Four Rooms
- Regie:
- Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodrigu
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
1 Review(s)
21.05.2005 | 10:00Psychiater für Hotelpagen gesucht
Es ist Silvesternacht und der neue Hotelpage Theodor (kurz: Ted; Tim Roth) tritt seinen neuen Job an und bekommt von seinem Vorgänger noch letzte Instruktionen mit auf den Weg, wie er sich als perfekter Page zu verhalten habe. Doch dann beginnt die Nacht und Ted bringt die ersten, ausschließlich weiblichen, Gäste in die Honeymoon Suite. Dort trifft sich ein Hexenclub, um eine Hexe wieder zum Leben zu erwecken. Als Zutaten für den nötigen Zauberspruch musste dafür jede Hexe etwas mitbringen, z.B. Tränen, das Blut einer Jungfrau, Schweiß und auch Sperma, welches die zuständige Hexe allerdings verschluckt hat. Und wo bekommt man auf die schnelle Neues her? Klar, vom Pagen ...
Kurz darauf betritt Ted das Zimmer 404 und trifft dort auf ein merkwürdiges Ehepaar: Die Frau ist gefesselt und geknebelt und der Mann fuchtelt mit einer Pistole herum und beginnt damit, Ted auszufragen. Doch der schusselige Ted weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Was will der Mann bloß von ihm? Glaubt er etwa, dass er eine Affäre mit seiner Frau hat? Und kommt Ted lebend wieder aus dieser Situation hinaus? Selbstverständlich, denn im nächsten Zimmer wartet schon der böse Gangsterboss (Antonio Banderas) mit seinen Kindern auf Ted ...
Der Gangsterboss und seine Frau machen sich fertig für eine Party, kriegen aber die Haare des Sohnemanns nicht aalglatt gelegt, sodass sie beschließen, ihren Sohn und die etwas größere Tochter im Hotel zu lassen. Nun wird Ted als Babysitter engagiert, der alle halbe Stunde nach dem Rechten sehen soll und darauf zu achten hat, dass die unartigen Sprösslinge vor Mitternacht zu Bett gehen. Doch diese denken gar nicht daran, sondern tyrannisieren Ted pausenlos, bis der kurz vor einem Herzinfarkt steht.
Ein weiterer Auftrag steht dem Pagen noch bevor, denn kurz nach Mitternacht wird er ins Penthouse gerufen, wo ein semibekannter Schauspieler (Quentin Tarantino höchstpersönlich) ihn erwartet. Er bietet ihm sofort ein Glas teuren Champagners an und lädt Ted zu einer Wette ein, bei der ein Kübel voll Eis, ein Brett und ein Hackebeil eine entscheidende Rolle spielen werden ...
Das Beste kommt zum Schluss
Die vier Episoden wurden von verschiedenen Regisseuren gedreht und entstammen auch der Feder unterschiedlicher Drehbuchschreiber, was zu deutlichen qualitativen Unterschieden zwischen den einzelnen Szenen führt. Während die erste Szene in der Honeymoon Suite mit dem Hexenclub (gedreht von A. Anders) noch ein recht netter Einstieg in den Film ist und auch mit einigen Gags aufwarten kann, plätschert die Szene im Zimmer 404 (Regie: A. Rockwell) nur langatmig vor sich hin. Ted wird immer nervöser und man merkt deutlich, dass seine Nerven angesichts der Pistole nicht mehr lange mitspielen werden, doch fehlt in dieser Szene eindeutig die Pointe. Die zweite Episode kann im Prinzip nur mit einem einzigen Witz aufwarten, den man aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit angesichts der sich ausbreitenden Langeweile auch leicht verpassen kann.
An dieser Stelle ist Durchhaltevermögen gefragt, denn man sollte sich nicht die beiden letzten Episoden entgehen lassen, die von den bekannten Regisseuren Robert Rodriguez und Quentin Tarantino gedreht wurden. Die Höhepunkte von "Four Rooms" kommen nämlich noch ...
Die beiden Abschlussszenen sind die Highlights des Filmes, ihnen merkt man deutlich die Handschrift von Rodriguez und Tarantino an, die ihren beiden Szenen wesentlich mehr Gags verpasst haben. Die Episode mit den beiden unartigen Gangsterkindern (Regie: Rodriguez) beginnt zunächst recht harmlos, wird dann aber immer verrückter und abgefahrener, bis schließlich das perfekte Chaos ausbricht und sich Ted mittendrin befindet, als der Gangsterbox von seiner Party zurückkehrt. Noch ein kleiner Tipp: Der Gangstersohn schaltet zielsicher den Pornosender im Fernsehen an, dort ist die strippende Salma Hayek zu sehen.
