei "Ernst sein ist alles" handelt sich um eine Verfilmung eines Bühnenstücks ("The Importance Of Being Earnest") in drei Akten von Oscar Wilde - schon die zweite Verfilmung des Stoffes, die Erstverfilmung war von 1952. Dies war übrigens auch Wildes letztes lustiges Bühnenstück (1895) vor seiner zweijährigen Inhaftierung aufgrund seiner Homosexualität. Danach hat er nur noch ernste Stücke geschrieben und ist dann auch bald gestorben (1900).
Handlung:
Die Geschichte handelt von zwei so genannten "Lebemännern", die Ende des 19. Jahrhunderts ihr Unwesen treiben. Sie wechseln die Frauen wie andere Leute die Unterwäsche, führen aber auch ein Art Doppelleben. In der Familie und der feinen Gesellschaft benützen sie ihre normalen Namen Algernon "Algy" Moncrieff (Rupert Everett) und John "Jack" Worthing (Colin Firth); wenn sie jedoch in Sachen Vergnügen unterwegs sind, nennen sie sich zur Verschleierung ihrer wahren Identität einfach nur "Ernst".
Als sich jeder der beiden Schürzenjäger nun wirklich in eine Frau verliebt, gibt es natürlich Schwierigkeiten. Die Angebeteten kennen ihre Kavaliere ja leider nur unter dem Namen Ernst. Dummerweise treffen alle vier dann auch gleichzeitig aufeinander. Daraus ergibt sich natürlich ein "Verwirrspiel" erster Güte.
Kritik:
Die Geschichte wird wirklich interessant erzählt und hat sogar in ihrer deutschen Fassung ihren Wortwitz größtenteils behalten (in Englisch ist der Film aber trotzdem noch einen Tick witziger). Auf die Ausstattung und aufwändigen Kostüme der Damen und Herren Schauspieler wurde sehr großer Wert gelegt wurde - das schafft eine schöne Atmosphäre und lässt den Film sehr authentisch aussehen.
Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller zeichnen sich dann ebenfalls durch ihre hohe Klasse aus - kein Wunder bei den großen Namen in der Besetzung. Als echtes Highlight in dieser Hinsicht möchte ich jedoch die Leistung von Reese Witherspoon herausheben, die in diesem Film für mich die bislang beste Leistung ihrer Karriere abgeliefert hat. Normalerweise schätze ich sie ja nicht so besonders, hier in diesem Film passt sie aber sehr gut in die Rolle und ich muss meine Einschätzung über sie wohl noch einmal überdenken. Im thematisch ähnlichen "Vanity Fair" hat mir ihre Leistung übrigens lange nicht so gut gefallen. Judy Dench als Lady Bracknell ist dann noch einmal eine Klasse für sich und hebt das Niveau des Casts zusätzlich deutlich an.
Der Film hat also seinen Auftrag gut und lustig zu unterhalten vollkommen erfüllt. Es wundert mich wirklich, dass ich bisher noch nichts davon gehört hatte. Ein paar Kritikpunkte möchte ich aber dennoch anführen.
So hat die Musik im Film für mich irgendwie deplatziert und abgelöst von der Handlung gewirkt - soll heißen, sie passte nicht zu dieser Zeit und zum Geschehen auf dem Bildschirm. Außerdem konnte (und wollte?) der Film seine Bühnen-Herkunft nicht verbergen. Ein Bühnenstück in drei Akten bleibt nun mal ein Bühnenstück - dafür wurde es ja schließlich auch geschrieben. Wohl aus diesem Grund kam mir die Handlung in den weitläufigen Sets irgendwie verloren vor. Ich hatte wirklich den Eindruck, das Stück spielt auf einer viel zu großen Bühne.
Kein Meisterwerk, aber gute Unterhaltung mit ein paar kleinen Schwächen. Nicht jeder Film kann und will schließlich ein Meisterwerk sein. Das, wofür "Ernst sein ist alles" gemacht wurde, erfüllt der Film jedenfalls zur vollen Zufriedenheit: tolle, lustige Unterhaltung auf gehobenem Niveau.
Die DVD:
Die DVD von Concorde bietet ein gutes Bild und kräftige Farben. Natürlich werden in allen Belangen keine Spitzenwerte erreicht, aber mir sind keine nennenswerten oder gar störenden Fehler aufgefallen.
Der Ton in Deutsch (DTS 5.1 /DD 5.1 /DD 2.0) und Englisch (DD 5.1/DD 2.0) ist gut gelungen, bietet aber fast keinen räumlichen Charakter. Einen nennenswerten Unterschied zwischen der DTS und der DD Tonspur konnte ich übrigens nicht ausmachen.
Zusammenfassend kann ich also diese Veröffentlichung nur als gelungen bezeichnen. Die Extras hätten aber durchaus etwas mehr sein können. So hätte ich mir mehr Infos über Oscar Wilde gewünscht - vielleicht in Form eines schönen Booklets.
Die Extras:
- Audiokommentar vom Regisseur Oliver Parker leider ohne deutsche Untertitel
- Making of
- Behind the Scenes
- Infos über Cast & Crew
- Produktionsnotizen
- Fotogalerie
- Kinotrailer
Fazit:
Eine Empfehlung, mit "Ernst sein ist alles" einen schönen, niveauvollen und vor allem lustigen Film in die Sammlung aufzunehmen, geht aus meiner Sicht voll in Ordnung. Ich bin zwar der Meinung, dass eine Höchstwertung aufgrund der oben beschriebenen Mängel nicht ganz gerechtfertigt wäre, aber der Film kann sehr gut unterhalten und ist auch sehr lustig inszeniert.
Ich würde den Film jedem empfehlen, der wieder einmal eine etwas andere Komödie anschauen will und auf Hollywoodschmalz verzichten kann. Die Herkunft als Bühnenstück kann das Werk aber nicht verleugnen, will es aber wohl auch nicht. Als zusätzlichen Pluspunkt kann ich auch die sehr guten Leistungen der Schauspieler in ihren aufwändigen Kostümen anführen. Es macht einfach Spaß bei den Verwirrungen der Handlung zuzusehen.
- Redakteur:
- Detlev Ross