Die Szene im Penthouse (Regie: Tarantino) beginnt erst ganz zögerlich mit einer Unterhaltung zwischen Ted und dem Schauspieler; zunächst weiß man als Zuschauer gar nicht, worauf dies hinauslaufen soll, doch dann wird es schlagartig interessant, als Ted eine mehr als ungewöhnliche Wette unterbreitet wird und er sich in einer verzwickten Situation wiederfindet. Das Ende dieser Episode bringt schließlich eine kleine Überraschung mit sich und sorgt für ein würdiges Ende von "Four Rooms". Insgesamt ist auch diese Episode sehr gelungen, auch wenn mir Rodriuez' Regiearbeit in diesem Fall noch besser gefallen hat. In der Schlussequenz hat auch Bruce Willis einen kleinen Gastauftritt, doch sieht man ihn leider die meiste Zeit nur telefonierend durch ein Nebenzimmer laufen.
Eine unvergessliche Nacht für Ted
Bei "Four Rooms" handelt es sich um einen etwas merkwürdigen Episodenfilm, der trotz einiger bekannter Schauspieler sicherlich keine Unmengen an Produktionsgeld gekostet hat, da er ohne Spezialeffekte und großartige Actionelemente auskommt. Trotzdem ist er äußerst sehenswert, wenn man Filme von Rodriguez und Tarantino und ihren einzigartigen Humor mag. Fans dieser beiden Regisseure werden zumindest in den beiden Schlussszenen auf ihre Kosten kommen, von ihnen erwartet man bitterschwarzen Humor, Geschichten, die sicherlich keinem Alltag entsprungen sind und natürlich abstruse Dialoge. Und obwohl "Four Rooms" sich sicherlich von Tarantinos üblichen Filmen unterscheidet, weiß er doch zu unterhalten und seine Fans zufrieden zu stellen. Besonders durch seine Schlusspointe verleiht er "Four Rooms" ein Ende, das in Erinnerung bleibt.
Auf schauspielerischer Seite fällt besonders Tim Roth in der Rolle des Hotelpagen Ted auf, der zunächst schüchtern seinen Dienst antritt und sich nur mühsam von einer Hexe dazu überreden lässt, sein Sperma zu "spenden", doch im Verlaufe des Filmes versinkt Ted immer mehr im Chaos. Sein Nervenzusammenbruch steht kurz bevor, spätestens als die Kinder ihn völlig verrückt gemacht haben. Tim Roth spielt diese Rolle wirklich herrlich komisch und beherrscht dadurch den gesamten Film, zumal er als einziger Schauspieler an allen Szene beteiligt ist.
Alle weiteren Darsteller haben eigentlich nur Nebenrollen, da sie zumeist nur in einer Szene auftauchen und somit keine Gelegenheit bekommen, sich großartig zu entfalten. Erwähnenswert bleiben aber die beiden kleinen Gangsterkinder, die sehr glaubwürdig als fiese und nervige Quälgeister auftreten. Quentin Tarantino scheint sich in "Four Rooms" selbst zu spielen, er mimt den halbwegs bekannten Schauspieler, der etwas neben der Spur ist und seine verrückten Ideen wie die hier gezeigte Wette ausleben will. Neben Tim Roth' grandioser Darstellung verblasst aber auch ein Tarantino ...
Die DVD
Bildformat: Widescreen, 1,66:1
Tonformat: Deutsch Dolby Digital 5.1
Lauflänge des Filmes: 94 min.
FSK: ab 16 Jahren
Extras:
- Trailer zu Terminator 2, Strange Days, Spawn und True Lies
- Hintergrundinformationen: Produktionsnotizen (Idee zum Film, Abenteuer eines Pagen) und Informationen zu Schauspielern und Filmteam. Sämtliche Hintergrundinformationen sind lediglich in Form von Texten gestaltet.
Die DVD weiß aufgrund der spärlichen Bonustracks und fehlenden englischen Tonspur nicht zu überzeugen. Auch Untertitel sind hier leider Fehlanzeige. Diese DVD kommt mit der absoluten Grundausstattung daher und bietet kaum mehr als den Film und diesen leider nicht einmal im Originalton, der sicherlich noch für etwas mehr Wortwitz gesorgt hätte. Schade.
Fazit
"Four Rooms" ist ein Film für Freunde von abgedrehten Episodenfilmen, auch wenn die einzelnen Filmteile qualitativ sehr unterschiedlich sind. Besonders die beiden von Rodriguez und Tarantino gedrehten Szenen sind allerdings absolut sehenswert und überzeugen auf ganzer Linie; leider können die ersten beiden Szenen nicht so sehr unterhalten. Doch über die ganze Länge des Filmes sorgt Tim Roth in der Rolle des Hotelpagen für Lacher, seine Darstellung gefällt mir sehr gut. Die DVD dagegen bringt nur die Basiseigenschaften mit; so ist der Film lediglich in der deutschen Synchronisation und ohne jegliche Untertitel zu sehen, auch lohnenswerte Extras suchen wir vergeblich. Insgesamt ist der Film somit zwar sehr interessant, mit dem Kauf der DVD sollte man allerdings auf einen Angebotspreis warten.
- Redakteur:
- Maike Pfalz